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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 15.1914

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Nr. 1
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Wendlandt, Wilhelm: Die Wilhelmsburg
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Die Ebernburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.32140#0028
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lebenden Strahlen erreichen und ihr wieder den Glanz und die Schönheit geben, die sie zu einer Zeit
hatte, als das deutsche Volk sich eines sechzigjährigen Friedens erfreute, — vom Ende des
Schmalkaldischen Krieges bis zum Ausbruch des d r e i tz i g j ä h r i g e n Krieges 1ö18! — Der
über vierzigjährigeFriede, dessen sich das deutsche Volk heute erfreut, hat alle seine früheren
Kräfte und Fähigkeiten im Handwerk, Andustrie und Kunst wieder erwachen lassen. Es erwache nun
auch die Opferwilligkeit für die Anknüpsung an jene goldene Wirtschasts- und Kunstepoche des sechzig-
jährigen Friedens vor dem dreißigjährigen Kriege!

Diese Zeilen und Bilder aber sollen dazu beitragen, das Anteresse der Mitglieder derVereini-
gung zur Erhaltung deutscher Burgen und sämtlicher Leser des „Burgwart"
ja darüber hinaus das Anteresse der gebildeten Welt für dieses Kleinod der Nenaissancezeit
zu erwecken.

Die Ebernburg.

urch die Presse gehen neuerdings Nachrichten über die grotzartige Ruine Ebern -
burg an der Nahe, deren Namen durch Franz von Sickingen durch die vergeb-
lichen Kämpfe der Reichsritterschaft gegen die erstarkende Macht der kleineren
Landesherren des sechzehnten Aahrhunderts berühmt geworden ist.

Protestantische Kreise Deutschlands planen, dieEbernburg zu erwerben und einer Stiftung zu über-
weisen. Zweck der Stiftung soll seirp die Burg dauernd in ihrem jetzigen Charakter als ein Denkmal von ge-
schichtlicher Bedeutung der Öffentlichkeit zu erhalten. Es sollen für diesen Zweck etwa 2OO OOO Mk. in bar
erforderlich sein, wovon 15O OOO Mk. zur Anzahlung des Kaufpreises und 5O OOO Mk. zur Anstandsetzung
der Burg in Aussicht genommen sind. Gezeichnet sind bis heute etwa 12O OOO Mk., wovon ein grotzer
Teil bereits bar eingezahlt wurde. Sämtliche Beträge werden abgeführt an die Kreiskommunalkasse
Kreuznach, Postscheckkonto Köln 2271. Es besteht nach uns gewordenen Mitteilungen begründete Aus-
sicht, daß die noch erforderlichen Gelder eingehen werden. Der Gesamtkaufpreis beträgt 4OO OOO Mk.,
doch dürfte derselbe voraussichtlich noch herabgesetzt werden, da der tatsächliche Wert ein wesentlich geringerer
ist; 1OO OOO Mk. sind insofern gedeckt, als die Einkünfte aus der Burg auf 5OOO Mk. zu veranschlagen sind
(4OOO Mk. aus der Verpachtung der Wirtschasch welcher Betrag in Zukunft wohl noch erhöht werden
kann, 8OO Mk. aus Verpachtung der Ländereien, wozu noch ein bestinnnter Betrag aus den Weinbergen
kommt). Der jetzige Besiher soll gezwungen sein, die Burg zu verkaufen.

Die Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen begrützt diese wie jede andere Gelegenheit zur
Verbesserung der Schicksale eines der prachtvollen und gewaltigen Baudenkmale, welche uns in den
deutschen Burgruinen überkommen sind. Sie wird es besonders begrützen, wenn eine Burg von der
monumentalen Wucht und Bedeutung der Ebernburg in sicheren Besih kommt und in ihrem Bestande
nicht nur erhalten, sondern gesäubert und in weitgehendem Matze gesichert wird. Das ist bei der Ebernburg
um so mehr zu wünschen, alsdie augenblicklicheGestaltung wenig denWünschenderBurgenfreunde entspricht.

Die Burg ist zum grötzten Teil Ruine (Abb. 15). Von autzen bietet sie in ihrer beherrschenden Lage
über dem Nahetal und durch die gewaltigen Böschungsmauern einen grotzartigen Anblick. Wie künstlerisch
 
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