Rom. 1707. den 14 Octob. * 2
Das VI Hauptſtuck.
Rom. Die Villa Medici, ober das Luſthaus des Großherzogs von Florenz.
Kirche und Kloſter del Trinita in Monte. Grabmaal des beruͤhmten Muretus
und Nachrichten von ihm Große Menge Gotteslaͤugner in Italien. Piazza di
j Spagna. Einige alte Ueberbleibſel.
Villa Medici. den I4 Octob. 1707.
Die Villa Medici, ober des Großherzogs von Florenz Luſthaus, iſt gleichfals febens*
wuͤrdig. Es ſtehet, wie das Ludoviſiſche, auch auf dem Berge Pincius und an dem Theile
dieſes Huͤgels, der Collis Hortulorum, der Gartenhuͤgel, von den vielen angenehmen Gaͤr?
ten, mit denen dieſer Platz beſetzt war, genennet wurde. Darunter waren die Gaͤrten
des Saluſtius, des Lucullus, der Domitier, des Gíaubius und andere. Meſſalina,
die Gemalin des leztern, wurde auf dieſes Kaiſers Befehl, wegen ihres ſchaͤndlichen Le—
bens, und weil ſie ſo unverſchaͤmt geweſen war, den G. Silius, ihren erſten Buhler, oͤf—
fentlich zu heirathen, in dieſem Garten hingerichtet. Der Cardinal Ferdinand von Medi⸗
ces, erbauete dieſe Villa mit erſtaunlichen Koſten, und ſparte nichts daran, ſie zur anmu—
thigſten in Rom zu machen. Sie ſteht auf einer angenehmen Stelle, und hat eine unge—
ſtoͤrte Ausſicht uͤber die ganze Stadt und die umliegende Gegend. Der Pallaſt iſt von gu«
ter Baukunſt, nach dem Riſſe des Hannibal Lippi. Die Vorderſeite gegen die Gaͤrten zu
hat viele Zierrathen von halberhabener Bildhauerarbeit und Statuͤen. An jeder Seite bes -
Eingangs ſtehet eine Marmoraufſchrift, welche die Fremdlinge warnet, ſich der Freyheit,
die ihnen verſtattet wird, dieſen angenehmen Ort zu beſehen, nicht zu mißbrauchen. In
dem Hauptthore, welches mit eiſernen Platten bedeckt iſt, ſahen mir die Spuren von drey Stuͤck⸗
ſchuͤſſen, welche die Koͤnigin Chriſtina von Schweden von der Engelsburg aus Muthwillen darauf
gethan hat. Unter dem ſchoͤnen und großen Saͤulengang ſtehen verſchiedene Statuͤen von mehr
als Lebensgroͤße, inſonderheit die Juno, die Herſilia, Gemalin bes Romulus, und andere
Sabinerinnen, zween marmorne Loͤwen, von dem beruͤhmten Flaminio Vacca, und zwey
uͤberaus herliche Gefaͤße, eines von morgenlaͤndiſchem Alabaſter und das andere von Mar—
mor, mit halberhabener Arbeit. Die Gallerie hat acht und dreyßig Schritte in der Laͤnge
und viere in der Breite, und iſt mit vielen Statuͤen, die in Blenden ſtehen, deren jede
ein Bruſtbild uͤber ſich hat, aufgeputzt. Die ſonderbarſten findr ein Bacchus; ein Sa—
tyr und Faunus, und zwey von ben Kindern der Niobe; die Bruſtbilder der Tullia, des
Petronius, des Vitellius, der Plotina, der Julia, des Titus unb des fucius Verus, mit
einem uͤberaus ſchoͤnen Kopf des Seneca. Die Treppe und die Gemaͤcher ſind nicht weni—
ger mit dergleichen angefülft. — Wir ſahen daſelbſt die reizendſte Statuͤe des Apollo, des Ga—
nymedes und des Marſyas, wie er eben vom Apoll geſchunden werden ſoll; ferner eine Tafel aus
rſchiedenen feinen und raren Steinen zuſammengeſetzt; noch eine andere mit allerhand
Bildern vom Titian und ein marmornes Bruſtbild Pabſts Leo X, aus bem Mediceiſchen
Hauſe. Zwo anbere Statuͤen von unvergleichlicher Schoͤnheit waren vormals auch hier
zu feben, ſie ſind aber nach Florenz gebracht und in der praͤchtigen Gallerie des Großber⸗
3098 aufgeſtellet worden. Die eine ſtellet den Ackermann gebuͤcket voe, der, da er ſeinẽ Si—
Hel ſchlif, das ganze Geheimniß der Catiliniſchen Verſchwoͤrung erlauſchte, und die ande⸗
* — II re
Das VI Hauptſtuck.
