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Denkmalpflege: Auszug aus d. stenograph. Berichten d. Tages für Denkmalpflege 1900 - 1912 — 2.1913

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II. Aktuelles
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6. Die Ausgestaltung des Platzes an der Südseite des Wormser Domes
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https://doi.org/10.11588/diglit.29655#0455
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Wormser Dom.

439

6. Die Ausgestaltung des Platzes an der Südseite
des Wormser Domes
Trier 1909

Referent: Geheimer Oberbaurat Professor Hofmann-Darmstadt:

Verehrte Damen und Herren! Nachdem ich vor einer Reihe von Jahren
bereits Gelegenheit hatte, den Mitgliedern des Denkmalpflegetages, damals
von Mainz aus, die Wiederherstellungsarbeiten des Wormser Doms an Ort
und Stelle zu erläutern, sei es mir gestattet, mit wenigen Worten mitzuteilen,
welche Arbeiten in den 16 Jahren der Tätigkeit der Bauleitung ausgeführt
worden sind.

Es ist bekannt, daß die westliche Baugruppe des Gebäudes, die am bau-
fälligsten war, abgetragen, durch Unterfangung der Fundamente 9 m hoch
neu fundiert, dann in dem alten Steinwerk wieder aufgebaut wurde; ebenso
die westliche Vierungskuppel. Die dabei im Innern des Mauerwerks Vor-
gefundenen Holzverankerungen sind durch einbetonierte eiserne Ring-
verankerungen ersetzt worden. Außer dieser Hauptarbeit wurde inzwischen
der Fußboden des Domes in seiner mittelalterlichen Höhenlage durch große
Werksteinplatten in unregelmäßigem Verband erneuert. Dieser war nach
dem Dombrand im Jahre 1689 um etwa 55 cm erhöht worden. Bei dieser
Gelegenheit hat nun eine systematische Aufgrahung des Untergrundes inner-
halb des Domes stattgefunden, und es haben sich hierbei eine Anzahl Gräber
hezw. Steinsärge sowie auch römische und frühchristliche Baureste vorgefunden.
Wir sind jetzt in der Lage, nachzuweisen, daß die schon zur römischen Zeit
den Apostelfürsten Petrus und Paulus geweihte Bischofskirche unter dem Dom
zu Worms gestanden hat, denn es wurde nicht nur der römische Fußboden
vorgefunden, sondern auch der altchristliche und frühmittelalterliche Boden-
belag aus Marmormosaik. Es ist Ihnen vielleicht durch die Presse bekannt
geworden, daß bei dieser Gelegenheit auch die Gräber bezw. Steinsärge der
Ahnen des salischen Kaisergeschlechts unter der Ostvierung des Gebäudes
vorgefunden wurden und daß auf Beschluß des Kunstrates über dieser wuch-
tigen Grabstätte nun neuerdings eine mit einem Klostergewölbe überspannte
Grabkammer von der Seite aus zugänglich aufgeführt worden ist.

Selbstverständlich ist in den abgelaufenen Baujahren nebenbei auch im
Innern des Domes gearbeitet wrorden, indem die, durch den Dombrand im
Jahre 1689 entstandenen Brandschäden ausgewechselt wurden. Gegenwärtig
ist man mit der Abtragung und dem Wiederaufbau der östlichen Vierungs-
kuppel beschäftigt. Die Zwerggalerie dieses Bauteils steht bereits wieder.
Diese Ostkuppel wrar wie das Hauptdach des Domes vor 1689 ebenfalls mit
Blei gedeckt; sie brannte 1689 ab, bekam eine welsche Haube. Diese wuirde
1860 als baufällig abgetragen und durch ein nach der damaligen Anschauung
ausgeführtes romanisches, mit englischem Schablonenschiefer eingedecktes Zelt-
dach ersetzt. Diese Bedachung ist nun beseitigt und dieser Bauteil soll wie
alle anderen Türme des Domes ein steinernes Dach erhalten. Außerdem sind
die Osttürme stark beschädigt; sie müssen eingerüstet werden; doch wird an
diesen wTenig verändert, wenigstens wird man von unten die Wiederherstellungen
kaum wahrnehmen können. Es handelt sich auch hier hauptsächlich um Aus-
wechselungen von Verwitterungs- und Brandschäden. Ferner ist auf der Süd-
 
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