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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 15.1914

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Nr. 8
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Wenzel, Ernst: Die Burg Felsberg in Hessen
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https://doi.org/10.11588/diglit.32140#0177
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16Z

Die Burg Felsberg in Hessen.

Von E. Wenzel, Magdeburg.

em Reisenden, der mit der Main-Weserbahn das schöne und abwechslungsreiche
Hessenland durchsährt, sallen zwischen den Stationen Wabern und Kassel zwei ein-
ander aus den ersten Blick sehr ähnelnde Burgen auf, ja es kommt vor, dah beide
Burgen sür ein und dieselbe gehalten werden, da man die eine nur aus einer ge-
wissen Entsernung sieht und die andere plötzlich, nachdem bei einer Kurve das Bild
der ersteren dem Gesichtskreis entschwunden ist, in groher Nähe auftaucht. Es sind die Burgen Felsberg und
Altenburg, beide am Rande des Edertals aus einzeln hochragenden Basaltkegeln gelegen. Wegen ihrer Nähe
und Zugehörigkeit zueinander hat sie ein namhaster hessischer Burgensorscher das hessische Kusstein genannt.

Die Burg Felsberg, die bedeutendere von beiden Burgen, liegt nordwestlich unmittelbar über dem
gleichnamigen hessischen Städtchen aus einem nach Z Seiten steilabsallenden Basaltselsen mit imposanten
Felszacken und Säulenbildungen, der nur vom Westen her leichter zugänglich ist und den östlichen Aus-
läuser eines langen Landrückens bildet.

Von der Burg haben sich bis auf das Fehlen jeglichen Holzwerks, der Valkenlagen und Dachstühle
die Mauern, Türme und Tore in nur gering beschädigtem Zustand erhalten. Man kann also nicht mit dem
Chronist der StadtFelsberg, Dr.W.Grotesend, von Trümmern der Burg reden und auch nicht behaupten,
dah sich nur vereinzelte Mauern und Türme der Burg erhalten haben.

Von der Stadt aus sührt ein schmaler, im Anfang ziemlich schross nach der Seite abschüssiger Fuhpsad
vor eine Psorte der Vorburg, bestehend aus einem sauber mit Schräge und Hohlkehle prosilierten Vor-
hangsbogentor. Diese sührt in einen Vorhof westlich der innersten Burg, über deren Tor sich ein hohes
Gebäude erhob, von dem der gröhte Teil der Umfassungsmauern bis zur ursprünglichen Höhe noch er-
halten ist. Das auf den ältesten Abbildungen der Burg sichtbare vorgekragte Holzstockwerk mit Ecktürmchen
ist nicht mehr vorhanden. Von Fenstern haben sich in der Nordmauer ein spitzbogiges Fenster und ein
solches mit Nasen besetzt erhalten; man könnte annehmen, dah die Fenster zu einem Kapellenraum oder
einem vornehmen Gemach gehörten. Beide Fenster liegen in tiesen und breiten Blenden, in deren
Leibungen sich kleine Wandnischen besinden. An derNückseite des prosilierten Fenstergewändes sieht man
noch die Löcher sür die Besestigung von hölzernen Verschluhläden. An diese beiden Fernster schließen sich
östlich Z Schiehscharten und Z Wandnischen an, davon die beiden äuhersten paarweise angeordnet sind.
Dem Verlaus der Mauer entsprechend muh das hohe Gebäude einen hakenförmigen Grundrih gehabt
haben.

Von den anschliehenden Amsassungsmauern der innersten oder Hochburg zeigt die nördliche einen
steinernen Wehrgang mit 2 Reihen Schiehscharten übereinander, die oberen sind breite Fensterscharten,
die unteren schlitzartig, nach hinten sich stark erweiternd. Ein weitex nach Osten sich anschliehendes niedriger
liegendes Stück Mauer weist keine Scharten und Fenster aus und verläust bis zur Ecke eines rechteckigen
von Süd nach Nord gelegenen Gebäudes, von dem der obere Mauerkranz fehlt. Auf der Südseite sieht man
noch die Sandsteinumrahmung eines breiten später zugemauerten Fensters. Nach Norden sällt unter dem
Gebäude die Felswand jäh hinhab. Von der Mitte der Südwand läust die Mauer nach Süden und dann
in einem scharsen Knick nach Westen. An diesem Teil sieht man noch ein in breiter Blende liegendes Vor-
hangsbogensenster. Von dem in der Blende daneben befindlich gewesenen Fenster ist nichts mehr zu sehen.

Nach Süden schlieht sich ein noch unter Dach besindliches Haus an, das sogenannte Pulverhaus,
innerlich interessant durch 2 tonnengewölbte Räume mit Lustlöchern, die so konstruiert sind, dah man von
außen nicht hindurchsehen kann. Der westliche Raum ist noch mit einem Keller versehen und hat im Erd-
geschoh ein Apsidengewölbe, so dah die ganze Anordnung den Eindruck einer romanischen Kapelle macht.
Die Lichtschlitze und Entlüftungsrohre sind durch Backsteine in die oben beschriebene Form gebracht. Der
südliche Raum zeigt nördlich noch einen schmalen vorgelagerten Gang. Der Zweck der ganzen Anlage
 
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