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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 15.1914

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Nr. 4
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Ermisch, Hubert: Schloß Weesenstein
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https://doi.org/10.11588/diglit.32140#0087
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XV. Iahrg. Nr. 4


Zeitung für Wehrbau,
Wohnbau und Städtebau

er Burgwart

Organ der Vereinigung znr Erhaltung deutscher Burgen

Herausgeber: Prosessor Bodo Ebhardt, Architekt, Berlin-Grunewald
Burgverlag, G. m. b. H., Berlin-Grunewald

Der Burgwart erscheint achtmal jährlich. — Bezugspreis: 12,50 Mk. jährlich. — Mitglieder der Vereinigung
zur Erhaltuug deutschcr Burgcu (Mindestbeitrag 10 Mk. jährlich) erhalten den Burgwart unentgeltlich frci ins Haus.

Schloß Weesenstein.

Von Geh. Regierungsrat Dr. Hubcrt Ermisch in Dresden.

as stattliche Schloß Weesenstein, das sich, etwa 15 irm von Dresden und Z kvi von dem
Städtchen Dohna am rechten Aser der Müglih aus steil aussteigendem Felsen erhebh
würde uns von einer tausendjährigen Geschichte erzählen, wenn Steine reden könntem
Was Ilrkunden und Chroniken darüber berichten, ist sreilich nur wenig.

Die Entstehung der Mark Meißen sällt bekanntlich in das 10. Aahrhundert; ihre ur-
sprünglichen Bestandteile waren die Gaue Daleminzi und Nisani. Der Gau Nisanß der
sich aus beiden Seiten des Mittellauss der Elbe zwischen Meihen und Schandau aus-
dehnt, war als Grenzgebiet gegen Böhmen hin von jeher von besonderer Wichtigkeit. Aralte Straßen
verbanden die Nachbarlande zu sriedlichem und kriegerischem Verkehr. Eine der wichtigsten und ältesten
war der Paßweg, der vom Elbtale ausgehend eine kurze Strecke das Tal der Müglitz versolgte, bei Burk-
hardtswalde die Höhe gewaim, dann über Liebstadt, Börnersdors, Breitenau, Liebenau, Fürstenwalde
den Kamm des Erzgebirges überschritt, endlich sich gabelte und über Kulm und über den Geiersberg in
die böhmische Niederung hinabstieg: ein Weg, den vielleicht schon die Cimbern und Teutonen, dann
Marbod bei seinem Zuge gegen Armin (im Fahre 17 nach Chr.) benutzte, der während der Völker-
wanderung häusig überschritten wurde und der seit dem 9. Iahrhundert sowohl vom friedlichen Kaus-
mann wie von streitbaren Heeren ost betreten wurde. Am Ausgangspunkte dieses wichtigen Verkehrs-
weges wurde, wohl noch im Laufe des 10. Iahrhunderts, die seste Burg Dohna (Donin) angelegt; wie die
um 928 von König Heinrich I. erbaute Feste Meißen, war wohl auch Donin eine Gründung der Kaiser
aus sächsischem Hause, und wie Meißen im Gaue Daleminzi der bedeutendste militärische Stützpunkt sür
die deutschen Eroberer im Slawenlande war, so war vermutlich der Burg Dohna eine gleiche Stellung im
Gau Nisani zugedacht; beide wurden Mittelpunkte von Burggrasschaften, deren Inhaber ihren Besitz
ursprünglich vom Neiche zu Lehen trugen. Wenig später als die Burg Donin mag an derselben Straße
und wie jene zu ihrem Schutze die Feste Weesenstein angelegt worden sein. Von ihrer Entstehungs-
zeit zeugen sreilich nur die ältesten Teile des noch heute stehenden mächtigen Turmes, die vielleicht noch
dem 10. Iahrhundert angehören, von ihrem deutschen Arsprunge der Name, der in älteren Arkunden
zumeist Weißenstein lautet.

Im 12. Fahrhundert war die Burg Dohna und die damit verbundene Burggrasschast als Reichslehen
in den Besitz des Edlen Henricus de Notowa, des Stammvaters des noch heute blühenden Hauses der
 
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