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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 11.1909-1910(1910)

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Nr. 4-5
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Voss, Georg: Die Burgen auf der Fahrt von Eisenach nach Coburg: (Burgenfahrt 1910)
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https://doi.org/10.11588/diglit.31848#0073

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I70Z als Äesitzer genannt rverden. Gcic l88l gel>örc es dein prasidenccn dcs Landcags
des Großherzogcuins Sachsen Wciinar Lreiycrrn von Rocenhan.

Die ungewöhnliche Lage der beiden auf dcinselben Bergrücken so nahe bei einander er-
baucen Gchlösier erinncrc lebhafc an die beiden von ^einrich ^eine besungenen Burgen -Liebcn-
stein und Scerrenberg ain Rchcin.

)iuch bei der Brandenburg kac diese Lage der Gagenbildung reichen Gcoff geboccn. Auf
der rvestlichen Burg rvohnce Lurc von Reckrodc, auf der östlichcn Burg Runz von Branden-
burg. Beide Ritter waren iniceinander eng befrcundec und fieistige Zechgenosi'en. Uin das
chZand zwischen dcn bciden Vurgcn noch fefter ;u knüpfen, beschlosien sie, daß ihre Rinder
einandcr heiracen sollccn. chZodo von Brandenburg verlobcc sich inic Bercha von Reckrodc
und der Tag der Verniahlung wurde inic großen Geprange festgesctzt.

Doch Riccer Bodo, der sein Lebcag wohl allzu fleißig in dcn Liedern der Nlinne-
sanger gelesen, hacre bei seinein stürinischen Liebeswerben ganz vergesicn, daß cr
sein Her; schon langft ciner anderen versprochen hacce. In cincr silberhellcn Niondnachc
war er auf einein Iagdzuge Ln eine gehciinnisvolle Grocce des nahen Goringer Felsens
eingecrecen. Dorc lag in cincin Ruhebecce die in einen weißen Gchleier gehüllre äALpe dcs
Berges, eine LLchtgestalr aus veilchcndufc und Mondenschein. Berauschc war Bodo zu Lhren
Füßen nicder gesunken. Als er ain nachsten Morgcn bciin Erblasien des Nlondcs
erwachte, war die Vlste verschwundcn. Aber an seinein Finger leuchtece der Perlenring, inic
dcm sie sich dein jungcn Ricccr angelobc hacce. Iln jeder k?ollinondnacht sahen sich die beiden
Liebenden wicder. Doch die Rircer iin Zeicalter der Minnesanger hacccn ein weices ^erz.
An dem glanzenden »Zofe des Abces ;u Fulda war in dein Tauinel der Faschingsfeste bald
das dufcige ^ild der so heiß geliebcen Bergnipe aus Bodos Herzen encschwundcn.

Aber die Nipe hacce ihn nichc vergesien. Ueberall in Berg und Tal, wo sie ihn inic
seiner geliebten Bertha Hand in «Zand einherschreicen sah, rief fie ihin ihr Lnnigstes „Gcdenke
Mein" ;u, iin placschern der Wellen des Bergguells, iin Rauschen dcs bvindes, Lin lockcnden
Ruf der äAachcigallcn; zuerst init heißer Gehnsucht, dann Ln leisen Rlagetönen, endlich
drohend iin Aufruhr dcr Eleinente, iiu Rollen des Donners, im Zucken dcr Blitze. Doch
Äodo spoccece ihren Rufen und stol; schricc er am Tage der k?erinahlung mic
Bercha von Rcckrodc zum Traualcar. Aber die Riescn und Zwerge, die Robolde und
Gnoinen, die Nyniphen „„d Undinen, die gucen und die bösen Feen, welche in den Rlüfcen
des Berges, in den Häuinen dcsbvaldes, in denävellen der cief unten iin Tale vorübcrfließenden
äverra leben, und dencn die Nkachc der Eleinence gegeben ift, hörten den Gchmerzcnsschrei
ihrer Gefahrcin. k?on allen Geitcn eilcen sie herbei, um die creulos v>erracene zu rachen.
Sie ließcn die Lelsen, auf denen die Brandcnburg crbauc ist, erbcben. Der Himiuel ver-
finsterce sich. Die bvcllen der bvcrra rauschcen auf. Die kNauern der Äurg bcgannen zu
wanken und die Rapelle, in der der Bund des creulosen Riccers geschlosien werdcn sollte,
sank mic der Äurg in Trümmer. ävas die Gage hier schildert, war die Rache der alc-
germanischenDamonenwelc. DLeRache an demGeschlechc derMenschen,das mic seinen Rlöstern
und Rapellen die heicere Welc der Gnomcn und Fecn aus diesen Äergcn zu vercreiben suchte
und das sich so stolz vermessen hacce, mic diesen beiden Äurgen das stille, schöne Tal der
Werra zu beherrschen.

Das Mauerwerk der herrlichen Ruine ist vor einigen Iahren uncer der Leicung des
(vberbaudirekcor Rriesche in Weimar durch piecacvoll ausgcführce Gicherungsarbeicen
vor weiceren Verfall geschützt worden.
 
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