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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 15.1914

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Nr. 1
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Wendlandt, Wilhelm: Die Wilhelmsburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.32140#0017
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daß Autta, die Gemahlin des Markgrafen Otto (des Langen) von Brandenburg mangels
männlicher Nachkommen als einzige Tochter die Erbin des Grafen Hermann von Henneberg war und
datz beider Sohn, Hermann, Markgraf zu Brandenburg, dem die „P f l e g e
Coburg mit Schmalkalden" erblich zufiel, sich wegen dieser mütterlichen Erbschaft auch
Graf von Henneberg nannte und neben dem brandenburgischen Adler auch die Henne -
bergische Henne imWappen führte. Noch heute führen die Hohenzollern
beides im Titel und Wappen. Das Henneberger Geschlecht verband sich in den kommenden
Generationen eng mit den Hohenzollern; eine Tochter des Markgrafen Hermann von Brandenburg,
wie ihre Grotzmutter Autta genannt, verheiratete sich mit Graf Heinrich VIII von Henneberg-
Schleusingen. Deren jüngste Tochter Sophia wurde die Gemahlin des Burggrafen
Albrecht zu Nürnberg, der durch sie nach dem Tode des Grafen Heinrich 1Z5Z in den
Besitz von Schlotz, Stadt
und Amt Schmalkalden,

Vogtei Breitungen und Cent
Brotterode kam. Die „Herr -
schaft Schmalkalden" gehörte
demnachMitte des 14. Aahr-
hunderts den Hohenzollern
zu erb und eigen. Leider ver-
kauften sie diese entlegenen Besitzungen
an Henneberg-Schleusingen und Hessen-
Cassel. Aber die Hohenzollern
gingen sehr bald eine noch engere
Verbindung mit den Henne-
bergern ein. Es kann ferner fest-
gestellt werden, datz das königliche
Haus Preutzen von den Gra-
fen von Henneberg abstammt
durch Clisabeth, Tochter Bert-
holds VII., des ersten gefürsteten
Grafen von Henneberg, und Ge -
mahlin des BurggrafenAo-
hannll. vonNürnberg, des
Grotzvaters von Burggraf Fried-
r i ch VI., späterem Kurfürsten
von Brandenburg. Die alte
Wilhelmsburg genannt, ist somit zu den Stammburgenunseres regierenden
KaisersWilhelm des Zweiten zu rechnen. Mit um so grötzerem Anteresse verfolgen
wir die im 16. Iahrhundert vorgenommene, vollendet schöne Umwandlung in ein immerdar entzückendes
Baudenkmal der deutsch-holländischen Nenaissance.

Am 26. O k t o b e r 1 584 wurde mit den Abbruchsarbeiten begonnen, am 4. Mai 1585 der
Grundstein gelegt. Die unterhalb der alten Burg gelegene Stiftskirche zu St. Egidien und
Erhardi nebst einer Stiftsschule mutzte abgebrochen und der sogenannte „Henneberger Hof" nebst „Oekono-
miegebäude" verlegt werden. In alten Aufzeichnungen wird berichtet, datz am 10. Dezember 1584
„unseres Fürsten und Herrn zu Hesjen Bauwmeister" wegen des Neubaues zum ersten Male in
Schmalkalden anwesend war, und datz der Rat der Stadt Schmalkalden ihm bei dieser Gelegenheit
„vier Kandel Wein" verehrte. Es wurde zuerst der nördliche Flügel in Angriff genommen (Grundritz
Abb. 1), der den Namen Saalbau von dem darin angelegten grotzen Gesindesaal auch „Hofstube" oder
später „Exerziersaal" genannt, erhielt, und an der vorzüglich erhaltenen Hoftür die Iahreszahl 1585 in

Kgl. Metzbildanstalt, Verlin.

Abb. ö. Die Wilhelmsburg in Schmalkalben. Westseite mit Turm.
Burg Walrab, seit dem Zahre 1584 umgewandelt und
 
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