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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 15.1914

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Nr. 3
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Ebhardt, Bodo: Der neue Wartburg-Gasthof
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https://doi.org/10.11588/diglit.32140#0086
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72

aus die Arsachen, warum die
meisten unserer Bergdenkmäler,
Bismarcksäulen usw., dem Land-
schaftsbilde troh aller ihnen per-
sönlich etwa eigenen Schönheit
sremd bleiben. Dabei ist natüc-
lich nicht zu verkennen, datz bei
einem Idealbauwerk auch die ge-
wollte Anregelmätzigkeit eine
Adealisierung erfahren mutz. Auch
die Wartburg selbst verdankt
einen grotzen Teil ihres hohen
künstlerischen Reizes der ge-
schwungenen Grundritzsorm, die
aus der Benuhung der unregel-
mätzigen Bergspitze entstanden ist, und dieser Unregelmäßigkeit schlietzen sich die Formen des neuen
Bauwerkes an.

Zu dessen guter Wirkung trägt weiter bei, datz diejenigen Teile des Baues, die viel Platz und grotze
Fenster verlangen, im Keller liegen, wo sie durch den Baumwuchs an den Bergabhängen dem Auge völlig
entzogen werden, so datz nur die oberen Geschosse sichtbar bleiben, die ganz schlicht, aber malerisch gestaltet
worden sind durch unregelmäßige Anlage der Fenster, ganz wie der Bedarf sie in einzelnen Fällen ver-
langte. Die Farbe des Baues ist genau die des Berges und der Wartburg.

Angestrebtistalsojedenfallseine möglichst vollkommeneLösung der prak-
tischen Bedürfnisfrage ineineräußerenForm, dieinkeinerWeiseanspruchs-
voll neben den malerischen, gewaltigenund durch Alter, Sage und Geschichte
geweihten Mauern der Wartburg hervortritt. Damit war natürlich dem Ar-
chitekten die grötzte Entsagung bei der künstlerischen Durchbildung seines
Baues und bei der Ausschmückung desselben aufgezwungen.

So ist denn auch z. B. an dem ganzen Äutzeren des Baues nicht ein einziges „Ornament" verwendet.

Die Wirkung ist vielmehr nur
durch eine künstlerisch wohltuende
Gruppierung der Massen zu er-
reichen gesucht worden.

Freilich auch in die Lösung
einer so bescheidenen Aufgabe,
wie den Bau eines Gasthofes,
kann der Künstler tiefere Ge-
danken legen, und schöne sinn-
gemähe Gestaltung wird hier sicher
ebenso zur Erziehung der Menschen-
massen, die dort verkehren, bei-
tragen, wie die edlen Formen
manchen größeren Monumental-
baues, der die Menschen zu idea-
leren Zwecken in seinen Mauern
vereinigt.

y y

Abl>. 65. Blick in die Küche.

Verantwortlicher Schriftleiter: Prof. BodoEbhardt, Berlin-Grunewaid. — Für den Inseratenteil verantwortlich: W m. Baron, Berlin.
Verlag: Burgverlagk G. m. b. H., Berlin-Erunewald. — Druck: F m b e r g L L e s s o n , G. m. b. H., Berlin.
 
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