Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 15.1914

DOI Heft:
Nr. 2
DOI Artikel:
Wenzel, Ernst: Ebersberg an der Rhön
DOI Artikel:
Natteroth, Friedrich: Burg Querfurt
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32140#0042
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
28

ein Holzgebäude angelehnt hatte. Vor Iahren fand man beim Pflanzen eines jungen Baumes innerhalb
des Burgringes einen Keller, den die Forstbehörde jedoch bis zu einer gründlichen Durchforschung des
Burggeländes wieder schlietzen ließ. Mehrfach wurden auch von Besuchern der Burg eiserne Bolzen und
Pfeilspihen gefunden.

Burg Querfurt.

Von Friedrich Natteroth- Friedenau.

itten im Herzen Deutschands, unweit Merseburgs und Magdeburgs, diesen großen
Kirchenzentren des Mittelalters, liegt das kleine ländliche Städtchen Querfurt.
Auch die Kleinstadt Naumburg ist nur einige Wegstunden von ihm entfernt,
während nördlich den Harzstrich hinauf die alte bekannte Bergmannsstadt Eis-
leben, die Geburtsstadt des Reformators einer neuen Zeit, des Dr. Martin
Luther, die nächste Nachbarstadt bildet. Rnd weil wir schon das Herz Deutschlands
hierher verlegten, so findet man es auch natürlich, datz sich alle edleren Teile des
grotzen Organismus hier herum gruppieren, soweit man geschichtlich, ethno-
graphisch und physiographisch dieses Bild heranziehen darf. Eine wahre Fundgrube jedoch ist dieser
Landstrich für die Burgenfreunde, denn in dem bergigen Terrain erheben sich allerorten Schlösser und
Burgen, manche, die noch guterhalten ihrer eigentlichen Bestimmung dienen und irgend einen hoch-
gräflichen oder sürstlichen Namen in ihren Mauern beherbergen, andere wieder, die von ihrer geschicht-
lichen Bedeutung verloren haben — eine geschichtliche Bedeutung haben sie meist alle besessen, denn
von hier aus dem Herzen des Deutschen Neiches sind ja die umwälzenden Veränderungen des Mittel-
alters zur Neuzeit ausgegangen — nur wartet manche verfallene Feste von den Höhen im Lande, datz
ein Entdecker und ein Freund ihrer Geschichte kommt, um sie wie der Prinz im Märchen aus tausend-
jährigem Dornröschenschlaf wach zu küssen.

Ein solches Schicksal ist wohl auch der trutzigen und doch so wunderholden Burg Querfurt be-
schieden, von der hier die Nede sein soll. Und noch einmal möchte ich, bevor ich mich mit dem eigentlichen
Charakter der Burg besasse, das prachtvolle Bild in kurzen Strichen zeichnen, wie sie sich dem Besucher
aus der Ferne gibt, ein Bild so voll unvergetzlichen Eindrucks, datz man es wohl noch nach Aahren kennbar
im Herzen trägt. Während Thüringer Boden sich hier über eine weite Ebene wellenartig ergietzt und an
Fruchtbarkeit und Erträgnis zu den gesegnetesten Landgebieten zählt, reitet auf einem kleinen sansten
Nücken plötzlich aus den Tälern und den mannshohen wogenden Getreideseldern heraus das alte Städtchen
Querfurt mit seiner Burg. Man verstehe, so ganz abseits von der grotzen Stratze, so ganz vergessen, ohne
Schaden zu nehmen, denn das Kleinod liegt so wohlkonserviert in dem Neichtum der Gegend und würde
 
Annotationen