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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 15.1914

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Nr. 7
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Eine alte Völkerscheide
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https://doi.org/10.11588/diglit.32140#0152
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Eine alte Völkerscheide.

ie Namen aller jeht im Vordergrunde der Kämpfe ftehenden, in Flandenp Artois und dem
modernen Nordwest-Frankreich liegenden Orte wie Atrecht (Arras) Nyssel (Lille) Lam-
brai sind noch gar nicht lange französischer Besitz. Während sie in der Reformationszeit
meist noch unmittelbar zumNeich gehörten, lagen sie später in den spanisch-niederländischen,
dann österreichisch-niederländischen Besitzungen, und erst die Kriege Ludwigs XIV., ja
teilweise erst die Nevolutionskriege änderten diesen Zustand. Freilich ist die Durch-
setzung der niederdeutschen flümischen Sprachgebiete mit Französisch sprechenden Be-
wohnern in diesen seit Iahrtausenden umstrittenen Gebieten eine starke, aber ebenso wie
das Französisch sprechende Lothringen ist darum doch auch dieses Land altes deutsches Reichsgebiet. —
Der Überblick über die Geschicke einiger der strategisch auch in diesem Kriege wieder höchst wichtig ge-
wordenen Städte beweist die Nichtigkeit dieser Tatsache; — datz sie auch jetzt wieder in den Kämpsen
eine so wichtige Rolle spielen, deutet außerdem auf Notwendigkeiten chin, die beim Friedensschluß von

Samlg. B. E.

Abb. 107. Dünkirchen (aus: Braun- und Hohenberg).

deutscher Seite erwogen werden müßten, denn ein Friedensziel will das deutsche Volk sehen, einen
Gewinn, der die ungeheuren Einsätze an Gut und Blut rechtfertigt. — Durch Englands Verrat an seinen
damaligen Verbündeten sind die meisten im Frieden von Atrecht dem Hause Habsburg verloren gegangen,
jetzt scheint England dasür sorgen zu wollen, daß dieser Verlust des Deutschen Reiches in irgendeiner,
allerdings nicht leicht zu findenden Form wieder gutgemacht werden soll. Freilich würde das auch wieder
aus Kosten der jetzigen Verbündeten der Engländer geschehen, die zu verraten es sich in dem Augenblick
wohl bereitwilligst entschließen würde, in dem sein Vorteil es nützlich erscheinen lassen könnte.

Bethune, St. Omer, selbst Arras und Lille waren nach dem Westsälischen Frieden noch Reichsgebiet,
Dünkirchen wurde 1652 von den Spaniern wiedergewonnen, erst 1658 eroberte Turenne es sür Frankreich.
Bei der sür England gefährlichen Lage der Festung so nahe der englischen Küste versuchte dieses Land
zunächst Dünkirchen selbst zu erwerben, verkauste die Stadt dann sreilich an Ludwig XIV., machte aber
1715 in Atrecht die Entfestigung des Platzes zu einer Hauptsriedensbedingung. Ansere Bilder Nr. 107
und Nr. 111 zeigen die Stadt im 16. und im 17. Iahrhundert. Der Stadtplan des 17. Iahrhunderts
enthält noch die mittelalterliche Mauer mit dem Stadtkern, der von ziemlich regelmäßig, rechtwinklig ge-
kreuzten Straßenzügen ausgesüllt wird.

Wie bei der damaligen Belagerung die Überschwemmung der Amgebung zur Verteidigung
mithelsen mußte, zeigt das Bild Nr. 111, auch heute hofsen die Franzosen und Engländer auf dieses Ver-
 
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