Rom. 1707, den 25 Octob. - 85
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ihm ſelbſt gemalt; ein Frauenzimmer, vom Baſſano; zwey andere, vom Albrecht Duͤrer;
O3etten, mit Goldſtuͤck auf geuͤnem Grunde bebangen, und viele Gemaͤlde, als ein Bae—
chusfeſt, vom Guido Reni; Chriſtus am Kreuz, vom Julio Romano; eine Zeichnung, vom
SRapbael ; einige Landſchaften, vom Bril; ein St. Sebaſtian, vom Ruſtichino; eine Ma—
ría, vom Andkea bel Sarto; und die Vermaͤhlung der Deil, Catharina, vom Parmeggi⸗
ano. Im letzten Zimmer ruͤhmt man vorzuͤglich eine Maͤria, mit dem Kind Jeſus, vom
Raphael, bie fuͤr ſein allerbeſtes Stuͤck gebalten wird; Simſon, vom Barbieri Guercino ;
Maria, vom Titian; St. Johann, vom Bronzino; unb Judith, von der Lavinia Fontana.
Man fagt, daß nur in dieſem Zimmer nicht weniger als 300 Gemaͤlde allein vom Ras
phael und Titian hiengen. Roſfini ſchaͤtzt das Ganze mit allem Geraͤthe auf zwey Millio—
nen harte Thaler. Die Halbfenſter Mezzaninen) uͤber dem erſten Stockwerk find vom
Tempeſta, Pouſſin, Cortona, Lauri unb Vinzenz Leckerbetten, der, weil er aus Mangel
der kechten mit der linken Hand arbeiten mufte, Manciola genennet wird, auf naſſem
Kalk bemalet. Ich ſchaͤme mich faſt, daß ich meine Leſer mit einer ſo langwierigen Be⸗
ſchreibung aufhalte, ich will daher nur noch ſagen, daß das obere Stockwerk eben ſo praͤch—
tig ſey, als das untere. Tapeten, Betten und Stuͤhle ſind eben ſo koſtbar. Ich bemerk—
te unter andern ein elfenbeinern Schraͤnkgen, mit Gold beſchlagen, und Geſchichten in
halberhabener Arbeit darauf geſchnitten, auch mit Edelgeſteinen beſetzt. Unter den Gemaͤl⸗
Den merben der Raub der Saͤbinerinnen und der Beſuch der Koͤnigin von Saha bey bem
Salomon ſehr bewundert, imgleichen auch die Decken von einem Capuziner Layenbruder
ber ſind, ſehenswuͤrdig.
Das XI Hauptſtick.
Rom. Große Pracht der Peterskirche, und wie ſchwer ſie zu beſchreihen ſey.
Borgo di St! Pietro und der bedeckte Gang Pabſt Alexander VI. Kirche St.
fa Cavalli. Beſchreibung des St. Petersplatzes, mit ſeinem Spitzkegel und Spring:
brunnen. Von dem Stifter dieſer Kirche. Ihr Auftrit, Vorderſeite, Saͤulengang und
Hauptthuͤre. 2
Die praͤchtige St. Peterstirche iſt ſchwer zu beſchreiben. den 25 Detob. 1707.
Da ich bisher eine große Anzahl prächtiger geift - und weltlicher Gebaͤude dieſer Stadt
beſchrieben habe, ſo iſt es nun hohe Zeit, von dem allerherrlichſten unter allen, ich meine,
von der Peterskirche zu reden. Ob wir ſie gleich ſchon uͤber dreißig mal beſucht haben, fo
koͤnnen mir doch nicht muͤde werden, die reizenden Vorwuͤrfe zu betrachten, welche dieſes
erſtaunliche Gebaͤude entbált, Je oͤfter wir ſie ſehen, je mehr werden wir barüber entzuͤckt.
