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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 15.1914

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Nr. 3
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Pfau, William Clemens: Rochlitz, Wechselburg, Rochsburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.32140#0067
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Rochlitz, Wechselburg, Rochsburg.

Von Prof. Dr. C. Psau, Waldheim.

Rochlitz.

ie Rochlitzer Burgist höchstwahrscheinlich auf der Stelle einer wendischen
Besestigung erbaut; die Ortsgründung von Nochlitz selbst fällt zweisellos in
die Tage der heidnischen Urzeit, zu welcher es bereits eine hervorragende Rolle
unter den Ortschaften der ganzen Gegend, die damals verhältnismätzig dicht
bevölkert war, spielte. Schon lange vor Christus herrschte hier ein reger Verkehr;
die Siedler nährten sich hauptsächlich von Iagd, trieben aber nebenbei Landwirtschaft und verstanden
sich auf allerlei gewerbliche Fertigkeiten. Diese einzelnen wichtigen Aufschlüsse erbringt die ungeheure
Menge prähistorischer Erdfunde, welche in der Gegend gemacht worden sind und welche sich zur Zeit fast
sämtlich in der Nochlitzer Schlotzkapelle befinden; sie gehören den verschiedensten Epochen von der Stein-
zeit bis zur deutschen Kolonisationszeit an. Zur Herstellung ihrer Waffen und Handwerkszeuge benutzten
die hiesigen Rreinwohner der Steinzeit sehr verschiedene Steinarten, wie Feuerstein, Grünstein. Gabro
usw. Manche dieser Gesteinssorten kommen in der Nochlitzer Gegend selbst im natürlichen Zustand vor,
andere bezog man von auswärts im rohen Zustand und verarbeitete sie dann in unserer Pflege.

Die nach der Völkerwanderung, etwa um 600, in unsere Gegend eingedrungenen Wenden hinter-
lietzen hier ebenfalls zahlreiche Spuren ihres Daseins, micht nur Fundgegenstände, sondern vor allem
auch Orts- und Liegenschaftsnamen. Der Ortsname Nochlitz ist slawisch; doch wird er verschieden ge-
deutet (Bergheim?). Den Wenden sind auch in erster Linie Wallanlagen zuzuschreiben, die z. T. Be-
festigungen darstellen mögen, z. T. aber sicher auch friedlichen Zwecken dienten, etwa als Gerichts-, Kult-
oder Gemeindeversammlungsstätten. Die Nochlitzer, Kriebsteiner und Wechselburger Gegend ist reich
an derartigen Wallanlagen verschiedener Form. Mitunter befinden sie sich auf felsigen Kuppen, und
es mag wohl sein, datz die Stelle des Nochlitzer Schlosses ursprünglich ebenfalls einen solchen Wall aufwies.

MehrereFahrhunderte herrschten dieWenden in unserer Pflege, bis sie durch die Kaiser des sächsischen
Hauses (919—1024) unterjocht wurden. Zu jener Zeit tritt Nochlitz mit seiner Burg allmählich in das Licht
der Geschichte; der Rochlitzer Burgward spielte damals sogar eine bedeutende Nolle.

Als Heinrich I. 928 als Bollwerk gegen das Slawentum die Burg Meitzen errichtete, stellte er wohl
einen Zusammenhang zwischen den Elbgegenden und dem westlichen deutschen Stammland durch stark
befestigte Anlagen her, zu denen Nochlitz gehört haben mag. 9ö8 wurden die slawischen Bistümer
Meitzen, Zeitz, Magdeburg errichtet; ein Konzilbeschlutz legte 981 das Nochlitzer westliche Muldenuser
als Grenze des Meitzener Bistums fest, und — von wenigen Iahren abgesehen — ist dieses Flußgebiet
dann bis in die Neformationszeit die Scheide zwischen Meißen und Merseburg geblieben.

Zur Zeit Heinrichs II. gehörte Nochlitz den Söhnen des 1002 ermordeten Meißener Markgrafen
Ekkehard; dieselben gerieten in Erbschaftsangelegenheiten in einen erbitterten Streit mit dem Stiefbruder
des reichsfeindlichen Fürsten Boleslav von Polen, dem Meitzener Markgrafen Guncelin, welcher 1009
Nochlitz anbrennen lietz und kurz darauf wegen seiner Gewalttätigkeiten abgesetzt wurde.

Als die Familie der Ekkehardinger 1046 ausstarb, fiel der Nochlitzer Besitz an Kaiser Heinrich III.,
welcher in demselben Aahre seiner Gemahlin Agnes Landgebiet in dem Nochlitzer Burgward und benach-
barten Strichen durch eine zu Nochlitz gegebene Urkunde verbriefte. Auch Heinrich IV. besuchte Nochlitz,
wo er 1068 eine Schenkungsurkunde der Stiftskirche zu Meitzen ausstellte. Für die Folgezeit werden die
Nochlitzer Besitzverhältnisse unklar. Das Stift Naumburg erhob Anspruch auf Schloß und Gau Nochlitz,
doch liegt über diesen angeblichen Besitztitel keine Originalurkunde vor. Am Aahre 114Z wurde der Mark-
graf Konrad der Grotze von Wettin durch König Konrad III. mit der Nochlitzer Grafschaft belehnt, und
seit jener Zeit hat letztere — mit Ausnahme einer kleinen Anterbrechung unter Adolf von Nassau, 1296 bis
1298 — stets zum Besitzbestand des erlauchten Fürstengeschlechts der Wettiner gehört.

G Als Konrad der Große, der sich 1156 in das von ihm mit gegründete Kloster Petersberg bei Halle
zurückgezogen hatte, 1157 starb, besaß sein dritter Sohn, Dedo der Feiste, die Grafschaften Nochlitz und
 
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