tasie in das Schlotz Wilhelmsburg einzog, wenn er auch nicht selbst darin tätig gewesen sein wird. Be-
trachtet man die Autzenfassaden und die Fassaden des Schlotzhofes (Abb. 7 und 8), betrachtet man
den grotzen Brunnen im Schlotzhof oder die künstlerischen Amrahmungen der Türen im Tafelgemach,
in der Exerzierhalle, im Eingang zu dieser und zu dem Zimmer der Landgräfin, betrachtet man den
grotzen Kamin im Bankettsaal (Abb. 10), ausgeführt in Elfenbein- und Ebenholzimitation mit wunder-
voll abgetönten Ornamenten, ein Kabinettstück ohnegleichen, endlich die kostspielige Deck'enfüllung im
Bankettsaatz die Deckenfüllungen und Balkenbemalungen im Speisesaah die Verzierung in der Kapelle
und ihren Emporen (Abb. 14), die Holzschnittsarbeiten an der Orgel und die ganz in italienischer
Farbenpracht, in Raffaelischem Stile gemalten Figuren wuf den Orgelflügeln, dann gewinnt man» ent-
zückt über die Einheitlichkeit der
gesamten Anlage und der Autzen-
und Annendurchführung, die seste
Äberzeugung, datz in derWilhelms-
burg ein einheitlicher Geist im Zu-
sammenwirken der holländischen
und deutschen Nenaissance die
Baukunst des 16. Aahrhunderts in
einer Reinheit vor Augen geführt
hat, die ebenso frei von der Gotik
wie vom Barock ist. Hier steht ein-
mal wirklich unversälscht und un-
verwirrt der zum grötzten Teil aus
dem blühenden Handwerk empor-
gewachsene deutsche Baustil
vor uns. Welch ein Meisterwerk
ist allein jede einzelne Konsole im
Niesensaal. Nichts im ganzen
Schlotz sällt aus dem hierin nieder-
gelegten Stil. Iede Einzelheit,
selbst die kunstvollen Antarsien, die
Stuckbelege an denunterenFlächen
von Balken und Anterzügen, die
Türbeschläge in Eisen, die Ver-
zierung der Öfen sind lebendige
Zeugen für den blühenden Kunst-
sinn und den freudig gefundenen einheitlichen Ausdruck des deutschen Geistes und Gemüts, die aus
diesen Formen sprechen.
Kgl. Metzbildanstalt, Verlin.
Abb. 12. Die Wilhelmsburg in Schmalkaldeu. Küche im Ostslügel
G e g e n w ä r t i g e r Z u st a 1t d und P l ä n e.
Am Schlusse seiner Verösfentlichungen vom September 1895 spricht F. Laske den bescheidenen
Wunsch aus, datz durch die Herausgabe einer umfassenden Monographie das Bauwerk, unter materieller
Beihilfe der Regierung, der Nachwelt wenigstens in Wort und Bild die hervorragenden Schöpfungen
eines der bedeutendsten deutschen Fürsten erhalten bleiben möchten, selbst wenn deren Mauern doch einmal
trotz der Sorgfalt, mit der sich die preußische Negierung der Verwaltung der Wilhelmsburg annehme, unter
dem Einflutz der alles zerstörenden Zeit zusammensinken sollten. And er schlietzt seine Darstellungen über
die Baulage mit Worten der Verzweislung: „Betrübend und beschämend für das deutsche Herz ist es,
wenn man bei der Wanderung durch jene prüchtigen Rüume des dänischen Schlosses zurückdenkt an das
armselige alte Schlotz da oben auf der Queste, wie es durch Wind und Wetter zerzaust und durch Feinde
verwüstet, fast ein lichtscheues Dasein sristet." . . . Wir aber rufen ihm zu: „D e u t s ch e s Herz,
trachtet man die Autzenfassaden und die Fassaden des Schlotzhofes (Abb. 7 und 8), betrachtet man
den grotzen Brunnen im Schlotzhof oder die künstlerischen Amrahmungen der Türen im Tafelgemach,
in der Exerzierhalle, im Eingang zu dieser und zu dem Zimmer der Landgräfin, betrachtet man den
grotzen Kamin im Bankettsaal (Abb. 10), ausgeführt in Elfenbein- und Ebenholzimitation mit wunder-
voll abgetönten Ornamenten, ein Kabinettstück ohnegleichen, endlich die kostspielige Deck'enfüllung im
Bankettsaatz die Deckenfüllungen und Balkenbemalungen im Speisesaah die Verzierung in der Kapelle
und ihren Emporen (Abb. 14), die Holzschnittsarbeiten an der Orgel und die ganz in italienischer
Farbenpracht, in Raffaelischem Stile gemalten Figuren wuf den Orgelflügeln, dann gewinnt man» ent-
zückt über die Einheitlichkeit der
gesamten Anlage und der Autzen-
und Annendurchführung, die seste
Äberzeugung, datz in derWilhelms-
burg ein einheitlicher Geist im Zu-
sammenwirken der holländischen
und deutschen Nenaissance die
Baukunst des 16. Aahrhunderts in
einer Reinheit vor Augen geführt
hat, die ebenso frei von der Gotik
wie vom Barock ist. Hier steht ein-
mal wirklich unversälscht und un-
verwirrt der zum grötzten Teil aus
dem blühenden Handwerk empor-
gewachsene deutsche Baustil
vor uns. Welch ein Meisterwerk
ist allein jede einzelne Konsole im
Niesensaal. Nichts im ganzen
Schlotz sällt aus dem hierin nieder-
gelegten Stil. Iede Einzelheit,
selbst die kunstvollen Antarsien, die
Stuckbelege an denunterenFlächen
von Balken und Anterzügen, die
Türbeschläge in Eisen, die Ver-
zierung der Öfen sind lebendige
Zeugen für den blühenden Kunst-
sinn und den freudig gefundenen einheitlichen Ausdruck des deutschen Geistes und Gemüts, die aus
diesen Formen sprechen.
Kgl. Metzbildanstalt, Verlin.
Abb. 12. Die Wilhelmsburg in Schmalkaldeu. Küche im Ostslügel
G e g e n w ä r t i g e r Z u st a 1t d und P l ä n e.
Am Schlusse seiner Verösfentlichungen vom September 1895 spricht F. Laske den bescheidenen
Wunsch aus, datz durch die Herausgabe einer umfassenden Monographie das Bauwerk, unter materieller
Beihilfe der Regierung, der Nachwelt wenigstens in Wort und Bild die hervorragenden Schöpfungen
eines der bedeutendsten deutschen Fürsten erhalten bleiben möchten, selbst wenn deren Mauern doch einmal
trotz der Sorgfalt, mit der sich die preußische Negierung der Verwaltung der Wilhelmsburg annehme, unter
dem Einflutz der alles zerstörenden Zeit zusammensinken sollten. And er schlietzt seine Darstellungen über
die Baulage mit Worten der Verzweislung: „Betrübend und beschämend für das deutsche Herz ist es,
wenn man bei der Wanderung durch jene prüchtigen Rüume des dänischen Schlosses zurückdenkt an das
armselige alte Schlotz da oben auf der Queste, wie es durch Wind und Wetter zerzaust und durch Feinde
verwüstet, fast ein lichtscheues Dasein sristet." . . . Wir aber rufen ihm zu: „D e u t s ch e s Herz,