Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Denkmalpflege: Auszug aus d. stenograph. Berichten d. Tages für Denkmalpflege 1900 - 1912 — 2.1913

DOI Heft:
I. Die Praxis der Denkmalpflege
DOI Artikel:
9. Bemalung und Konservierung mittelalterlicher Holz- und Steinskulpturen
DOI Artikel:
10. Bemalung alter Holzbauten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29655#0272
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
256

Bemalung alter Holzbauten.

Witterung der auf den Museumsdächern ausgelegten Marmorstücke in viel
stärkerem Maße vorgeschritten war als bei den im Tiergarten aufgestellten,
und daß zweitens die jetzt übliche Tränkung der Denkmäler mit einer Wachs-
benzinlösung nur dann völlig wirksam ist, wenn sie alle zwei Jahre und nicht
wie jetzt alle fünf Jahre erfolgt. Aus Gründen, deren Erörterung hier zu
weit führen würde, sind diese Versuche abgebrochen, aber jetzt mit pekuniärer
Unterstützung von seiten der Königlichen Minister!alhäukommission und durch
Beihilfe einer Reihe von Firmen durch kostenlose Lieferung von Materialien
in größerem Maßstabe wieder aufgenommen worden. Außer einer Sorte
Carrara-Marmor werden jetzt Kirchheimer, Krenzheimer und Hardheimer
Kalkstein sowie roter Maintaler, Plagwitzer, Cudowaer, weißer und gelber
Cottaer, Rackwitzer und Wartauer Sandstein der Verwitterung ausgesetzt
werden, nachdem sie mit Fluaten, Testalin, Szerelmey und anderen Mitteln
getränkt worden. Ob und bei welchen Sandsteinen der Fluatbehandlung eine
Tränkung mit Avantfluat vorherzugehen hat, ist noch nicht entschieden, da
sich die ganze Arbeit noch im Anfangsstadium befindet. Nach Verlauf je
eines Jahres wird bei den insgesamt 274 Proben der Grad der Verwitterung
wiederum durch Wägung festgestellt werden; außerdem wird er allerdings
auch durch subjektive Beobachtung kontrolliert und durch eine kurze Be-
schreibung festgehalten werden müssen. Ich darf wohl noch hervorheben,
daß es sich bei diesen Versuchen durchaus nicht darum handelt, welches
Steinmaterial von den Kalk- und Sandsteinen das beste sei, sondern es sollen
nur die für unser Klima besten Schutzmittel für die erwähnten Steinarten
festgestellt werden.

10. Bemalung alter Holzbauten
Braunschweig 1906
Referent: Professor Lübke-Braunschweig :

Meine Herren! Die Bemalung der alten Holzbauten ist bisher in der
Fachliteratur nur stiefmütterlich behandelt. Größere Abhandlungen über
den Gegenstand sind mir überhaupt nicht bekannt. Es dürfte daher an der
Zeit sein, daß die für Denkmalpflege begeisterten Kreise auch diesem bisher
vernachlässigten Gebiete ihre Aufmerksamkeit zuwenden.

Die Farbengebung ist gerade für die Fach werk bauten von großer Be-
deutung, deren eigenartige herbe Schönheit nicht zum mindesten darin be-
steht, daß ihre Zierformen ganz aus der zweckmäßigen Werkform erwachsen
und durchaus dem Gefüge der Balken, Pfosten und Bohlen angepaßt sind.
Auch kann das Holz des schützenden Anstriches zu seiner Erhaltung nicht
wohl entbehren. Es kann kein Zweifel sein, daß der Anstrich des Holzes
nicht so ausgeführt werden darf, daß Konstruktion und Zierformen durch
ihn verdeckt und verwischt werden, vielmehr muß der Anstrich dazu bei-
tragen, die Formen des Holzwerkes hervorzuheben und zur vollen Deutlich-
keit zu bringen.

Der Grund, warum bisher der ursprünglichen Bemalung der Holz-
bauten weit weniger Beachtung geschenkt ist als der formalen Ausbildung
derselben, ist in den Schwierigkeiten zu suchen, welche sich der Feststellung
der ersten Bemalung entgegenstellen.
 
Annotationen