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Denkmalpflege: Auszug aus d. stenograph. Berichten d. Tages für Denkmalpflege 1900 - 1912 — 2.1913

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I. Die Praxis der Denkmalpflege
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2. Erhaltung von Altertumsfunden
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https://doi.org/10.11588/diglit.29655#0027
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Erhaltung- von Altertumsfunden.

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Die drei Projektionen, welche ich jetzt folgen lasse, zeigen keine Aus-
blühungen von Salz, wohl aber in charakteristischer Weise die verheerende
Wirkung des im Steine enthaltenen Salzes. Die Bilder rühren von drei
verschiedenen Kalksteinblöcken der etwa 5000 Jahre alten ägyptischen
Grabkammer des Meten her. Das erste Bild (Projektion) gibt einen Block
mit der ursprünglich unbeschädigten Oberfläche mit den vom Bildhauer
sauber herausgearbeiteten Hieroglyphen wieder. Als Maßstab diene die
Mitteilung, daß der links in der Mitte befindliche Kopf ungefähr 7 cm hoch
ist. Die folgende Ansicht (Projektion) zeigt ein Stück eines anderen Blockes
der Metenkammer; hier ist die Oberfläche mit Vertiefungen übersäet, sie
hat ein narbenartiges Aussehen. Der dritte Block (Projektion) endlich weist
nur noch Spuren der Hieroglyphen auf, die ursprüngliche Oberfläche ist fast
ganz abgesplittert. Konnte man hier also das Salz nicht in weißlichen
Schichten oder kleinen Kristallen wahrnehmen, so konnte man doch mittelst
der Zungenprobe erkennen, daß der Kalkstein der Metenkammer salzhaltig
war. Die qualitative Analyse ergab, daß außer dem gewöhnlichen Kochsalz,
Chlornatrium noch schwefelsaures Magnesium, schwefelsaures Natrium usw.
vorhanden waren, kurzum alle die Salze, wie wir sie noch heute im Meer-
wasser vorfinden. Die Gegenwart dieser Salze ist aber leicht durch die
Tatsache erklärt, daß der Boden Ägyptens ursprünglich Meeresboden gewesen
ist, und daß die jetzt trockenen Salze, durch Quellen oder Tagewässer gelöst,
in die Poren des Kalksteins eingedrungen sind.

Erst in unserem Klima mit seiner wechselnden Temperatur und den
Schwankungen im Feuchtigkeitsgehalt der Atmosphäre werden sich die Salze
schädlich erweisen, indem das eine Mal, bei nassem Wetter, ein teil weises Zer-
fließen, das andere Mal, bei trockener Witterung, ein Wiederauskristallisieren
der Salze stattfindet. Die Wirkung dieser Vorgänge ist aber eine ähnliche
wie bei dem Eindringen des Wassers .in feine Risse der Felsgesteine des
Gebirges, wo das Gefrieren, also das Auskristallisieren des Wassers, die
feinen Risse erweitert und die Felsen auseinandersprengt. Man kann auch
wohl annehmen, daß die Oberfläche solcher mit Hieroglyphen versehener
Kalksteine durch die Bearbeitung mit Meißel und Hammer etwas dichter,
daß die Poren des Steines dort etwas kleiner geworden sind, und daß die '
oberste Schicht gerade dadurch leichter zur Absplitterung geneigt war. Neben
dieser rein mechanischen Zerstörung läuft aber oft eine chemische Einwirkung
der Salze auf den Kalkstein einher, besonders dann, wenn er tonhaltig ist.
Hierbei wird auch der Kohlensäuregehalt der Luft eine Rolle spielen. Der
Zerfall auf chemischem Wege gibt sich durch das Weichwerden und die
Umwandlung in Pulverform zu erkennen. Wie bei Kalksteinen, so auch bei
Sandsteinen mit kalkigem Bindematerial und so auch bei gebranntem Ton.
Ich möchte Ihnen jetzt einen Gegenstand zeigen, dessen Alter im Gegensatz
zur 5000 jährigen Metenkammer ein etwas geringeres ist (Demonstration),
nämlich ein Salzgefäß oder richtiger die Rückwand eines solchen. Auch
dieses moderne Objekt ist in ganz ähnlicher Weise wie der Kalkstein der
Metenkammer korrodiert. Durch einige wenige Haarrisse der Glasur ist
etwas aufgelöstes Kochsalz ins Innere der feinporigen Tonmasse gedrungen,
und der häufige Wechsel im Feuchtigkeitsgehalt und in der Wärme der Luft
in einer Küche hat dann während kurzer Zeit zahlreiche Absplitterungen
herbeigeführt.
 
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