Bey jedem Beſuch, ja bey jedem Blick fallen einem neugierigen Anſchauer neue Schoͤnhei⸗
ten und Vollfommenheiten in die Augen. Wird nun bey dieſen Umſtaͤnden, und in Be—
trachtung meiner ſehr mittelmaͤßigen Geſchicklichkeit, ein jedes Vorhaben dieſelbe zu beſchrei⸗
ben nicht eine unvergebliche Verwegenheit zu
: : .43 eine
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ihm ſelbſt gemalt; ein Frauenzimmer, vom Baſſano; zwey andere, vom Albrecht Duͤrer;
O3etten, mit Goldſtuͤck auf geuͤnem Grunde bebangen, und viele Gemaͤlde, als ein Bae—
chusfeſt, vom Guido Reni; Chriſtus am Kreuz, vom Julio Romano; eine Zeichnung, vom
SRapbael ; einige Landſchaften, vom Bril; ein St. Sebaſtian, vom Ruſtichino; eine Ma—
ría, vom Andkea bel Sarto; und die Vermaͤhlung der Deil, Catharina, vom Parmeggi⸗
ano. Im letzten Zimmer ruͤhmt man vorzuͤglich eine Maͤria, mit dem Kind Jeſus, vom
Raphael, bie fuͤr ſein allerbeſtes Stuͤck gebalten wird; Simſon, vom Barbieri Guercino ;
Maria, vom Titian; St. Johann, vom Bronzino; unb Judith, von der Lavinia Fontana.
Man fagt, daß nur in dieſem Zimmer nicht weniger als 300 Gemaͤlde allein vom Ras
phael und Titian hiengen. Roſfini ſchaͤtzt das Ganze mit allem Geraͤthe auf zwey Millio—
nen harte Thaler. Die Halbfenſter Mezzaninen) uͤber dem erſten Stockwerk find vom
Tempeſta, Pouſſin, Cortona, Lauri unb Vinzenz Leckerbetten, der, weil er aus Mangel
der kechten mit der linken Hand arbeiten mufte, Manciola genennet wird, auf naſſem
Kalk bemalet. Ich ſchaͤme mich faſt, daß ich meine Leſer mit einer ſo langwierigen Be⸗
ſchreibung aufhalte, ich will daher nur noch ſagen, daß das obere Stockwerk eben ſo praͤch—
tig ſey, als das untere. Tapeten, Betten und Stuͤhle ſind eben ſo koſtbar. Ich bemerk—
te unter andern ein elfenbeinern Schraͤnkgen, mit Gold beſchlagen, und Geſchichten in
halberhabener Arbeit darauf geſchnitten, auch mit Edelgeſteinen beſetzt. Unter den Gemaͤl⸗
Den merben der Raub der Saͤbinerinnen und der Beſuch der Koͤnigin von Saha bey bem
Salomon ſehr bewundert, imgleichen auch die Decken von einem Capuziner Layenbruder
ber ſind, ſehenswuͤrdig.
Das XI Hauptſtick.
Rom. Große Pracht der Peterskirche, und wie ſchwer ſie zu beſchreihen ſey.
Borgo di St! Pietro und der bedeckte Gang Pabſt Alexander VI. Kirche St.
fa Cavalli. Beſchreibung des St. Petersplatzes, mit ſeinem Spitzkegel und Spring:
brunnen. Von dem Stifter dieſer Kirche. Ihr Auftrit, Vorderſeite, Saͤulengang und
Hauptthuͤre. 2
Die praͤchtige St. Peterstirche iſt ſchwer zu beſchreiben. den 25 Detob. 1707.
Da ich bisher eine große Anzahl prächtiger geift - und weltlicher Gebaͤude dieſer Stadt
beſchrieben habe, ſo iſt es nun hohe Zeit, von dem allerherrlichſten unter allen, ich meine,
von der Peterskirche zu reden. Ob wir ſie gleich ſchon uͤber dreißig mal beſucht haben, fo
koͤnnen mir doch nicht muͤde werden, die reizenden Vorwuͤrfe zu betrachten, welche dieſes
erſtaunliche Gebaͤude entbált, Je oͤfter wir ſie ſehen, je mehr werden wir barüber entzuͤckt.
Bey jedem Beſuch, ja bey jedem Blick fallen einem neugierigen Anſchauer neue Schoͤnhei⸗
ten und Vollfommenheiten in die Augen. Wird nun bey dieſen Umſtaͤnden, und in Be—
trachtung meiner ſehr mittelmaͤßigen Geſchicklichkeit, ein jedes Vorhaben dieſelbe zu beſchrei⸗
ben nicht eine unvergebliche Verwegenheit zu
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