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Es ist ein alter Widerstreit zu beobachten, wenn derartige Schlösser sich in Domänenverwaltung
besinden. Diese denkt naturgemätz bei allen ihren Entschlietzungen zuerst an die Oberrechnungskammer.
Sie will ihre Grundstücke und Gebäude „möglichst angemessen verwerten". Die Erhaltung künstlerischer
Werte ist dabei manchmal recht lästig. Wir wollen ihr das nicht übelnehmen. Iedes Nessort hat seine
Ausgabe. Aber aus der anderen Seite stehen der amtliche Kunstservator in Casseh Regierungsrat Dr.Holt-
meyer^ die Lokalbehörden^ Landrat und Kreisausschutz und die Kreisbewohner: sie verlangen eine gewisse
Opserwilligkeit der Domänenverwaltung, wie beim Neubau der Knabenschule^ die ost schwer von ihr
zu erreichen ist. Diesem Widerstreit domänensiskalischer und kunstkonservatorischer Interessen kann
ein Ende gemacht werden durch die Überlassung derartiger Schlösser an den Kreis, wie dies in zweck-
mätziger Weise bereits mit dem Schlotz in Eschwege geschehen isch das aus dem Anternehmungsgeist der-
selben Fürsten Wilhelm und
Morih von Hessen empor-
gewachsen war. Die kürz-
lich ersolgte Besichtigung
durch eine große Zahl
von Ministerialkommissaren
zeugt auch von dem steigen-
den Interesse am Schlosse
Wilhelmsburg und lätzt
noch manche Hossnung und
Möglichkeit offen. Würde
dem Kreise die Schaffung
eines Bau- und Ilnter-
haltungssonds ermöglichü
dann stände derÜbernahme
des Schlosses aus den Kreis
kaum noch etwas im Wege.
Dabei wäre es allerdings
erwünscht, daß die weitesten
Kreise des Vaterlandes sich
sür diese Kunst- und Kultur-
stätte erwärmen wollten.
Schon vor 18 Iahren ist
Laske dieser Gedanke vor
Augen getreten. Er schreibt:
„Voll Neid müssen wir auf
die stolzen Königsschlösser hoch im Norden Skandinaviens, die Kronborg, Nosenborg und Frederiksborg,
sehen^ die unter dem Einslutz Wilhelms IV. von Hessen, in vieler Beziehung nach dem Vorbild der
Wilhelmsburg und unter Beteiligung schmalkaldischer Bauleute entstanden sind. . . . Die Frederiksborg,
die einem verheerenden Brand anheimsieh ist vor wenigen Iahren insolge hochherziger Geld-
spenden patriotisch gesinnter reicher Bürger zu einem nationalen
Baudenkmal von grotzer Pracht ausgebaut worden."
> Mitte der neunziger Zahre war Deutschland noch nicht geeinigt in dem Empsinden für die Notwendig-
keit der Erhaltung und Wiederherstellung solcher Kulturdenkmäler. Die zwingende Folge der Ver-
ösfentlichung Laskes und Gerlands, die auch den Entwurf einer Wiederherstellung der Burg in ihrer
äutzeren Gestaltung enthält, wäre gewesen, daß die Gesamtheit die Wiederherstellung der Burg schon damals
gesordert hätte. Erst im Anfang des 2O. Zahrhunderts dämmerte das allgemeine Bewutztsein der Denk-
malspslege aus; und im zweiten Iahrzehnt ist die Sonne über die Erhaltung deutscher Burgen aufge-
gangen. Sie wird höher und höher steigen, wird auch die Wilhelmsburg in Schmalkalden mit ihren be-
Kgl. Metzbildaiistalt, Berlin.
Abb. 14. Die Wilbelmsburg in Schmalkalden. Schlotzkirä-e^ erste Empore.
Es ist ein alter Widerstreit zu beobachten, wenn derartige Schlösser sich in Domänenverwaltung
besinden. Diese denkt naturgemätz bei allen ihren Entschlietzungen zuerst an die Oberrechnungskammer.
Sie will ihre Grundstücke und Gebäude „möglichst angemessen verwerten". Die Erhaltung künstlerischer
Werte ist dabei manchmal recht lästig. Wir wollen ihr das nicht übelnehmen. Iedes Nessort hat seine
Ausgabe. Aber aus der anderen Seite stehen der amtliche Kunstservator in Casseh Regierungsrat Dr.Holt-
meyer^ die Lokalbehörden^ Landrat und Kreisausschutz und die Kreisbewohner: sie verlangen eine gewisse
Opserwilligkeit der Domänenverwaltung, wie beim Neubau der Knabenschule^ die ost schwer von ihr
zu erreichen ist. Diesem Widerstreit domänensiskalischer und kunstkonservatorischer Interessen kann
ein Ende gemacht werden durch die Überlassung derartiger Schlösser an den Kreis, wie dies in zweck-
mätziger Weise bereits mit dem Schlotz in Eschwege geschehen isch das aus dem Anternehmungsgeist der-
selben Fürsten Wilhelm und
Morih von Hessen empor-
gewachsen war. Die kürz-
lich ersolgte Besichtigung
durch eine große Zahl
von Ministerialkommissaren
zeugt auch von dem steigen-
den Interesse am Schlosse
Wilhelmsburg und lätzt
noch manche Hossnung und
Möglichkeit offen. Würde
dem Kreise die Schaffung
eines Bau- und Ilnter-
haltungssonds ermöglichü
dann stände derÜbernahme
des Schlosses aus den Kreis
kaum noch etwas im Wege.
Dabei wäre es allerdings
erwünscht, daß die weitesten
Kreise des Vaterlandes sich
sür diese Kunst- und Kultur-
stätte erwärmen wollten.
Schon vor 18 Iahren ist
Laske dieser Gedanke vor
Augen getreten. Er schreibt:
„Voll Neid müssen wir auf
die stolzen Königsschlösser hoch im Norden Skandinaviens, die Kronborg, Nosenborg und Frederiksborg,
sehen^ die unter dem Einslutz Wilhelms IV. von Hessen, in vieler Beziehung nach dem Vorbild der
Wilhelmsburg und unter Beteiligung schmalkaldischer Bauleute entstanden sind. . . . Die Frederiksborg,
die einem verheerenden Brand anheimsieh ist vor wenigen Iahren insolge hochherziger Geld-
spenden patriotisch gesinnter reicher Bürger zu einem nationalen
Baudenkmal von grotzer Pracht ausgebaut worden."
> Mitte der neunziger Zahre war Deutschland noch nicht geeinigt in dem Empsinden für die Notwendig-
keit der Erhaltung und Wiederherstellung solcher Kulturdenkmäler. Die zwingende Folge der Ver-
ösfentlichung Laskes und Gerlands, die auch den Entwurf einer Wiederherstellung der Burg in ihrer
äutzeren Gestaltung enthält, wäre gewesen, daß die Gesamtheit die Wiederherstellung der Burg schon damals
gesordert hätte. Erst im Anfang des 2O. Zahrhunderts dämmerte das allgemeine Bewutztsein der Denk-
malspslege aus; und im zweiten Iahrzehnt ist die Sonne über die Erhaltung deutscher Burgen aufge-
gangen. Sie wird höher und höher steigen, wird auch die Wilhelmsburg in Schmalkalden mit ihren be-
Kgl. Metzbildaiistalt, Berlin.
Abb. 14. Die Wilbelmsburg in Schmalkalden. Schlotzkirä-e^ erste Empore.