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Denkmalpflege: Auszug aus d. stenograph. Berichten d. Tages für Denkmalpflege 1900 - 1912 — 2.1913

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I. Die Praxis der Denkmalpflege
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11. Erhaltung alter Wandmalereien
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Wiederherstellung kunstgewerblicher Altertümer
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https://doi.org/10.11588/diglit.29655#0297
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Wiederherstellung kunstgewerblicher Altertümer.

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anzubringen, bat man ja lange gekannt und mehrere Methoden dafür betrieben.
Die mittelalterlichen Wandmalereien in Skandinavien zu behandeln, ist jedoch
besonders schwierig, weil sie ein Zwischending von Fresko und Tempera
sind, wobei das Freskoverfahren eine untergeordnete Rolle spielt. Eigentlich
sind es nur die Konturen der Kompositionen, die sich im feuchten Putz ge-
nügend festsetzen können. Das übrige war man gezwungen in Tempera auf
der eben getrockneten Fläche auszuführen. Bei einem Umbau solche alten
Wandmalereien vor der Zerstörung zu retten, hat der Vorsteher und Kon-
servator des Universitätsmuseums zu Lund, Dr. Otto Rydbeck, mit glück-
lichem Erfolge versucht. Als Inspektor des Museums bin ich natürlicher-
weise bei der Sache lebhaft beteiligt und mache nun in Kürze eine Mitteilung
von seiner Methode.

Die Bildfläche wird zuerst gereinigt und dann wird ein Stück von den
Malereien, z. B. % qm, mit einem Stück Papier überklebt — der Kleister ist
gewöhnlicher Weizenmehlkleister —. Darauf wird mit einer sehr dünnen
Stichsäge ringsum die vom Papier markierte Bildfläche eingesägt. Die Dicke
der feinen Putzlage beträgt in südschwedischen Kirchen höchstens 1 cm, ge-
wöhnlich nur einige Millimeter. Hierauf nimmt man ein Stück steifes Papier
von derselben Größe wie die angesägte Bildfläche; man drückt es fest gegen
diese mit der einen Hand, während man mit der anderen das Sägeblatt hinter
den Putz führt und mit größter Vorsicht das bemalte Putzlager von der
hinterliegenden Wand losmacht. Durch das aufgeklebte Papier wird die be-
malte Putzlage zusammengehalten und wird von der steifen Pappscheibe auf-
genommen. Das Ganze wird danach auf einen Tisch gelegt und mit Vorsicht
in eine Pappform — ein steifes Papier, dessen vier Ränder aufgebogen sind —
übergeführt. In diese Gießform wird eine Lage Gips gegossen, ca. 1 cm
stark. Nachdem der Gips getrocknet ist, wendet man die Platte um, so
daß die Bildfläche nach oben kommt. Das aufgeklebte Papier wird mit
größter Vorsicht losgemacht und der Kleister entfernt. Um die Bildfläche
vor dem Verschimmeln zu hüten, kann man sie mit einer schwachen Chlor-
kalklösung überstreichen. Wenn die ganze Wandmalerei auf diese Weise
fortgenommen ist, hat man alle Stücke mit Gips oder Zement zusammen-
zufügen. In dieser Weise sind neuerdings die ganzen romanischen Wand-
malereien, die man im Chor einer Landkirche bei Lund, Wallkärra, gefunden
hat, bei ihrem totalen Umbau gerettet worden. Zum Teil waren sie über-
tüncht, zum Teil hatte man sie auf den Wänden oberhalb der nachträglich
eingezogenen gotischen Gewölbe angetroffen. Jetzt sind die Stücke in Holz-
rahmen zusammengefügt, und so sollen sie demnächst in den neuen schönen
Museumsräumen zu Lund aufgehoben werden. Es ist für Skandinavien das
erste Beispiel einer so betriebenen und so durchgeführten Erhaltung und
Übertragung mittelalterlicher Malereien.

12. Wiederherstellung kunstgewerblicher Altertümer
Mannheim 1907

Referent: Museumsdirektor Dr. J. Brinckmann-Hamburg:

Meine Herren! Wenn die Denkmalpflege in dem Sinne, wie wir sie
heute verstehen, ein junger Begriff ist, so ist auch die kunstgeschichtlich
wahre, den Altertümern ihre urkundliche Bedeutung erhaltende Herstellung
 
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