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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 15.1914

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Nr. 5
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Krebs, Joh.: Die nach römischen Vorbildern auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers im Frühjahr 1913 erbauten Schanzen bei der Saalburg
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Wenzel, Ernst: Die Weidelburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.32140#0115
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§>ie Ausführung der beiden Schanzen in der sorgfältigen Arbeit, wie sie von unseren Pionieren
troh des andauernd schlechten Wetters, bei dem der angeschüttete Boden vom Negen zum Teil wieder
weggeschwemmt wurde, innerhalb der 2 bzw. 4 Tage geleistet ist, würde bei römischen Soldaten mindestens
ebenso lange gedauert haben. Es kommt hierbei besonders die umständliche und schwierige Arbeit bei dem
Flechtwerk der Zinnen in Betracht, da das scharfe Ambiegen der 2—3 om starken Auten, die hierfür erst
über Feuer geröstet werden müssen, sehr viel Zeit in Anspruch nimmt und die Arbeit durch die Höhe der
Zinnen sehr erschwert wurde.

Die Pioniere arbeiteten beinahe täglich unter den Augen ihres Kaisers, der mit den Offizieren
und sachverständigen Archäologen die Arbeiten besprach und überall anregend wirkte. Zn leutseliger Weise
unterhielt er sich mit Unterofsizieren und Mannschaften, eine Photographie, die ich sah, zeigt ihn, wie er
am Schlutz der Arbeiten „Löhnungsappell abhielt", dabei jedem Ossizier und Anteroffizier einen blanken
Zubiläumstaler in die Hand drückend. Diesen Taler gibt keiner von denen aus, die ihn bekommen, er
vererbt ihn aus seine Familie als Andenken an die Tage, an denen er unter seinem Kaiser tätig sein konnte
— und das hat heutigentages auch seine hohe Bedeutung.

Die Weidelburg.

Von E. Wenzel, Magdeburg.

n dem ehemals kurhessischen Kreise Wolfhagen, südlich der gleichnamigen Stadt, in
unmittelbarer Nähe der Grenze des Fürstentums Waldeck, ragen von einem 504 m
hohen Basaltkegel die stolzen Trümmer der Weidelburg auf. Am Fuße des Berges
ziehen sich terrassenartig die Ländereien des Dorfes Ippinghausen hinauf, der obere
Teil des Berges ist, wie auch das ganze Burggelände, mit Buchenhochwald bestanden.

Die Burg ist in ihrer Gesamtanlage noch wohlerhalten und besteht aus einem
nördlich gelegenen, älteren Pallas von drei Stockwerken, einem südlichen jüngeren
Bau von unregelmätziger Grundform und vier Stockwerken, zwei hohen Mauern
zwischen diesen Gebäuden, einem südlichen Zwinger mit einer Schildmauer gegen
den Basaltfelsen des sogen. Freudensteins, einer Ringmauer mit flankierenden
Halbrundtürmen um die West-, Nord- und Ostseite der Pallasbauten und einer der Ostseite vorgelagerten
äußeren Mauer, die gleichfalls durch Nundtürme verstärkt ist.

Der Weg zur Burg führt in Windungen an dem Berg hinauf und endet vor dem Tor auf der Süd-
seite der Burg.

Das breite Spitzbogentor liegt in einem unten rechteckigen, oben runden Turm am äußeren Zwinger.
Links erhebt sich ein Basaltfelsen mit der Schildmauer, nach rechts fällt das Gelände steil ab. Das Tor
hatte doppelten Niegelbalkenverschluß und wurde durch Schlüssellochscharten seitlich und oben im Turm
verteidigt. Von diesem Torturm verläuft in nordöstlicher Nichtung eine l,35 w starke Ningmauer in
weitem Bogen um den Außenzwinger. Aus der Mauer springen hinten offene Schalentürme mit je
drei divergierenden Schlüssellochscharten in zwei Stockwerken vor. In der Ningmauer befinden sich in einer
unteren Neihe Schlüssellochscharten, in einer oberen einfache Schlitzscharten. Von dem Wehrgang, der
hinter diesem verlief, haben sich nur die steinernen Konsolen erhalten.
 
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