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Blainville, J. de; Wright, Edward; Meyersche Buchhandlung [Hrsg.]; Lockman, John [Bearb.]; Guthrie, William [Bearb.]; Turnbull, George [Bearb.]
Des Herrn von Blainville, ehemaligen Gesandschaftssekretärs der Generalstaaten der vereinigten Niederlande an dem Spanischen Hofe Reisebeschreibung durch Holland, Oberdeutschland und die Schweiz besonders aber durch Italien: aus des Verfassers eigener Handschrift in englischer Sprache zum erstenmal zu Druck befördert von Georg Turnbull der Rechten Doktor und Wilhelm Guthrie Ritter (Dritten Bandes erste Abtheilung): enthaltend die Fortsetzung der Beschreibung von Rom, eine Reise nach Neapel, mit einer genauen Nachricht vom Vesuv und die Rückreise von Neapel in das Florentinische — Lemgo: in der Meyerschen Buchhandlung, 1766

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https://doi.org/10.11588/diglit.53372#0236
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224 | Neapel. oy. den 12 Novemb.

ſchoͤnem Marmor, nach des Fonſags Zeichnung, auf moſaiſche Art, mit großem Laubwerk
eingelegt. Die Schraͤnke ſind aus Nußbaumwurzel verfertiget und die Arbeit daran un—
vergleichlich. Sie enthalten eine unglaubliche Menge Kleinodien und Oefb - unb Silberge—
ſchirre, worunter das betraͤchtlichſte folgendes iſt: ein Dorn von der Leidenskrone Chriſti,
in Gold gefaſſet mit vier Perlen und eben ſo viek Topaſen, von außerordentlicher Groͤße und
Schoͤnheit; ein guͤldenes Kreuz, mit Heiligthuͤmern, ein Geſchenke der Koͤnigin Johanna I
von Neapel, dieſer ſanftmuͤthigen Frau, die ihren Gemal Andrees von Ungarn erwuͤrgen
ließ, weil er nicht Mann genug fuͤr ſie mar ; ein großes Kreuz von Ambra, von einem Koͤ—
nig von Pohlen hieher gegeben; ein kleines Gemaͤlde, auf einem ſehr harten Stein, auf mel-
chem die Kreuzigung Ehriſti mit wol tauſend Figuren vorgeſtellet iſt, welches alles ein blo—
ßes Spiel der Natur ſeyn ſoll; dieſes ſonderbare Stuͤck iſt eine Gabe der Johanna II. Koͤ
nigin von Neapel; Verſchiedenẽ Kelche aus purem Golde, mit der feinſten Filigran, oder
Dratharbeit; ein großes ſilbernes Kreuz, ſo wol wegen ſeiner Schwere als inſonderheit
wegen ſeiner ſonderbaren Arbeit merkwuͤrdig. Ich habe alfein zwey und vierzig Figuren,
ohne eine Menge anderer halberhabenen Bilder, barauf gezaͤhlet. Es iſt das Werk des
Antonius Glentile, von Faenza, der wegen Verfertigung der ſchoͤnſten Kirchengefaͤße von
Gold und Silber fo-berühmr iſt. Er ſoll nicht weniger als vierzehn Jahre mit ber Aus—
ardeitung dieſes einzigen Kreuzes zugebracht haben, und daſſelbe mit 12000 Ducaten be«
zahlt worden ſeyn. Ferner eine Menge ſilberne Blumentaͤpfe mit Blumen von demſelbigen
Metall, woran die Arbeit fo vortreflich iſt, daß ſie der Natur gleich kommen, einige von
Girone, und andere vom Gagini da Palermo, zween großen Kuͤnſtlern in dieſer Art; ein
praͤchtiger Himmel von Jotzann Dominicus Vinacci, der 10000 Ducaten koſtet, und ete
ne Abbildung der Empfaͤngniß Mariaͤ, die 16000 Ducaten koſten ſoll, nebſt zwey großen
Bruͤſtbilderu, das eine vom St. Martin, das andere vom St. Bruno. Am erſten iſt ein
großer morgenlaͤndiſcher Rubin, von hohem Werth, unb bey dem andern ein filbernesKreuz, wel⸗
Hes einige Ueberbleibſel dieſes Heiligen enthaͤlt. Ich uͤbergehe eine Menge von Behaͤltniſſen
fampen, Leuchtern und Gefaͤßen, alfe von purem Silber, imgleichen viele Altarzierrathen
und Bekleidungen von gleichem Metall, weil ihr Verzeichniß unendlich und eckelhaft ſeyn
mürde, Nur dieſes will ich noch gedenken, daß viele dieſer Dinge mit Perlen und Edelge⸗
ſteinen ganz bedeckt ſind. Eine Altarbekleidung iſt heſonders fehens werth. Sie iſt ganz
von Stickerarbeit, von dem Nicolaus Ia Faye, auch Fage, aus Arles in der Propenee,
aber ſo ſchoͤn, daß ihr gewiß kein Pinſel gleich kommen kan. Der Pater Vicarius erzaͤhlte da⸗
bey, der Kuͤnſtler haͤtte wegen der Feinigkeit der Arbeit nicht mehr als zwey Stunden des
Tages darauf wenden Finnen, Sie enthaͤlt uͤber hundert Tiguren, deren jede ml hundert
barten Thalern bezablt worden, folglich komt das gange Werk auf 12000 Thaler zu fte«
Ben, Man fan daher wol ſagen, daß dieſes Stuͤcke wenig, oder gar keines ſeines gleichen
in der Welt habe.

Der neue Schatz.

Im neuen Schatz werden eige große Anzahl Heiligthuͤmer, in Gold und Silber einge⸗
faſſet, in nicht weniger ſchoͤnen Schraͤnken, auch von Nußbaumwurzeln, gleich den vori⸗
gen, aufbemabret, Auf denſelben ſind allerhand Landſchaften und andere angenehme Vor⸗
wuͤrfe vortreflich abgebildet.

Dex Tapitelſaal uud die Keller.. * *

Der Saal, in welchem die Mönche Kapitel halten, iſt gleichfals ſehens werth. *

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