Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 15.1914

DOI Heft:
Nr. 6
DOI Artikel:
Die Burgenfahrt der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen vom 15.-20. Juni 1914
DOI Artikel:
Burgenschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32140#0148
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
134

Aus der Fahrt nach dem Kriegsschauplatz halten wir eben am Futze der Marksburg. Die soll

immer und ewig Deutschlands Stolz und Freude bleiben^ dasür wollen wir kämpfen. Herzl. Grutz

v. Einsiedel-Gnandstein.

Burg Gnandstein war abermals eine Ossenbarung, überaus malerisch auf hohem Felsen im Wyhratal
gelegen, besnrdet es sich fast ein halbes Iahrtausend im Besitz der Familie von Einsiedel und ist in weit-
gehendem Matze vor dem Versall bewahrt geblieben. Durch die Wohnräume mit ihren lauschigen Winkeln
weht noch der unbeschreibliche Zauber vergangener Iahrhunderte. In der köstlichen Schlotzkirche mit ihrem
unschätzbar wertvollen alten Gerät hat Martin Luther, der dem damaligen Burgherrn eng befreundet
war, wiederholt gepredigt. Sechs Tage vor der Schlacht bei Mühlberg hat Karl V. aus der Burg gewohnt*).

Nach viel zu kurzem Ausenthalt in den anheimelnden Näumen und nach gastfreier glänzender
Bewirtung wurden wieder die Autos zur Fahrt nach Geithain bestiegen und von hier die Fahrt
nach Leipzig, dem Endpunkt der diesjährigen Studienreise fortgesetzt, wo die Burgenfahrer einer Ein-
ladung des Rates der Stadt zu einem Empsang im neuen Rathause Folge leisteten.

In den kerzenstrahlenden Festräumen des imposanten Baues beschlotz ein vornehmes Gastmahl die
Sächsische Burgensahrt. Bürgermeister Roth begrützte die Teilnehmer namens der Stadt, dann erhob
sich Prinz IohannGeorgzu einer bedeutungsvollen Ansprache. Er wies aus die besuchten Städte,
Schlösser und Burgen hin und gab der Überzeugung Ausdruck, datz das landschastlich so schöne Sachsenland
bei den Burgenfahrern dauernde Eindrücke hinterlassen werde. Die kulturelle und soziale und hohe nationale
Bedeutung der Burgenfahrten läge auch darin, datz die Teilnehmer Land und Leute^ aber auch die Indu-
strien und Handwerkskünste der verschiedensten deutschen Gebiete kennen lernten. Mit einem Hoch aus
Leipzig, die grotze Handelsstadt, schlotz der Prinz. Bodo Ebhardt ergrisf nochmals das Wort zum Abschied-
nehmen und zum Dank an alle Freunde in Sachsen und überreichte zum Schlutz auch dem Vertreter der
Stadt die Medaille der sächsischen Fahrten. Als der hohe Protektor der Fahrt Prinz Iohann Georg dann
Abschied nahm, brachte Exzellenz von Bardeleben aus Seine Königliche Hoheit ein dreifaches
Hurra aus.

Die Burgenfahrer aber saßen in anregendem Geplauder noch lange beisammen und werden diesem
würdigen Abschlutz der so vielseitigen und genutzreichen Fahrt ein treues Gedenken bewahren.

Ietzt aber wirken wir tätig, jeder an seinem Platze, zur Rettung des Vaterlandes, dessen Schön-
heiten die Fahrten der Vereinigung uns so ost gezeigt haben. Bis zum letzten Blutstropfen diese heiligen
Gesilde zu verteidigen, dazu sind wir bereit. Den Sieg verleihe uns Gott!

*) Eine ausführliche Würdigung der berühmten Burg sindet der Leser im Burgwart Nr. Z diescs Iahrganges.

Burgenschau.

Dis mit * versehenen Nachrichten sind eigene Mitteilungen unserer
Mitarbeiter. Nachdruck derselben nur mit Quellenangabe gestattet.

Gefährdet.

Ndünichau.

ZIN Zuni dieses Iahrcs brannte das malerische uralte Schlotz
Münichau bei Kitzbühel in Tirol insolge Blitzschlag ab, das
urkundlich schon im Aahre 1Z14 das Rittergeschlecht der
Münichauer bis zu der Zeit innehatte, als ihr Besitz saint dem
benachbarten Kitzbühel durch Kaiscr Max tirolisch wurde.
Münichau spiclte namentlich im 16. Iahrhundert cine Rolle
bei den Unruhen und bci dcn Verfolgungen der Sckte dcr
Wicdertäufer. Zm 17. Iahrhundert kam das Schlotz in den
Bcsitz der Grasen Lamberg in Kitzbühel, und bis zum letzten
Zahre wurde das halb ruinenhaste, aber innner noch stattliche
Gebäude vom kunstsinnigen Schlotzherrn Grasen Hugo Lamberg
unter Dach gebracht und so vor weiterem Versall gcschützt.

Leider starb Gras Hugo Lambcrg iin Vorjahre, der junge Schlotz-
erbe ist in den Krieg gegen Rutzland gezogen, und jetzt werden
die interessanten Burqreste, diese steinerncn Zeugen der alten
und ehrenvollenGeschichte Tirols, angeblich in pietätloser Wcise
sinnlos zerstört. Durch Demolicrung dcr Nundtürine wcrden
Steine sür den Ncubau des glcichsalls abgebrannten Dors-
wirtshauses gewonnen, obwohl hierfür in der nächsten Um-
gebung genug Steine als Baumatcrial sich vorfinden. Es ist
zu erwarten, datz dieser unter den Augen der Kitzbüheler Be-
zirkshauptmannschast sich vollziehenden Verwüstung des histo-
risch intercssanten Baudenkmals inzwischen Einhalt getan
wurde und ein Eingreifen der k. k. Zcntralkommission sür Er-
haltung der Kunst- und historischen Denkmale wäre dringend
wünschenswert.

Wiederherstellungsarbeiten.

Nltena.

In der letzten Hauptvcrsammlung des Märkischen Burg-
vereins, der sich die Wiedcrherstcllung der Burg Altena in
 
Annotationen