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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 19.1918

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Nr.1
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Ziesemer, Walther: Balga
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https://doi.org/10.11588/diglit.34328#0019

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Balga.

Von Dr. W. Ziesemer, Königsberg.
n dem südlichen Afer des Frischen Haffs stehen auf einer Anhöhe, die sich weithin über die
Wasserfläche erhebt, die Reste der Ordensburg Balga. Das Afer schiebt sich an dieser Stelle wie
ein mächtiger Haken in das Haff und fällt etwa 30 Meter steil in das Wasser hinab. Man hat
von dieser Anhöhe einen weiten Blick über das Haff nach Westen, Osten und über die im Norden
sich hinziehende Nehrung. Man sieht die weißen Häuser von Pillau und das Tief (die Verbin-
^sdung von Haff und Ostsee) und wie die Schiffe von dort über das Haff ziehen. Weiter nach
Osten hin grüßen die Ruinen der Ordensburg Hochstedt.
Mer Balga besitzt, beherrscht das Haff. An diesen: strategisch bedeutsamen Punkt faßten die Ordensritter
zuerst von ganz Ostpreußen Besitz, von hier aus wurde unsere Provinz zuerst dem Deutschtum und Christentum
gewonnen.
Der Handmeister Herinan Balk traf 1230 an
der Weichsel ein. Zn wenigen Jahren waren das
Culmerland und Pomesanien unterworfen. Die
Ordensritter ließen sich nicht in die östlichen Wal-
dungen locken, sondern suchten die Weichsel und
Nogat abwärts auf kürzesten: Wege das Haff zu
erreichen. Schon 1237 wurde die Burg Elbing
und unter ihrem Schutz mit Hilfe Lübecker See-
fahrer eine Stadt gegründet. Da dieser Ort
durch seine geographische Hage auf das Haff an-
gewiesen ist, hieß seine Gründung nichts anderes
als den preußischen Haffgauen Pogesanien und
Warmien die Fehde ansagen.
Ein fürstlicher Kreuzfahrer, Markgraf Hein-
rich von Meißen, hatte während seines Aufent-
haltes in Preußen zwei Kriegsfahrzeuge, „Pil-
grim" und „Friedland", bauen lassen und den:
Orden verehrt. Diese beiden Schiffe leisteten den
Rittern bei ihren Operationen an der Haffküste
gute Dienste. Sobald im Frühjahr 1238 das
Eis des Haffs geschmolzen war, fuhren einige
Brüder auf den beiden Schissen ostwärts am Ge-
stade des Haffs entlang, um die Gegend zu rekog-
noszieren und einen festen Punkt zu gewinnen,
von dem aus die Eroberung der Hafflandschaften
erfolgen könnte. Bald gelangten sie zu der sich
ins Haff vorschiebenden Warte von Balga und
erkannten mit sicheren: Blick die strategisch günstige
Lage dieser Stelle. Es befand sich aber aus der
Anhöhe eine stark befestigte Preußenburg, gegen
die ein Angriff aussichtslos erschien. Am nicht
unverrichteter Sache umzukehren, stiegen sie in
der Nähe aus und begannen die umliegenden
Dörfer in Brand zu stecken. Die Preußen aber bemerkten von ihrer Burg den Vorgang, stürmten heraus und
töteten sie bis auf den letzten Mann. Nur die auf den Schiffen zurückgebliebene Mannschaft entkam in eiliger
Flucht und meldete dem Landmeister den traurigen Ausgang der Erkundungssahrt.
Im folgenden Jahr, nach den: Tode Hernran Balks, rüstete sein Vertreter Berliwin ein größeres Heer aus,
um von neuem einen Sturm auf Balga zu versuchen. Sie stiegen in der Nähe der Preußenburg aus Land, stellten
ringsum Bogenschützen aus, legten Leitern an die Burg und schritten zum Sturm. Da setzte sich der Hauptmann
der Belagerten, Kodrune, mit den Brüdern heimlich in Verbindung, verriet seine Landsleute und half den Brüdern
die Burg gewinnen. Die Besatzung wurde zum größten Teil getötet. Der Ordensdichter Nicolaus von Jeroschin,
der um das Jahr 1340 die „Oronioa terrae krussie" des Peter von Dusburg in deutsche Renne brachte und ge-
legentlich aus seiner eigenen Kenntnis Zusätze machte, sagt (V. 5115ff.):
Oö wart Ksroolnn wol (tan dlüt, den Arn-An darte Isit Aesotraol:.
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vorAU22sn ln dein Imss, was clor oristnen spil erlrant.
Want in dem Zeprüse
So kam Balga in die Hand des Ordens, und in: selben Jahr 1239 begann man nach den übereinstimmenden
Aussagen der Chronisten mit dein Bau einer festen, in Stein ausgesührten Ordensburg. Damit kam zugleich

Abb. Z. Balga. Vorburgruine, Torseite von innen.
 
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