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Blümner, Hugo
Technologie und Terminologie der Gewerbe und Künste bei Griechen und Römern (Band 2) — Leipzig, 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.4950#0099

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- 89 -

bedient, die Bleiglasur (Bleioxyd mit Thon, Lehm oder Sand
vermengt), ist eine Erfindung der Araber, welche im 12. Jahr-
hundert in Italien Eingang fand, während sie in Deutschland
erst im 13. Jahrhundert durch einen Töpfer in Schlettstadt
(im Elsass) bekannt wurde.1) Eine Glasur im eigentlichen
Sinne, d. h. einen glasartigen, durchsichtigen Ueberzug der
Gefässe kennt (abgesehen von den orientalischen Völkern) im
Alterthum nur die römische Keramik. Die griechischen Thon-
waaren sind sämmtlich unglasirt; man verwandte eben grosse
Sorgfalt auf die Zubereitung des Thons, schlämmte ihn äusserst
fein, sodass er bei starkem Brennen sehr dicht wurde; und
dazu kam bei gewissen Gefässen eine treffliche Politur und
namentlich noch ein ausgezeichneter Firniss hinzu.2)

Dieser Firniss erscheint besonders bei den bemalten Ge-
fässen griechischer und italischer Technik, und hier vornehm-
lich bei der schwarzen Farbe; gewisse Vasen, wie z. B. die
von Nola, zeichnen sich ganz speciell durch die Schönheit
ihres Firnisses aus. Es fragt sieh nun aber, ob hier ausser
der schwarzen Farbe, mit welcher der grösste Theil der Ober-
fläche der Gefässe überzogen und die Malereien daran aus-
geführt worden sind, noch ein besonderer Firniss angewandt
worden ist, oder ob jener Firnissglanz schon an und für sich
in der schwarzen Farbe lag, resp. durch den Verbrennungs-
process derselben erzeugt wurde. Ich erwähnte schon oben
die Ansicht Jorio's und Hausmann's, dass dieselbe Flüssig-
keit, dünn aufgetragen, den Firnissglanz, den wir auch auf
dem rothen Thongrund bemerken und der denselben noch
leuchtender erscheinen lässt, als die Farbe des Thones an sich
ist, erzeuge, während er stärker aufgetragen die schwarze Farbe
hervorgebracht habe. Aber diese Ansicht empfiehlt sich nicht;
vielmehr wird man in der That die Anwendung eines wirk-
lichen Firnisses, mit dem das ganze Gefäss, nach Vollendung
der Malereien, noch überzogen wurde, annehmen müssen. Die-
ser Firniss wurde dann mit eingebrannt, und da die bunten
Deckfarben erst nach dem Brennen aufgetragen wurden, so

J) Brongniart II, 97 f. Keller 10 fg.
2) Vgl. Keller p. 12.

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