Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 15.1914

DOI Heft:
Nr. 8
DOI Artikel:
Wenzel, Ernst: Die Burg Felsberg in Hessen
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.32140#0178
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
164

bleibt noch dunkel. Vielleicht hängt sie mit dem Treiben des Alchymisten zusammen, von dem weiter
unten noch die Rede sein wird. Die westlich sich anschlietzende Verbindungsmauer nach dem hohen Tor-
gebäude trägt wieder einen steinerncn Wehrgang. Scharten haben sich hier nicht erhalten.

Inmitten des Burghofs erhebt sich der kreisrunde, völlig sreistehende mächtige Bergfried von 9 m
unterem Durchmesser und 27,4 m Gesamthöhe. Der untere Teil mit niederem einfach abgeschrägtem
Sockel enthält im Innern 2 Kuppelgewölbe übereinander. Die m starken Mauern sind nur durch-
brochen von einem schrügen Lust- und Lichtschlih in dem untersten 6 m hohen und nur 2,1 m im Durch-
messer haltenden Gewölbe, das man als das Verlietz ansprechen kann. Der alte Eingang zum Turm liegt
über diesem Raum und besteht aus einer rechteckigen Tür mit gesastem Gewände und davor angebrachten
weit ausladenden Konsolsteinen, die eine Plattform trugen. Über dem Sturz befindet sich ein einsaches
Hohlkehlgesims. Der jetzige Turmeingang sührt zu ebener Erde durch die Verlietzmauer. Das obere Ge-
wölbe hat den gleichen Durchmesser wie das untere, ist aber 7,5 m hoch und in 2 Stockwerke geteilt. Durch

das Kuppelgewölbe führt eine rechteckige Öffnung in gleicher Weise wie an dem Gewölbe über dem Verlietz.
Ist man durch dieses hindurchgeschlüpft, so kommt man in einen Raum, der durch eine Tür mit einem Nund-
gang in Verbindung steht, der durch Beschränkung der Mauersiärke bei gleichem inneren Turmdurchmesser
entsteht. Die 2,4 m hohe Brüstung weist nach allen Seiten Fensterscharten und einige schräg nach unten
führende Schlitzscharten auf. Das umlaufende Dach über dem Rundgang ist leider nicht mehr vorhanden.
Nur die Konsolen sür die Balkenanlage und ein Hohlkehldeckgesims, unter das das Pultdach stietz, sind noch
vorhanden. Sonst ist an dem Wehrgang noch eine Wandnische für eine Laterne bemerkenswert. Die Tür
hat einen dachsörmigen Sturz. Von dem vorerwähnten Raum innerhalb des umlaufenden Wehrgangs
gelangt man durch 2 weitere Stockwerke zum obersten Umgang, dessen auf einem Hohlkehlgesims etwas
vorgekragte Brüstungsmauer 4 Fensterschartcn ausweist. Das Kegeldach ist nicht mehr vorhanden. Bei
einer Wiederherstellung des Turmes hat man nur den Turmschacht in Höhe des obersten Wehrgangs
durch ein Zinkdach abgedeckt. Mit wenigen Mitteln mehr hätte man auch das ursprüngliche Dach wieder-
herstellen können.

Die Erbauung dieser eben beschriebenen inneren oder Hochburg kann man, nach den Scharten zu
urteilen, in das 15. Iahrhundert setzen. Sie ist noch rein zur Vertikalverteidigung mit Wurfgeschossen,
Bogen und Armbrust eingerichtet. Nur in beschränktem Matze trägt sie der Verteidigung mit Feuerwafsen
durch einige spärlich angebrachte Schietzschlitze Rechnung. Auf der Nordseite ist der Hochburg ein Zwinger
mit einem Mauermantel vorgelagert, der, nach den Scharten und Türmen zu urteilen, dem 16. Iahr-
 
Annotationen