SXom. 1707, den 4 Novemb. " 183
Sitten und uͤble Grundſaͤtze, beſonders aber Verſtellung und die niedertraͤchtigſte Heu-
cheley einſauget. Ja, bey weiterm Nachdenken uͤber dleſe Sache fange ich faſt zu alauben
an, daß es unfern englifchen Herren, befonbers dem jungen Adel vortbeilbafter ſeyn wuͤrde
zu Hauſe zu bleiben, afs ſich in die Gefahr zu begeben, ihre Unſchuld, beſonders aber
die Kebensmürdige Freymuͤthigkeit und Auftichtigkeit, welche den Britten ſo eigen iſt, un—
ter einer Bande von Leuten, die von Kindheit auf gewohnt ſind, eine Larve vorzuhaͤngen,
und ſich niemals als diejenigen zeigen, die ſie wirklich ſind, zu verlieren.
1 Die Mauern und Befeſtigung der Stadt. PU«
Ich bitte um Erlaubniß, nod) ein Wort von ben Mauern und ber Befeſtigung der
Stadt hinzuzufuͤgen. Da ſie ſehr alt ſind, fo kan man leicht erachten, daß ſie auch febr un—
regelmaͤßig und ſchwach ſeyn muͤffen, unb gegen eine nach heutiger Art geuͤbte und verfebene
Armee nid)t lange ſich halten koͤnten. Die gegenwaͤrtigen Mauern find der gemeinen Mei—
nung nad) vom Kaͤiſer Aurelius aufgefuͤhret, und werden von drey hundert, andere fagen
von drey hundert und funfzig Thürmen vertbeibiget , haben aber keine Givaben, Sie Das
ben drey bedeckte Gaͤnge, welche gang Derumtaufen, übet ein anber, um die Soldaten bey Ver—
cheidigung der Stadt zu bebeden. Sie ſind gegen die Stadt zu ganz offen, haben aber
gegen das Feld drey Reihen Schießloͤcher, um dem Feind Schaden zu tbun, — Wie ich aber
bereits angemeifet habe, ſo iſt alles dieſes von keiner Bedeutung gegen einen lebhaften An—
grif, wie es aus der Eroberung unter dem Herzog von Bourbon erhellet, die wenig oder
gat keine Muͤhe koſtete. Nur mit bem fogenanten Borgo, oder demjenigen Theil der Stadt,
wo bie Peterskirche und der Vatican ſtehet, hat es eine andere Bewandniß, benn der iſt re⸗
gelmaͤßig und nach der neuen Art befeftiget, ſo viel es die umliegenden Anhoͤhen verſtatten
wollen. Dieſe Befeſtigung beſtehet aus Baſtionen und andern Werken, die ſich zu der
Natur bes Bodens ſchicken, die aͤlle mit ſehr dicken und ſtarken Mauern bedeckt ſind, unb na—
he dabey ſtehet das Kaſtel St. Angelo, das ich bereits beſchrieben habe. ;
Das XXVI buptfid, —
Reiſe eon Rom nach Neapel. Ueberbleibſel alter Gebaͤude. Marino ein Staͤdt⸗
chen. la Fayola ein hoher Berg. Velitri eine Stadt. Die Landhaͤuſer dreyer
roͤmiſchen Kaiſer. Sermonetta ein Staͤbtgen. Setia vormals wegen ihres Wei—
nes beruͤhmt. Der Pomptiniſche See. Monte Circello ein Vorgebuͤrge. Ein
weiter aber faſt oͤder Strich Landes. ;
Alte Waſferlettungen. den $ Novemb 1707 M
Heute traten wir unfere Reiſe nad) Reäpel an , unb verließen Rom durch die alte Pore
fa Coͤlimontana, oder das heutige Thor von St. Johann im Lateran. Bald darauf famen
wir auf eine weite Ebene, in welcher wir auf fuͤnf bis ſechs Meilen weit die heberbleibſel
der Waſſerleitungen, welche bie Roͤmer mit ganz erſtaunlichen Koſten errichtet hatten, um
Waſſer in ihre Stadt zu leiten, ſahen. Diejenige, welche darunter noch am beſten erhalten
iſt, hat Pabſt Sixt V ausbeſſern laſſen, um die Aqua Juturna in das Quartier zu fühs
8 ; ren,
Sitten und uͤble Grundſaͤtze, beſonders aber Verſtellung und die niedertraͤchtigſte Heu-
cheley einſauget. Ja, bey weiterm Nachdenken uͤber dleſe Sache fange ich faſt zu alauben
an, daß es unfern englifchen Herren, befonbers dem jungen Adel vortbeilbafter ſeyn wuͤrde
zu Hauſe zu bleiben, afs ſich in die Gefahr zu begeben, ihre Unſchuld, beſonders aber
die Kebensmürdige Freymuͤthigkeit und Auftichtigkeit, welche den Britten ſo eigen iſt, un—
ter einer Bande von Leuten, die von Kindheit auf gewohnt ſind, eine Larve vorzuhaͤngen,
und ſich niemals als diejenigen zeigen, die ſie wirklich ſind, zu verlieren.
