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Becksmann, Rüdiger
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Freiburg im Breisgau: Münster Unserer Lieben Frau — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 2,2, Teil 1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2010

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https://doi.org/10.11588/diglit.52840#0082

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81

I. DIE SPÄTROMANISCHEN OSTTEILE DES MÜNSTERS

Bibliographie: Geiges 1931-1933, S. 1-68, Abb. 1-86 (behandelt den Scheibenbestand der spätromanischen Ostteile
zusammen mit den Resten der Erstverglasung der östlichen Seitenschiff]oche; räumt den Scheiben aus dem spätromani-
schen Chorhaupt und denjenigen aus der Südquerhausrose jeweils eine stilistische Sonderstellung ein und sieht in den
übrigen Werken eine aus Straßburg kommende, in Freiburg ansässig gewordene Werkstatt tätig); Wentzel 1954, S. 22,
86, Abb. 56 (bildet die Maria des Jessefensters zusammen mit einer Szene aus dem Barmherzigkeitszylus in der nördli-
chen Querhausrose ab; datiert beide Scheiben, ohne ihre formale und stilistische Divergenz zu bedenken, in das zweite
Viertel des 13.Jh.); Krummer-Schroth 1967, S. 18-20, bzw. 1978, S. lof. (chronologischer Überblick über den Bestand);
Becksmann, Ostteile, 2000, S. 50-55 (zusammenfassende Behandlung des Bestandes unter Berücksichtigung der jüng-
sten baugeschichtlichen Erkenntnisse); Mittmann 2005, S. 12-15,18-21 (bildet nahezu alle Scheiben bis auf die drei im
Augustinermuseum verwahrten Fragmente erstmals farbig ab).
Gegenwärtiger Bestand: Aus den spätromanischen Ostteilen des Münsters haben sich insgesamt 36 figürliche Schei-
ben, ein Ornamentzwickel, fünf ornamentale Scheibenfragmente sowie drei Kopfscherben und ein Gewandfragment er-
halten. Sie verteilen sich, wie folgt, auf die verlorenen wie die erhaltenen Bauteile:
1. Dem bis 1492 abgetragenen spätromanischen Chorpolygon lassen sich neun figürliche Scheiben (Fig. 31-33, 37L,
40-46, 49, 54E, 57-62, 64-67, Abb. 1-6, 12, 14E) zuweisen, die durch Übertragung in das westlichste Fensterpaar
des spätgotischen Hochchores (Chor N VI/S VI) erhalten geblieben sind. Fünf zugehörige ornamentale Scheibenfrag-
mente (Fig. 68f., Abb. 7-11) verwahrt das Augustinermuseum. Ein bei Geiges 1931—1933 reproduziertes Gewandstück
(Abb. 13), das die Existenz eines zehnten Medaillons bezeugt, gilt als verloren. Die Behandlung und Katalogisierung die-
ses dislozierten Scheibenbestandes, der heute größtenteils in eine von Geiges geschaffene historistische Farbverglasung
der Dreifenstergruppe der Südquerhausfassade einbezogen ist, erfolgt unter seinem ehemaligen Standort (s. S. 93-115).
2. Aus der seinerzeit butzenverglasten Rose der Südquerhausfassade hat Geiges drei fragmentierte Rundfelder der ur-
sprünglichen Färbverglasung (Fig. 74, 78, 81-83, Abb. 16-18) ausgeschieden und durch eine 1944 zerstörte historistische
Verglasung ersetzt; sie werden heute als Leihgaben der Münsterfabrik im Augustinermuseum aufbewahrt, jedoch am ur-
sprünglichen Standort behandelt (s. S. 116-123). Vier originale äußere Zwickelfelder der Rose (Fig. 71, 80) verblieben in
situ und wurden dort 1944 weitgehend zerstört (s. S. 122). Die Farbverglasung der Fenstergruppe darunter war vermut-
lich bereits im 17. Jahrhundert vollständig verlorengegangen. 1918 wurden hier, wie schon erwähnt, neun Scheiben einer
Wurzel Jesse aus dem spätromanischen Chor eingesetzt.
3. Von der ursprünglichen Farbverglasung der Nordquerhausfassade befinden sich in der Dreifenstergruppe unter der
Rose heute wieder alle ursprünglich hierher gehörigen neun figürlichen Scheiben (Fig. 85-90, Abb. 20-22). Zwischen-
zeitlich waren zwei Figuren zur Auffüllung von Lücken in Langhausfenster süd XXVI verwendet worden, während
Geiges die dritte in der Schatzkammer vorfand (s. S. 124-130).
4. Dem ehemaligen Ostfenster des Nordquerhauses sind noch zwei weitere Scheiben (Fig. 92-96, Abb. 23) sicher zu-
zuweisen; sie befinden sich heute im Augustinermuseum, werden jedoch an ihrem ursprünglichen Standort behandelt
(s. S. 131-134)-
5. In der Rose über der Dreifenstergruppe des Nordquerhauses blieben alle sechs Rundfelder sowie sieben der zwölf
äußeren Zwickelfelder der Rose in situ erhalten (Fig. 97-102, 105-112, Abb. 24-35, 39^)- Ihre Behandlung erfolgt am ur-
sprünglichen Ort (s. S. 135-147). Zwei originale Kopfscherben, die Geiges in situ durch Kopien ersetzt hat, gelangten in
das Augustinermuseum (Abb. 36, 38). Der im Maßwerk des Schneiderfensters eingeflickte Kopf eines Engels aus einem
der Zwickelfelder (Abb. 37) kam ebenfalls ins Augustinermuseum, ist dort derzeit aber nicht auffindbar (s. S. 147).
Geschichte des Baues: Vermutlich schon vor der Verleihung des Marktrechts (1120) war nach dem Vorbild der Hir-
sauer Architektur, bereichert um oberitalienische Anklänge, der erste Bau einer Pfarrkirche (das sog. konradinische
Münster) als dreischiffige, querschifflose Basilika mit Dreikonchenanlage im Osten und Einturm im Westen errichtet
worden; 1146, als Bernhard von Clairvaux seine Kreuzzugspredigt im Münster hielt, muß der Bau schon länger vollendet
 
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