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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 15.1914

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Nr. 1
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Wendlandt, Wilhelm: Die Wilhelmsburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.32140#0011
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XV. Iahrg. Nr. 1

Zeitung für Wehrbau,
Wohnbau und Städtebau

er Burgwart s «

Organ der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen

Herausgeber: Professor Bodo Ebhardt, Architekt, Berlin-Grunewald

Der Burgwart erscheint achtmaljährlich — Bezugspreis: 12,50 Mk. jährlich — Mitglieder der Vereinigung
zur Erhaltung deutscher Burgen (Mindestbeitrag 10 Mk. jährlich) erhalten den Burgwart unentgeltlich frei ins Haus.

ie Wilhelmsburg.

Von Dr. Wilhelm Wendlandt,
Mitglied des Zlbgeordnetenhauses.

Allgemeine Einführung.

Die Denkmalpflege ist in unseren Tagen zu einer gemeinsamen Pflicht aller ge-
bildeten Stände geworden. Sie ist inzwischen auch in Deutschland von der bloßeti Er-
haltung zur Wiederherstellung übergegangen. Nicht als ob sich in Deutschland etwa ein
besonderer Wiederherstellungseifer zeigte: auch in diesem Punkte folgte es gemätz dem
späteren Eintreten eines fast allgemeinen, oft sehr erheblichen Wohlstandes zeitlich erst
dem Auslande, namentlich England und Frankreich nach.

An einem jüngst in Gegenwart Seiner Majestät des Kaisers gehaltenen Vortrag hat Herr Profefsor
Bodo Ebhardt diese für viele überraschende, aber höchst erfreuliche Tatsache an der Hand von Lichtbildern
dargetan.

Erst Ansang der siebziger Aahre nach dem glücklichen Krieg gegen Frankreich konnten die Kunst-
historiker mit Erfolg dazu übergehen, eine Art von Znventarium der Kunstschätze des Deutschen Reichs
aufzunehmen und Anregungen für die Erhaltung und Wiederherstellung zu geben, die seither Aussicht
auf Beachtung haben. Deutlich ist dieser historische Vorgang erkennbar an der Wilhel m sburg
in Schmalkalden. Solange diese Burg hessisch war, teilte sie das Schicksal vieler Fürstenschlösser, die ehe-
mals als Wohnsitz oder als Prunkpalast sich der Vorliebe ihrer sürstlichen Erbauer erfreut hatten, von
späteren Generationen aber vernachlässigt, verlassen, ja dem Verfall anheimgegeben worden sind.

Als 186b Kurhessen und mit ihm die thüringische Enklave, genannt Herrschast Schmalkalden, an
Preutzen kam, wollte allerdings das ehemalige Fürstenhaus privatrechtliche Ansprüche an das Schlotz
geltend machen. Ein langjähriger Prozetz brachte indes auch die Wilhelmsburg unter preutzische Ver-
waltung, und zwar unter domänenfiskalische. Damit war das kunstgeschichtliche Schicksal der Burg zu-
nächst nicht gebessert. Aber berufene Männer des An- und Auslandes erhoben alsbald ihre Stimmen
gegen die Zerstörung und den Verfall dieses Bauwerks aus dem 16. Iahrhundert, das als ein Kleinod der
deutschen Renaisfancezeit bezeichnet werden mutz und bezeichnet worden ist. Als erster in Deutschland
mutz Essen w e i n, der damalige Direktor des germanischen Museums in Nürnberg, genannt werden.
Auf seine Veranlassung entsandte in den siebziger Iahren der Konservator der Kunstdenkmäler v. Q u a st
den Baurat und Professor v. Dehn-Nothfelser aus Kassel zur Besichtigung des Schlosses. Seit
jener Zeit ist die preutzische Verwaltung aus die erforderliche Pflege dieses seltenen, ja einzigartigen Kultur-
denkmals wiederholt ausmerksam gemacht worden. Sie gestattete zunächst, datz der Henneberger Alter-
 
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