1 Die Mauern und Befeſtigung der Stadt. PU«
Ich bitte um Erlaubniß, nod) ein Wort von ben Mauern und ber Befeſtigung der
Stadt hinzuzufuͤgen. Da ſie ſehr alt ſind, fo kan man leicht erachten, daß ſie auch febr un—
regelmaͤßig und ſchwach ſeyn muͤffen, unb gegen eine nach heutiger Art geuͤbte und verfebene
Armee nid)t lange ſich halten koͤnten. Die gegenwaͤrtigen Mauern find der gemeinen Mei—
nung nad) vom Kaͤiſer Aurelius aufgefuͤhret, und werden von drey hundert, andere fagen
von drey hundert und funfzig Thürmen vertbeibiget , haben aber keine Givaben, Sie Das
ben drey bedeckte Gaͤnge, welche gang Derumtaufen, übet ein anber, um die Soldaten bey Ver—
cheidigung der Stadt zu bebeden. Sie ſind gegen die Stadt zu ganz offen, haben aber
gegen das Feld drey Reihen Schießloͤcher, um dem Feind Schaden zu tbun, — Wie ich aber
bereits angemeifet habe, ſo iſt alles dieſes von keiner Bedeutung gegen einen lebhaften An—
grif, wie es aus der Eroberung unter dem Herzog von Bourbon erhellet, die wenig oder
gat keine Muͤhe koſtete. Nur mit bem fogenanten Borgo, oder demjenigen Theil der Stadt,
wo bie Peterskirche und der Vatican ſtehet, hat es eine andere Bewandniß, benn der iſt re⸗
gelmaͤßig und nach der neuen Art befeftiget, ſo viel es die umliegenden Anhoͤhen verſtatten
wollen. Dieſe Befeſtigung beſtehet aus Baſtionen und andern Werken, die ſich zu der
Natur bes Bodens ſchicken, die aͤlle mit ſehr dicken und ſtarken Mauern bedeckt ſind, unb na—
he dabey ſtehet das Kaſtel St. Angelo, das ich bereits beſchrieben habe. ;
Das XXVI buptfid, —
Reiſe eon Rom nach Neapel. Ueberbleibſel alter Gebaͤude. Marino ein Staͤdt⸗
chen. la Fayola ein hoher Berg. Velitri eine Stadt. Die Landhaͤuſer dreyer
roͤmiſchen Kaiſer. Sermonetta ein Staͤbtgen. Setia vormals wegen ihres Wei—
nes beruͤhmt. Der Pomptiniſche See. Monte Circello ein Vorgebuͤrge. Ein
weiter aber faſt oͤder Strich Landes. ;
Alte Waſferlettungen. den $ Novemb 1707 M
Heute traten wir unfere Reiſe nad) Reäpel an , unb verließen Rom durch die alte Pore
fa Coͤlimontana, oder das heutige Thor von St. Johann im Lateran. Bald darauf famen
wir auf eine weite Ebene, in welcher wir auf fuͤnf bis ſechs Meilen weit die heberbleibſel
der Waſſerleitungen, welche bie Roͤmer mit ganz erſtaunlichen Koſten errichtet hatten, um
Waſſer in ihre Stadt zu leiten, ſahen. Diejenige, welche darunter noch am beſten erhalten
iſt, hat Pabſt Sixt V ausbeſſern laſſen, um die Aqua Juturna in das Quartier zu fühs
8 ; ren,