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Denkmalpflege: Auszug aus d. stenograph. Berichten d. Tages für Denkmalpflege 1900 - 1912 — 2.1913

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I. Die Praxis der Denkmalpflege
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4. Technisches aus der Denkmalpflege und Materialien der Denkmalpflege
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5. Einfluss der Vegetation auf die Baudenkmäler
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https://doi.org/10.11588/diglit.29655#0114
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Einfluß der Vegetation.

terung unserer Materialien ausübt, der tatsächlich nicht zu unterschätzen ist.
Das ist aber z. B. ein Punkt, den das groß angelegte Werk, das mit Hundert-
tausenden von Mark und mit der Arbeit vieler hervorragender Männer aus-
geführt und ausgearbeitet wurde, nicht genügend oder sogar überhaupt nicht
berücksichtigt. Ich habe Ihnen heute schon Beispiele angeführt dafür, daß
Verwitterungserscheinungen, die dem Praktiker etwas ganz gewöhnliches sind,
die der Praktiker —- ich möchte sagen hei jedem Bauwerke zunächst sucht —,
daß diese Verwitterungserscheinungen dem wissenschaftlichen Institute, das
fast schon ein Menschenalter sich ausschließlich mit der Untersuchung der
Verwitterungen beschäftigt, bis jetzt überhaupt noch nicht vor die Augen ge-
kommen sind. Es wird sogar die Behauptung aufgestellt, die nun durch den
amtlichen Charakter des Institutes einen großen Einfluß erhält, daß solche
Erscheinungen überhaupt nicht möglich seien, und den Leuten, die auf diese
Erscheinungen aufmerksam machen, wird wissenschaftlich bewiesen, daß sie
überhaupt noch nicht einmal bei einem Stein unterscheiden können, ob er auf
dem Kopf steht oder lagerrecht versetzt ist.

Das sind also alles Punkte, die, glaube ich, sehr der Beachtung wert
sind, wenn man zu einem Resultat kommen will.

5. Einfluß der Vegetation auf die Baudenkmäler
Danzig 1910

Referent: Generalkonservator Dr. Hager-München:

Meine Herren! Das Thema, über das ich berichte, setzt große Er-
fahrung voraus. Ein einzelner kann über diese nicht in wünschenswertem
Maße verfügen. Mein Bestreben mußte also sein, die Anschauungen und
Erfahrungen möglichst Vieler kennen zu lernen. Ich habe in einem Rund-
schreiben die hauptsächlich in Betracht kommenden Punkte kurz skizziert
und das Schriftstück an mehr als 700 Ämter und Einzelpersonen versendet.
In Hunderten von Antworten ging mir ein höchst wertvolles Material zu. Es
ist meine Pflicht, vor allem meinen wärmsten Dank auszusprechen allen Be-
hörden und Herren, die durch zum Teil sehr eingehende Erörterungen und
durch Hinweise auf bestimmte Beohachtungsobjekte bereitwillig zur Klärung
einer für die Denkmalpflege so wichtigen Frage beigetragen haben.

Mit besonderer Freude darf aus den zahlreichen Äußerungen vor allem
konstatiert werden, daß weite Kreise die mannigfaltigen hohen Reize zu
schätzen wissen, die in der Verbindung von Architektur und A^egetation
gründen. Wenn ich nicht auf all die Einzelheiten, und ich darf wohl sagen,
die fast zahllosen Beispiele eingehe, die mir genannt wurden, so bitte ich das
mit der Fülle des Materials giitigst zu entschuldigen. AHeles habe ich ver-
wertet, ohne es immer mit Angabe der Quelle auszuweisen.

Die meisten Zuschriften betonen, daß man nicht unterschiedslos verall-
gemeinern dürfe, sondern jeden Fall, jedes Denkmal individuell behandeln
müsse, individuell je nach dem historischen und kunstgeschichtlichen,
materiellen und ideellen Wert, je nach der Materialbeschaffenheit, der Lage,
dem Klima usw. Diese fast in allen Gutachten wiederkehrende Äußerung
möchte ich als Grundsatz auch an die Spitze der folgenden Ausführungen
stellen. Generalisieren führt zu schablonenmäßigem und schematischem
 
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