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Denkmalpflege: Auszug aus d. stenograph. Berichten d. Tages für Denkmalpflege 1900 - 1912 — 2.1913

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II. Aktuelles
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10. Die Wiederherstellung des Mannheimer Kaufhauses
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11. Die Wiederherstellung der Liebfrauenkirche in Arnstadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.29655#0515
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-Liebfrauenkirche in Arnstadt.

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11. Die Wiederherstellung der Liebfrauenkirche in Arnstadt

Halberstadt 1912

Referent: Geheimer Baurat Professor Wickop-Darmstadt:

Meine Damen und Herren! Wenn ich trotz der besetzten Tagesordnung
Sie bitte, mir einige Zeit Ihre Aufmerksamkeit zur Erörterung der Wieder-
herstellung der Liebfrauenkirche zu Arnstadt zu schenken, so hat das ver-
schiedene Gründe. Einmal ist diese Wiederherstellungsarbeit gewissermaßen
ein gutes Schulbeispiel für die vorhin von Herrn
Geheimrat Hoßfeld gegebenen allgemein wertvollen
Regeln; zweitens handelt es sich um eins der her-
vorragendsten Baudenkmäler Thüringens, zu dem ja
viele Kunstbeziehungen von der Provinz Sachsen
hintiberreicben, und um eine Wiederherstellung, die
einen der wertvollsten Bestandteile dieses Denkmals
wohl vor dem sicheren Untergange bewahrt hat.

Endlich aber ist die Wiederherstellungsarbeit noch
nicht ganz abgeschlossen, und es wäre vielleicht dem
einen oder anderen Teilnehmer des Denkmaltages
möglich, bei einem Besuch in der ja nicht sehr weit
entfernten Stadt den Betrieb noch im Gange zu sehen.

Das hat mich bewogen, den Herrn Vorsitzenden zu
bitten, in die Tagesordnung noch meine kurzen Mit-
teilungen einschieben zu wollen.

Meine Herren! Bei der Kürze der Zeit möchte
ich nicht auf die Baugeschichte des Werkes näher
eingehen. Sie sehen hier den Grundriß. (Abb. 1.)

Es ist Ihnen bekannt, daß das Längsschiff den ältesten
Teil darstellt, daß im Anschluß daran vom Ende des

12. bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts hinein die
Westfront gebaut wurde, daß der südliche Turm noch
in die romanische Zeit gehört, bis zur Spitze ein
wundervolles Beispiel des Übergangsstils (Abb. 2),
während der Nordturm vom zweiten Oktogongeschoß
an schon gotisch ist und im Beginn des 14. Jahr-
hunderts erbaut wurde. (Abb. 3.) Gleichzeitig mit
dem oberen Teil des Nordturms wurde der pracht-
volle Hallenchorbau angefügt, der ja eine der ersten
Hallenkirchenanlagen Deutschlands neben der Elisabethkirche in Marburg
darstellt. Ein Vierungsturm gelangte damals nicht mehr ganz zur Vollendung.
Sie sehen in einer alten Aufnahme (Abb. 4) noch die schlichte Ausführung
dieses ziemlich einfachen Bauteiles, der in der Renaissancezeit mit einer ge-
schweiften Haube bedeckt wurde. Ebenfalls sehen Sie auf diesem Bild noch
den alten Zustand, den steilen Walm zwischen den Türmen in ähnlicher Aus-
führung wie bei manchen anderen thüringischen Kirchen, z. B. der St. Blasien-
Kirche in Mühlhausen.

In den Jahren 1880—1882 hat nun die Kirche eine durchgreifende
Wiederherstellung erfahren durch Hubert Stier, und bei dieser Gelegenheit
wurde die alte einfache Bedeckung des Vierungsturmes ersetzt durch einen

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