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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 15.1914

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Nr. 4
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Klemm, Albert: Ältere Burg- und Festungsanlagen des Königsteins
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https://doi.org/10.11588/diglit.32140#0098
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Ältere Burg- und Festungsanlagen des

DonZlIbcrt Klemm, Oberlehrcc auf Acstuug Königftein.

nter den zahllosen Bauarbeiten am Königstein, deren Zweck von 1589 an es war,
aus der alten böhmischen Königsburg im Elbtale ein festes Bollwerk gegen Böhmen
zu schasfen, sind die von 1589 bis 1593 und unter dem baulustigen August dem
Starken und seinem Sohne ausgeführten die größten und kostspieligsten gewesen.

Als 1589 der Kursürst Christian I. auf Betreiben seines kühnen Kanzlers Dr.
Nikolaus Krell den Berg, „so von Natur vest und daran der Elbstrom fleutzt, zu
einer rechten Vestung" erbauen lietz, galt es die alte Burganlage an der ver-
witterten Westseite in halber Höhe der Felsen zu beseitigen, an Stelle des hier
befindlichen Burggrabens und seiner Wehren einen erhöhten Wall für die Geschühe zu schasfen, die
„Circumferenz" des Berges mit sechseckigen oder runden Türmen zu versehen und die Schluchten im
Innern zu schließen. Ganz besonders wichtig aber mußte die Herstellung eines sturmsreien Einganges
und eine gesicherte Auffahrt erscheinen. Deshalb wurde das alte Burgtor (im jehigen Bärenzwinger)
an der Südwestecke geschlossen und der Eingang an die jehige Stelle verlegt. In die innere Seite des
neuen Walles wurde, etwa 18 m unter dem Wallgang, die Burgpforte eingebaut, die man 1902
hier auffand. Sie ist zwischen Horn und Noter Brücke (das ist die erste Zugbrücke, über die der Besucher
beiin Betreten der Außenwerke geht) in halber Höhe über einem kleinen Weidentümpel verborgen.
Ein Felsenpfad, der alte Herzogsweg, führte zu ihr empor. Die eigentümlichen Maßverhältnisse der
Pforte lassen wohl darauf schließen, dah sie einmal im Interesse des Verkehrs erweitert worden ist. Die
stark ausgetretene Steinschwelle zeugt von ihrem Alter. Durch sie haben auch die Mönche des hier
gelegenen Cölestinerklosters (1517 bis 1524) ihren Weg zur Höhe genommen, von denen der Prior Mantel
1523 zuerst floh, um in Wittenberg Luthers Gehilfe zu werden.

Die Hauptgebäude des Berges waren 1589 die drei aus dem frühesten Mittelalter stammenden
Häuser, die Kaise r b urg, das Berghaus und das Brauhaus, deren Vorhandensein durch den Ver-
fasser 1904 auf Grund einer für die Geschichte des Königsteins sehr wichtigen Arkunde festgestellt wurde.
Das Hauptstaatsarchiv zu Dresden Lok. 4334 Bl. 47 enthält die Äbertragung „von Ampt vnde votie
zum Königsteine 1445 an Nickl Caraß". Seit 1406 waren die Wettiner in Meißen die Herren des
Königsteins, der in diesem Iahre vom Markgraf Wilhelm mit stürmender Hand den Böhmen entrissen
ward. In der erwähnten Arkunde sind laut der vorgenommenen Inventur „yff der Keißerburg eyne
lade mit pfilscheften, 11 handbüchsen, Steinbüchsen, 2 Laden mit Pfeilen, 8 Schock pfile, 16 armborste,
2 Fäßchen mit Pulver, 5 Hunde vor dem Schlosse, drei laufen frei umher". Wo hat sich diese alte Kaiser-
burg des Königsteins, die hier aus dem mittelalterlichen Dunkel erscheint, befunden? Betritt man heutigen-
tages die Festung, so weist der Führer zunächst auf die links sich erhebende Georgenburg und
rechts auf das Kommandantenhaus hin, zwischen ihnen ist die Streichwehr. Hier war bis 1589 eine
große Schlucht, so daß die beiden erstgenannten Gebäude früher getrennt gestanden haben müssen und
nur durch einen Wehrgang mögen verbunden gewesen sein. In ihnen stellen sich uns die beiden Schlösser
dar, von denen der alte Chronist, der Dominikanermönch Lindner in Pirna, am Ende des 15. Iahrhunderts
berichtet, daß „sie mit czinnen umbmauert gewest".

Von ihnen ist nun das Hauptschloß, die Georgenburg, durch Herzog Georg den Bärtigen um 1500
restauriert worden, was einzelne Fenster an der Westseite und die an der Nordfassade durch alle Stock-
werke gehende, jetzt vermauerte Arkadenhalle erweisen. Nur die gegenwärtige Georgenburg kann also
die alte Kaiserburg gewesen sein, die wahrscheinlich von dem Aufenthalte Kaiser Karls IV. hier ihren
Namen erhielt. Er urkundet vom 5.—19. August 1359 in Königstein. In diesem alten Iagdschlosse
böhmischer Könige mag auch der deutschgesinnte, liedkundige Wenzel II. 1241 am 7. Mai die für Historiker
so wichtige Grenzurkunde unterzeichnet haben. Ooäsx ciipl. Kaxonias ro^iao II, 1, 111:
 
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