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Blainville, J. de; Wright, Edward; Meyersche Buchhandlung [Hrsg.]; Lockman, John [Bearb.]; Guthrie, William [Bearb.]; Turnbull, George [Bearb.]
Des Herrn von Blainville, ehemaligen Gesandschaftssekretärs der Generalstaaten der vereinigten Niederlande an dem Spanischen Hofe Reisebeschreibung durch Holland, Oberdeutschland und die Schweiz besonders aber durch Italien: aus des Verfassers eigener Handschrift in englischer Sprache zum erstenmal zu Druck befördert von Georg Turnbull der Rechten Doktor und Wilhelm Guthrie Ritter (Dritten Bandes erste Abtheilung): enthaltend die Fortsetzung der Beschreibung von Rom, eine Reise nach Neapel, mit einer genauen Nachricht vom Vesuv und die Rückreise von Neapel in das Florentinische — Lemgo: in der Meyerschen Buchhandlung, 1766

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https://doi.org/10.11588/diglit.53372#0217
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Reiſe don Rom nach Neapel. 1707, den 8 Novemb. 205

2 Francou, ein Staͤdtchen und gluf. —

Ungefehr eine Stunde hernach giengen mir auf einer ſteinernen Bruͤcke uͤber den Fluß
Fraͤncoli! welcher nahe bey einem Staͤdtchen gleiches Namens vorbey láuft. Ein altes
Itinerarium durch Stalien, welches ich bey mir fuͤhre, ſetzt den alten Turris Francoliſa
hieher, nahe bey welchem ſich Fabius Marimus lagerte, als Hannibal, durch einen Irrthum
ſeiner Wegweiſer verfuͤhret, in enge Paͤſſe gerieth, in welchen er mit ſeinem gar zen Heere in
Stuͤcken gehauen werden koͤnnen, wenn ſich nicht ſeine Verſchlagenheit und große Erfahrung
durch einẽ ſoͤnderbare und ſeiner wuͤrdige Kriegsliſt gerettet haͤtte.

Gine anmuthige Gbene. —
In der Fortſetzung unferer Reiſe fanden wir verſchiedene Stellen, wo man den Weg in
den raͤuhen Felſen auf den Bergen hat aushauen muͤſſen, und ein wenig nachher gelangten
wir in eine fehr weite Ebene, welche mit vielem Korn, Weinſtoͤcken und allen Arten frucht⸗
darer Baͤume bepflanzt iſt. Auf derſelben kamen wir auf einem langen Wege nach Capua,
das wir ſchon ſieben oder acht Meilen vorher in der Ferne erblickten.

Das XXIX Hauptſtuͤck.

Reiſe nach Neapel. €apua, eine ſchlechte Stadt. Der Fluß Volturno. Sroße

Menge alter Aufſchriften zu Capua. Beſchreibung dieſer Stadt. Campania Fe⸗

lix, eine uͤberaus ſchone Gegend. Der Fluß Glami Das Staͤdtchen Averſa

Ein Stuͤck der alten Via Capuana. 8— herrlicher Strich Landes. Ankunft,
zu Neapel. ;

Capua, ein ſchlechter Ort. den 9 Novemb. 1707. -

Das neue Capua liegt nicht auf derſelbigen Stelle, wo vormals das alte, das in der
Geſchichte ſo beruͤhmt ift, lag, ſondern ungefehr zwo Meilen bavon, iſt aber doch zum Theil
aus beffen Ruinen erbauet. Es iſt nun ein Staͤdtchen von mittelmaͤßigem Anſehen. Sei⸗
&t Straßen ſind insgemein ſehr ſchmal, uͤbel gepfloſtert, graͤulich korhig und ſehr duͤnne mit
Leuten beſaͤet. Wenn das alte Capua nicht in einem beſſern Zuſtande und reizender gewe⸗
ſen waͤre, als das heutige, ſo mürbe es um Rom geſchehen geweßn ſeyn, denn Hannibal
wuͤrde ſich durch Schwelgereyen, Wolluͤſte und mancherley Ergoͤtzlichkeiten nicht haben ver⸗
ſuͤhren laſſen, ſich hier ſo lange aufzuhalten, unb ſein Heer wuͤrde durch ſeine Luſtbarkeiten
Wid)t verdorben und weibiſch geworden ſeyn. Wenn dieſes nicht waͤre, ſo kan man leicht ere
achten, was das Schickſal einer Stadt und eines Volkes geweſen ſeyn wuͤrde, das ohnehin
ſo oft geſchlagen worden. Einige wollen, das neue Gapua ſey auf der Stelle erbauet, wo
vormals das Staͤdtchen Caſilinum geſtanden, das allen Angriffen des braven Carthagi⸗
nenſiſchen Feldherrn lange Trotz both. Sie berufen ſich deswegen auf eine Stelle des Livius
L. XXH. c. 15. wo er don dieſem Staͤdtchen ſaget: quae urbs Vulturno flumine di-
remta Falernum ae Campanum agrum dividit Ferner führen ſie felgende Worte aus
$em Chronico Caffinenfi des Leonis Oſtienſis an: Circa annos a. Chriſto nato
$oo, cum ob commorantium facinora Capua, quaeante ı5 annos in monte
Trifino aedificata faepius igne cremaretur, confibo habito, Lando c‚omis &
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