Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 15.1914

DOI Heft:
Nr. 4
DOI Artikel:
Ermisch, Hubert: Schloß Weesenstein
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32140#0088
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
74

Burggrafen von Dohna, gelangt. Ob die Burg Weesenstein damals zur Burggrafschaft Dohna gehörte
oder ob sie — nach der Vermutung des sächsischen Historikers Schöttgen — erst um 1275 zusammen mit
der Herrschaft Rabenau als Mitgift der mit Burggraf Otto III. von Dohna vermählten Tochter des Burg-
grafen Meinher III. von Meißen an das Haus Dohna gelangte, läßt sich nicht mit Sicherheit entscheiden.
Ihre erste Erwähnung findet sich in einem Nevers desselben Burggrafen Otto vom 17. Dezember 1318,
durch den dieser sich dem Markgrafen Friedrich dem Freidigen von Meißen zu Hilse und Dienst ver-
pflichtet „mit Donin beiden Häusern, mit Weysinberg dem Hause, mit dem Hause Nabenau, die
wir von ihm zu rechten Lehen haben und von anders Niemand". Daß unter Weitzenberg nichts anderes
als unser Weesenstein verstanden werden darf, obwohl diese Namensform nur hier vorkommt, kann nach
dem Zusammenhange nicht bezweifelt werden.

Hier wird also Weesenstein wie Dohna als meitznisches Lehen bezeichnet. Aber die Verhältnisse waren
sehr unklar; bald erscheint der König von Böhmen, bald der Markgraf von Meitzen als Oberlehnsherr der
Burggrafen. Schon im 11. Iahrhundert hatte ein Wettbewerb um den Besitz des Gaues Nisani und damit
auch der Burggrafschaft Dohna zwischen der Krone Böhmen und den Wettinern begonnen, den wir im
einzelnen hier nicht verfolgen können. Der geschickten Benutzung dieser Gegensätze verdankten es die
Burggrafen, wenn sie mit der Zeit ein stattliches Territorium zusammenbrachten. Den Wettinern, die fort-
dauernd die Beseitigung selbständiger Gewalten innerhalb ihres Territoriums anstrebten, war dies sehr
unwillkommen. Als nach dem Tode König Karls IV. Markgraf Wilhelm I. von Meitzen, einer der begabtesten
Fürsten aus dem Hause Wettin, die meitznischen Besitzungen, die Karls gewandte und rücksichtslose Politik
unter böhmische Hoheit gebracht hatte, nach und nach wieder zurückzugewinnen strebte, da richtete er sein
Augenmerk alsbald auch auf die Burggrafschaft Dohna. Ein Streit zwischen Ieschke, dem Sohne des Burg-
grafen Otto Heyde, und einem Lehnsmann des Markgrafen Wilhelm, Nützschel von Korbitz, der 1385 zur
Einnahme der Burg Dohna durch letzteren führte, wurde der erste Anlatz zu langjährigen Fehden zwischen
den Burggrafen und dem Markgrafen, die ernstere Formen annahmen, als das Ansehen des Böhmen-
königs Wenzel so tief gesunken war, datz sein Eingreifen kaum noch zu befürchten war. Im Verlaufe dieser
Fehden wutzte der Markgraf durch geschickte strategische Matznahmen den Verkehr von der alten Stratze
Dohna—Kulm(Geiersberg) auf die ebenfalls von alters her nachweisbare, aber weniger benutzte Stratze
Pirna—Iehista—Gottleuba—Hellendorf—Peterswalde—Nollendorf abzulenken. Im Spätsommer des
Iahres 14O1 kam es endlich zur Belagerung des Schlosses Dohna, das sich viele Monate lang tapfer hielt,
bis es am 19. Iuni 1402 von den Mannen des Markgrafen erstürmt wurde. Der Markgraf lietz durch Berg-
leute seine Befestigungen zerstören; wenn auch die Wohngebäude erhalten blieben, in denen noch etwa ein
halbes Iahrhundert lang die landesherrlichen Amtsleute ihren Sitz hatten, so war die Zerstörung der
Mauern doch eine so gründliche, datz heute nur noch spärliche Neste von dem einst so stolzen Schlosse vor-
handen sind. Ietzt endlich hören wir wieder einmal etwas von Weesenstein: der obenerwähnte
Burggraf Ieschke, der verwegene Vorkämpfer seines Hauses, flüchtete dorthin, vielleicht unmittelbar vor
dem Falle von Dohna; aber der Markgraf folgte ihm auf dem Futze, und schon nach vier Tagen mutzte
Ieschke auch aus der Burg Weesenstein weichen. Er begab sich von da nach dem Königstein und dann
nach einigen Wochen zu König Sigismund nach Ofen, wo er später traurig endete.

So war jetzt die Burggrafschaft Dohna und damit auch das Schlotz Weesenstein im Besitze des Mark-
grafen Wilhelm. Zwar bemühten sich die Burggrafen bis um die Mitte des 16. Iahrhunderts um die
Wiedergewinnung ihrer Stammherrschaft, aber die Bemühungen blieben erfolglos. Bereits durch den
Egerer Vertrag vom 25. April 1459, der den langen Streitigkeiten zwischen Meitzen und Böhmen ein Ende
machte, trat König Georg von Böhmen Weesenstein mit einer grotzen Anzahl anderer Schlösser und Städte,
auf die Böhmen Anspruch machte, endgültig an die Wettiner ab, wenn auch unter Wahrung derOberlehns-
herrlichkeit der Krone Böhmens, die bis zum Iahre 1809 fortbestand.

Zu denen, die sich um die Eroberung der Burggrafschaft Dohna besonders verdient gemacht hatten,
gehörte Günther von Bünau der Ältere. Der Sprotz eines der angesehensten Geschlechter Meitzens, hatte
er schon der Markgräfin Katharine, der Mutter Markgraf Wilhelms I., als Vogt bis zu ihrem Tode gedient,
war dann von Markgraf Wilhelm zum Vogt der von ihm 1398 erworbenen Herrschaft Niesenburg er-
 
Annotationen