Rom. Die Villa Medici, ober das Luſthaus des Großherzogs von Florenz.
Kirche und Kloſter del Trinita in Monte. Grabmaal des beruͤhmten Muretus
und Nachrichten von ihm Große Menge Gotteslaͤugner in Italien. Piazza di
j Spagna. Einige alte Ueberbleibſel.
Villa Medici. den I4 Octob. 1707.
Die Villa Medici, ober des Großherzogs von Florenz Luſthaus, iſt gleichfals febens*
wuͤrdig. Es ſtehet, wie das Ludoviſiſche, auch auf dem Berge Pincius und an dem Theile
dieſes Huͤgels, der Collis Hortulorum, der Gartenhuͤgel, von den vielen angenehmen Gaͤr?
ten, mit denen dieſer Platz beſetzt war, genennet wurde. Darunter waren die Gaͤrten
des Saluſtius, des Lucullus, der Domitier, des Gíaubius und andere. Meſſalina,
die Gemalin des leztern, wurde auf dieſes Kaiſers Befehl, wegen ihres ſchaͤndlichen Le—
bens, und weil ſie ſo unverſchaͤmt geweſen war, den G. Silius, ihren erſten Buhler, oͤf—
fentlich zu heirathen, in dieſem Garten hingerichtet. Der Cardinal Ferdinand von Medi⸗
ces, erbauete dieſe Villa mit erſtaunlichen Koſten, und ſparte nichts daran, ſie zur anmu—
thigſten in Rom zu machen. Sie ſteht auf einer angenehmen Stelle, und hat eine unge—
ſtoͤrte Ausſicht uͤber die ganze Stadt und die umliegende Gegend. Der Pallaſt iſt von gu«
ter Baukunſt, nach dem Riſſe des Hannibal Lippi. Die Vorderſeite gegen die Gaͤrten zu
hat viele Zierrathen von halberhabener Bildhauerarbeit und Statuͤen. An jeder Seite bes -
Eingangs ſtehet eine Marmoraufſchrift, welche die Fremdlinge warnet, ſich der Freyheit,
die ihnen verſtattet wird, dieſen angenehmen Ort zu beſehen, nicht zu mißbrauchen. In
dem Hauptthore, welches mit eiſernen Platten bedeckt iſt, ſahen mir die Spuren von drey Stuͤck⸗
ſchuͤſſen, welche die Koͤnigin Chriſtina von Schweden von der Engelsburg aus Muthwillen darauf
gethan hat. Unter dem ſchoͤnen und großen Saͤulengang ſtehen verſchiedene Statuͤen von mehr
als Lebensgroͤße, inſonderheit die Juno, die Herſilia, Gemalin bes Romulus, und andere
Sabinerinnen, zween marmorne Loͤwen, von dem beruͤhmten Flaminio Vacca, und zwey
uͤberaus herliche Gefaͤße, eines von morgenlaͤndiſchem Alabaſter und das andere von Mar—
mor, mit halberhabener Arbeit. Die Gallerie hat acht und dreyßig Schritte in der Laͤnge
und viere in der Breite, und iſt mit vielen Statuͤen, die in Blenden ſtehen, deren jede
ein Bruſtbild uͤber ſich hat, aufgeputzt. Die ſonderbarſten findr ein Bacchus; ein Sa—
tyr und Faunus, und zwey von ben Kindern der Niobe; die Bruſtbilder der Tullia, des
Petronius, des Vitellius, der Plotina, der Julia, des Titus unb des fucius Verus, mit
einem uͤberaus ſchoͤnen Kopf des Seneca. Die Treppe und die Gemaͤcher ſind nicht weni—
ger mit dergleichen angefülft. — Wir ſahen daſelbſt die reizendſte Statuͤe des Apollo, des Ga—
nymedes und des Marſyas, wie er eben vom Apoll geſchunden werden ſoll; ferner eine Tafel aus
rſchiedenen feinen und raren Steinen zuſammengeſetzt; noch eine andere mit allerhand
Bildern vom Titian und ein marmornes Bruſtbild Pabſts Leo X, aus bem Mediceiſchen
Hauſe. Zwo anbere Statuͤen von unvergleichlicher Schoͤnheit waren vormals auch hier
zu feben, ſie ſind aber nach Florenz gebracht und in der praͤchtigen Gallerie des Großber⸗
3098 aufgeſtellet worden. Die eine ſtellet den Ackermann gebuͤcket voe, der, da er ſeinẽ Si—
Hel ſchlif, das ganze Geheimniß der Catiliniſchen Verſchwoͤrung erlauſchte, und die ande⸗
* — II re