Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 15.1914

DOI Heft:
Nr. 4
DOI Artikel:
Burg Kriebstein
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32140#0102
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Burg Kriebstein.

wildromantischen Zschopautale erhebt sich auf schrossem Felsen der trutzige Bau
der Vurg Kriebstein. Iahrhunderte beherrschte sie das Tal zwischen den Städten
Mittweida und Waldheim. Vorbei sind diese Zeiten. Zu Füßen der Burg liegt eine
riesige Papiersabrik, eine Bahn wurde für diese durch das stille abgeschlossene Tal
gebaut; die Besitzer der Fluren dasür expropriiert; riesige Schlote — wie in so
manchen anderen lieblichen Gegenden Sachsens — verunzieren die Landschastz
und trauliche efeubewachsene Bauernanwesen mußten geschmacklosen Arbeiter-
kaserilen weichen.

Erhaben über alle diese Häßlichkeiten hat die Burg ihre romantische Eigenart
bewahrt. Vielseitig sind die Geschicke der Burg gewesen. Urkundlich wird Krieb-
stein, in alten Zeiten auch Crywenstein, 14O7 zum erstenmal erwähnt. In der Rrkunde ist die Burg als
bereits vollendet bezeichnet; dies läßt daraus schließen, daß die ältesten Teile der Burg aus einer srüheren

Zeit stammen; unterstützt wird diese
Annahme durch die Tatsache, daß
Dietrich vonBeerwalde imIahre1Z82
von dem Lehnsherrn aufgefordert
wurde, die Burg auszubauen. Der
Lehnsherr Landgras Friedrich II.
knüpfte daran die Bedingung, daß die
Burg jederzeit ihm und seinen Nach-
solgern osfen stünde. Dietrich von
Beerwalde konnte sich nicht lange des
Besitzes erfreuen, da er kurz nach
Vollendung der Burg von dem Ritter
Staupitz von Reichenstein vertrieben
wurde. Friedrich der Streitbare kam
seinem Vasallen gegen Staupitz zu
Hilfe. Nach langer, beschwerlicher Be-
lagerung mußte sich Staupitz, vom
Hunger bezwungen, ergeben. Zum
Lohne sür ihre Tapserkeit gestattete Friedrich ll. den Weibern der Burg sreien Abzug unter Mitnahme ihrer
teuerstenHabe. Wie erstauntwar der Landgraf, als dieZugbrücke herabsielund sich dasSchauspiel vonWeins-
berg wiederholte. Dietrich von Beerwalde solgte im Besitz der Burg seinSchwiegersohn NitterApelVitzthum;
nach dessen Enthauptung fiel sie an seine Witwe, während sein Sohn Apel der Iüngere die unter der
Herrschaft von Kriebstein stehenden Dörser erhielt. Diesen Besitz nahm ihm Friedrich II. weg und be-
lehnte damit den Ritter Kunz von Kausungen. Als dann später Kunz von Kaufungen den Besitz wieder
herausgeben mußte, entspann sich die in der Geschichte bekannte Fehde, die mit dem Prinzenraub und der
Enthauptung von Kunz von Kausungen endigte. Endloser Zwist und Streit spann sich um die Mauern der
Burg. Der Besitz wechselte unaufhörlich bis in den Ansang des 19. Iahrhunderts. Er gehörte im Lause
der Zeit den Familien „Schleinitz, Ende, Schönburg, Carlowitz, Schönberg, Lreutz, Schindler und Milkau,
seit 1824 Arnim."

Der Lage nach gehört Kriebstein zu den Höhenburgen. Aus einem 34 m hohen schrofs über den
Zschopausluß sich erhebenden Felsen erbaut, war die Burg in alten Zeiten durch ihre Lage von der Süd-
und Westseite uneinnehmbar: die Nord und Ostseite sind durch den starken Torbau und die Ringmauer
geschützt. Die Burg hat im Lause der Iahrhunderte manche baulichen Veränderungen durchgemacht. Der
Torbau, mit Ausschluß des Z.Stockes, derPalas 'mit anschließender Kapelle und Halle haben sich in ihrer ur-

Abb. 77. Burg Kriebstcin, Hos.
 
Annotationen