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zum Iahre 1715 in ihrem Besitz blieb. Die Stadt ist reich an Bau- und Kunstwerken aus ihrer Glanz-
zeit. Besonders erwähnenswert ist die ehemalige, 1304 vollendete Luchhalle, das bedeutendste Bauwerk
dieser Art in Belgien. Die Hallen, jetzt übrigens Sitz der Stadtverwaltung, bedecken die Fläche von
4872 gm. Inmitten der 132 m langen Hauptfassade erhebt sich ein gewaltiger, viereckiger, 7O m hoher Turm.
Das Gebäude wurde 1843—1862 wiederhergestellt. 1854—1875 wurden die Standbilder der Grafen
von Flandern und berühmter Bürger in den Nischen des obersten Stockwerks, die von den Franzosen
1793 zerstört worden waren, erneuert.
Die Befestigungswerke der Stadt wurden 1855 abgebrochen, doch sind noch Neste erhalten.
St. Orner.
St. Omer, Hauptstadt des Arrondissements St. Omer, liegt in kanal- und sumpfreicher Gegend.
Der Ort wurde im 7. Iahrhundert durch St. Omer, Bischof von Thsrouanne, gegründet und hat
lange Zeit zur Grafschast Flandern gehört. Die Stadt hat viel unter Belagerungen, Plünderungen
Smlg. B. E.
Abb. 117. Arras (aus Merian).
und Feuersbrünsten zu leiden gehabt und hat sich hervorgetan im Abweisen von zahlreichen Angriffen)
achtmal widerstand sie den Franzosen und zweimal den Engländern. Erst Ludwig XIV. gelang es
1677, sich der Stadt endgültig zu bemächtigen.
Die Festungswerke wurden vor wenigen Fahren niedergelegt. Wir dürfen also im gegenwärtigen
Kriege hier noch erheblichen Wiederstand der Verbündeten Franzosen, Indier, Turkos und Engländer
erwarten.
Atrecht (Arras).
Arras ist Hauptstadt des gleichnamigen Arrondissements. Die Vefestigungswerke der Stadt wurden
von Vauban neu angelegt bzw. verbessert; sie waren in neuerer Zeit niedergelegt worden. Die Altstadt
blieb aber noch von der Neustadt durch Wall und Graben getrennt, so daß die augenblicklichen Kämpfe
noch einige Reste der Werke jedenfalls die alte feste Lage vorfanden.
Die Stadt, schon zu Läsars Zeiten von Bedeutung, wurde 451 von Attila, 880 von den Normannen
zerstört. Die Herzöge von Burgund, die Arras mit der Grafschaft Artois erwarben, hielten hier glänzenden
Hof. 1435 wurde in Arras der Friede zwischen Philipp von Burgund und Karl VII. von Frankreich
geschlossen. 1482 wurde die Grafschaft Artois mit Arras von den Niederländischen Ständen an Frankreich
abgetreten, kam aber schon 1493 an Maximilian von Österreich und blieb beim Hause Habsburg bis 1640,
in welchem Iahre Ludwig XIII. die Stadt nach langer Belagerung eroberte. 1654 versuchten die Spanier
unter Conds eine Eroberung, die aber durch den Sieg Turennes vereitelt wurde. Durch den Frieden von
1659 blieb Arras bei Frankreich. Auch Arras war also alter deutscher Neichsbesitz.
zum Iahre 1715 in ihrem Besitz blieb. Die Stadt ist reich an Bau- und Kunstwerken aus ihrer Glanz-
zeit. Besonders erwähnenswert ist die ehemalige, 1304 vollendete Luchhalle, das bedeutendste Bauwerk
dieser Art in Belgien. Die Hallen, jetzt übrigens Sitz der Stadtverwaltung, bedecken die Fläche von
4872 gm. Inmitten der 132 m langen Hauptfassade erhebt sich ein gewaltiger, viereckiger, 7O m hoher Turm.
Das Gebäude wurde 1843—1862 wiederhergestellt. 1854—1875 wurden die Standbilder der Grafen
von Flandern und berühmter Bürger in den Nischen des obersten Stockwerks, die von den Franzosen
1793 zerstört worden waren, erneuert.
Die Befestigungswerke der Stadt wurden 1855 abgebrochen, doch sind noch Neste erhalten.
St. Orner.
St. Omer, Hauptstadt des Arrondissements St. Omer, liegt in kanal- und sumpfreicher Gegend.
Der Ort wurde im 7. Iahrhundert durch St. Omer, Bischof von Thsrouanne, gegründet und hat
lange Zeit zur Grafschast Flandern gehört. Die Stadt hat viel unter Belagerungen, Plünderungen
Smlg. B. E.
Abb. 117. Arras (aus Merian).
und Feuersbrünsten zu leiden gehabt und hat sich hervorgetan im Abweisen von zahlreichen Angriffen)
achtmal widerstand sie den Franzosen und zweimal den Engländern. Erst Ludwig XIV. gelang es
1677, sich der Stadt endgültig zu bemächtigen.
Die Festungswerke wurden vor wenigen Fahren niedergelegt. Wir dürfen also im gegenwärtigen
Kriege hier noch erheblichen Wiederstand der Verbündeten Franzosen, Indier, Turkos und Engländer
erwarten.
Atrecht (Arras).
Arras ist Hauptstadt des gleichnamigen Arrondissements. Die Vefestigungswerke der Stadt wurden
von Vauban neu angelegt bzw. verbessert; sie waren in neuerer Zeit niedergelegt worden. Die Altstadt
blieb aber noch von der Neustadt durch Wall und Graben getrennt, so daß die augenblicklichen Kämpfe
noch einige Reste der Werke jedenfalls die alte feste Lage vorfanden.
Die Stadt, schon zu Läsars Zeiten von Bedeutung, wurde 451 von Attila, 880 von den Normannen
zerstört. Die Herzöge von Burgund, die Arras mit der Grafschaft Artois erwarben, hielten hier glänzenden
Hof. 1435 wurde in Arras der Friede zwischen Philipp von Burgund und Karl VII. von Frankreich
geschlossen. 1482 wurde die Grafschaft Artois mit Arras von den Niederländischen Ständen an Frankreich
abgetreten, kam aber schon 1493 an Maximilian von Österreich und blieb beim Hause Habsburg bis 1640,
in welchem Iahre Ludwig XIII. die Stadt nach langer Belagerung eroberte. 1654 versuchten die Spanier
unter Conds eine Eroberung, die aber durch den Sieg Turennes vereitelt wurde. Durch den Frieden von
1659 blieb Arras bei Frankreich. Auch Arras war also alter deutscher Neichsbesitz.