Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Denkmalpflege: Auszug aus d. stenograph. Berichten d. Tages für Denkmalpflege 1900 - 1912 — 2.1913

DOI Heft:
I. Die Praxis der Denkmalpflege
DOI Artikel:
5. Einfluss der Vegetation auf die Baudenkmäler
DOI Artikel:
6. Gartenkunst und Denkmalpflege
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29655#0139
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Gartenkunst und Denkmalpflege.

123

Burg Trutz Eltz im Elztal in der Nähe von Moselkern an der Mosel mußten
sämtliche in der Nähe der Mauern befindliche Sträucher und Bäume entfernt
werden, weil die Wurzeln das Mauerwerk vollkommen zersprengt hatten.
Teile der Mauer (Moselschiefer) wurden durch das Gestrüpp direkt umge-
worfen. Ähnliches findet sich auf der Burg Eltz selbst, wo das niedrige
Eichengestrüpp einen Teil der Zwingermauer vollständig zerstört und zu
einem Trümmerhaufen verwandelt hat. (Regierungsbaumeister Stahl in Düssel-
dorf.) Eine der im Stadtwald von Miltenberg in Unterfranken liegenden be-
rühmten Heunensäulen ist genau an der Stelle, wo eine mächtige Buchen-
wurzel unter ihr sich eingeschoben hat, quer durchgerissen; der Riß erweitert
sich mit dem Wachstum der Wurzel. (Kgl. Forstamt Miltenberg.)

Für jede der berührten verschiedenen Yegetationsarten gilt die be-
treffende Bemerkung in dem ausführlichen Gutachten der Kgl. Sächsischen
Kommission zur Erhaltung der Kunstdenkmäler: uDie Beobachtung des
Pflanzenwuchses an einem Bauwerk muß dem Denkmalpfleger ebenso wichtig
erscheinen, wie die Beobachtung des Bauwerks selbst, damit er rechtzeitig
vorbeugend und schützend eingreifen kann.“

Wenn ich alle Erwägungen noch einmal überblicke, so ist das Ver-
hältnis zwischen Pflanzenwuchs und Architektur für die Denkmalpflege
sowohl eine künstlerische als auch eine technische Frage. Beiden Anforde-
rungen, der künstlerischen und der technischen, gerecht zu werden, das ist
die Aufgabe — eine Aufgabe, die wohl im allgemeinen nach den verschiedenen
Gesichtspunkten hin erörtert werden muß, zu deren Bewältigung für den
Einzelfall aber allgemeine Regeln kaum gegeben werden können. In der
Praxis wird oft ein Ausgleich zwischen den künstlerischen und den tech-
nischen Faktoren eintreten müssen. Diesen Ausgleich im gegebenen Falle
richtig zu finden, wird immer eine Sache des Taktes sein.

6. Gartenkunst und Denkmalpflege
Danzig 1910

Referent: Landeskonservator Professor Dr. Gradmann-Stuttgart:

Meine Herren! Manche von unseren nationalen Denkmälern, wie das
Heidelberger Schloß, sind Gesamtkunstwerke der Baukunst und der Garten-
kunst oder der Natur und der Menschenhand. Ein ungeschickter Eingriff
in die Vegetation kann den ganzen Zauber vernichten. Es kann uns über-
haupt nicht gleichgültig sein, was für Grünanlagen unsere Baudenkmäler
umgeben, denn all ihre Wirkung ist Verhältniswirkung, beruht mit auf ihrer
Umgebung. Auch von den Landschaftsgärtnern ist an ihnen gesündigt
worden, wo nicht gegen die Gesetze der Denkmalpflege, dann vielleicht gegen
die des guten Geschmacks.

Eine Reihe putziger Kugelakazien vor einem hohen mittelalterlichen
Münster, eine städtische Schmuckanlage, womöglich mit Tennisplatz, in einer
Ruine, das sind solche Bilder, dergleichen wir alle, belustigt oder ärgerlich,
schon mehr als genug gesehen haben. Aber auch die modernen Grünanlagen
auf unseren alten städtischen Architekturplätzen gehören dazu, ob sie nun
geometrisch gehalten sind, mit exotischen Solitärpflanzen, oder mehr land-
schaftlich, als Miniaturpark mit gewundenen Waldpfaden, mit Felsblöcken
 
Annotationen