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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 15.1914

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Nr. 8
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Wenzel, Ernst: Die Burg Felsberg in Hessen
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https://doi.org/10.11588/diglit.32140#0179
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hundert seine Entstehung verdankt. Die Mauer zeigt eine ganze Reihe von Schlüssellochscharten und Kon-
solen sür einen hölzernen Wehrgang. Der in der Mitte ungesähr aus der Mauerslucht vorspringende,
hinten ossene Schalenturm ist in seinem unteren Teil, der das Vorgelände bedeutend überragt, mit einem
Tonnengewölbe überdeckt und zeigt Z divergierende Schlüssellochscharten. Das obere aus Konsolen vor-
gekragte Geschotz, dessen schmülere Brüstungsmauer oben mit einem Hohlkehltrausgesims abschlietzt, hat
Schlüssellochscharten und eine ganze Reihe schräg nach unten zwischen den Konsolen endigende Fußscharten,
wie sie an einer anderen hessischen Burg wohl kaum noch vertreten sind.

Ein anderer ähnlich konstruierter Mauerturm steht am äußersten westlichen Ende des Zwingers neben
dem Tor und beherrscht den davor liegenden Außenhof. Er ist hinten nicht osfen und auch nicht abgeplattet.
Eine einfache Rechtecktür sührt über mehrere Stusen hinab in das gewölbte Erdgeschoh mit 3 divergierenden
Schlüssellochscharten. Das obere Geschoß, zu dem man mittels einer Leiter an die auf Konsolen gelegen
gewesene Plattsorm gelangte, zeigt ebensalls Fenster-
scharten mit steinernem nach außen vorladendem
Fensterbrett, Schlüssellochscharten und Fußscharten
zwischen den Steinkonsolen. Zwischen zwei solcher
Konsolen besindet sich ein in Stein gehauener Kopf
mit langem Haar. An einer anderen Stelle werden
die Steinkonsolen durch ein aus Plättcherp Hohlkehle,
kleiner Schräge, Wulst, Plättchen und Karnies be-
stehendes Kraggesims ersetzt. Entsprechend dem Ge-
lände sällt der aus Platte und Schräge bestehende
Sockel neben der Turmtür ab nach dem spitzbogigen
Burgtor mit einsach gesastem Gewände. Der Balken,
in den der Hals der Türdrehsäule hineinragte, und
die Riegelbalkenlöcher für einen langen in der Mauer
liegenden Schubriegel sind noch wohlerhalten. Über
dem Tor besindet sich eine Schlüssellochscharte, zu der
man mittels eines Treppenwehrgangs gelangt. Die
Amfassungsmauern des davor gelegenen äußersten
Hoses mit dem äuhersten Tor sind stark zerfallen.

Von dem Zwinger lausen nach Westen und Nord-
osten lange Mauern den Berg hinab, von runden
Türmen unterbrochen, die in gleicher Weise wie die
Türme am Zwinger konstruiert sind.

Diese Mauer bildet den Rest der Stadtmauer, von der sich sonst nirgends mehr etwas erhalten hat.
Ein in Landaus malerischem Kurhessen abgebildeter runder Stadtturm mit der Burg im Hintergrund
ist nicht mehr vorhanden.

Äber die Geschichte der Stadt und Burg Felsberg entnehmen wir dem oben bereits angesührten
Büchlein „Zur Geschichte von Burg und Stadt Felsberg" von Dr. W. Grotesend aus Grund srüherer
Beschreibungen und Auszeichnungen von Landau, Beschreibung des Kursürstentums Hessen, Hessengau,
die hessischen Ritterburgen und ihre Besitzer, der Übergang der Gisonischen und Wernerischen Besitzungen
auf die Landgrasen von Thüringen, vonWenck, hessische Landesgeschichte, von Rommel, Geschichte von
Hessen, von Schmidt, Geschichte des Großherzogtums Hessen, Knochenhauer, Geschichte von Thüringen,
Wyk, Arkundenbuch der Deutschordensballey Hessen, Nenouard, Geschichte des Krieges in Hannover,
Hessen und Westsalen von 1757 bis 1763 u. a. m. solgendes:

„Die allerälteste Geschichte von Burg und Stadt Felsberg ist noch immer nicht hinreichend ausgehellt.
Landau vermutet in den „Ritterburgen", daß die Basaltkegel der Altenburg und der Felsenburg wegen
ihrer strategischen Wichtigkeit bereits chattische Ansiedlungen und Besestigungen gegen die Römer getragen
hätten. Diese Annahme ist um so glaublicher, als sich ganz in der Nähe das alte Mattium der Römer (neuer-
 
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