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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 15.1914

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Nr. 7
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Eine alte Völkerscheide
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Ebhardt, Bodo: Cesena
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https://doi.org/10.11588/diglit.32140#0159
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Unter den Gebäuden der Stadt sind besonders zu erwähnen die 1755—1855 erbaute Kathedrale,
die alte Abtei von St. Waast, das um 1510 im gotischen Stile erbaute Rathaus, eines der schönsten in
den alten niederburgundischen Landen, sowie der neben dem Rathaus 1554 errichtete Beffroi, ein 75 m
hsher, viereckiger Turm, der auf der Spitze eine herzogliche Krone mit einem kolossalen Löwen trägt. —

Douai.

Douai, Hauptstadt des Arrondissements Du Nord, war schon im Mittelalter ein befestigter Platz
von Wichtigkeit. Ebenso wie Arras wurde die Stadt jahrhundertelang umstritten. Sie wurde belagert,
eingenommen und zurückerobert durch Aranzosen, Vlämen, Kaiserliche und Spanier. Erst 1715 durch den
für Deutschland so schmählichen Frieden von Atrecht, der allein durch Englands gewohnheitsmäßigen
Verrat an seine Verbündeten möglich war, wurde die Stadt endgültig mit Frankreich vereinigt.

Die Universität von Douai, jetzt in Lille, wurde 1652 von den Spaniern zur Bekämpfung der
Revolution in den Niederlanden gegründet.

Das Rathaus ist ein sehr schönes Werk im niederländisch-gotischen Stile, zum Teil noch aus dem
15. Iahrhundert stammend; ein 40 Meter hoher Turm schmückt den Bau.

Cesena.

Von Bodo Ebhardt.

ie Bestrebungen der deutschen Kaiser, Italien zu erobern und ein großes mittel-
europäisches Reich zu bilden, werden uns gewöhnlich dargestellt als romantische
Unternehmen, als ehrgeizige Versuche, das alte römische Reich wiederherzustellen.
Vielleicht wäre es aber einer gründlichen Untersuchung wert, festzustellen, wie weit
^ die Bildung eines Staates, der quer durch Europa gelagert und dem Anprall der
minderwertigen Nassen von Ost und West besser widerstehe, eine Lebensnotwendigkeit der Völker
Mitteleuropas ist.

Nicht ohne Grund wiederholt sich doch im Dreibund und vorher 1870 und jetzt im Weltkriege von
1914 diese Zusammenstellung von Gewalten, die nach äußerlichen Beobachtungen so verschiedene und
widerstrebende Elemente wie Italiener und Deutsche, Türken und Nord-Germanen umfaßt, ja die sich
in diesem Kriege so erfreulich bis zum Nordkap in Schweden und Norwegen und bis Sizilien, Konstan-
tinopel und ans Schwarze Meer und durch Kleinasien bis zur indischen Grenze hin ausdehnt. — Es ist
das, nachdem uns England den„Seeweg nach Indien" wieder schließt, wie er uns im Mittelalter bis zu dem
Zeitalter der Entdeckungen verschlossen war, in gewisser Weise eine Rückkehr zu der uralten Welthandels-
straße zu Lande durch Asien. Zu einer Straße, die durch Kleinasien und Persien bis an die Grenzen
Indiens führt und dort hoffentlich einen Angrisf auf Englands Angstkolonie ermöglicht.

Aus der Notwendigkeit heraus erscheint die heutige, den Feinden wohl sehr unbequeme, weil fast
undurchbrechbare Zusammensassung Mittel- und Süd-Ost-Europas geboren, und unter diesen Am-
ständen mag auch in heutiger Zeit ein Blick auf Italien, ja auf ein Einzelschicksal einer italienischen
Burg gerechtfertigt bleiben. Gibt doch auch dieses Einzelschicksal noch manchen Hinweis aus deutsche
Kämpfe und deutsche Beziehungen in Italien. An die gewaltigen Kämpfe der Stausenkaiser be-
sonders erinnert unsere Betrachtung der Vergangenheit Cesenas, das, an der großen alten Via Emilia
 
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