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Denkmalpflege: Auszug aus d. stenograph. Berichten d. Tages für Denkmalpflege 1900 - 1912 — 2.1913

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II. Aktuelles
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7. Der Wiederaufbau der St. Michaeliskirche in Hamburg
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8. Der Umbau des Gewandhauses in Braunschweig
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https://doi.org/10.11588/diglit.29655#0490
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474

Gewandhaus in Braunschweig.

Die Beispiele aber, bei denen der innere Ausbau alter Kirchen in einer
durchaus neuen Formensprache stattgefunden hat, sind noch so vereinzelt,
daß ein maßvolles Vorgehen bei der Wiederherstellung der großen St. Michaelis-
kirche wohl geboten erschien.

Die diesbezüglichen Verhandlungen auf dem Denkmaltage in Lübeck
haben bewiesen, daß ein großer Teil der Besucher der Denkmaltage diese
Anschauung teilt. Eine Bauleitung aber, die bewiesen hat, daß sie an ihrer
Aufgabe mit Liebe und Hingebung gearbeitet, hegt den Wunsch, daß der
Denkmaltag sein Urteil nicht nur nach den heutigen Verhandlungen sich
bildet. Ich bin überzeugt, daß die Herren, denen es möglich ist, ihre Schritte
nach Hamburg zu lenken und die Michaeliskirche zu besichtigen, den dortigen
verdienstvollen Bauleitern und Künstlern auch die Anerkennung nicht ver-
sagen werden.

8. Der Umbau des Gewandhauses in Braunscliweig
Lübeck 1908

Referent: Museumsdirektor Professor Dr. Meier-Braunschweig:

Meine sehr geehrten Herren! Ich darf voraussetzen, daß im allgemeinen
die Angriffe, die gegen den Umbau unseres Braunschweiger Gewandhauses
gerichtet sind, Ihnen bekannt sein werden. Ich habe die Ehre, im Namen
des Braunschweiger Denkmalausschusses die Sache zu behandeln, und zwar
auf Grund dessen, was gegen uns vorgebracht ist. Ich möchte zunächst gegen
zwei Punkte mich wenden, die uns vielleicht zum Vorwurf gemacht werden
können, nämlich erstens, daß wir grundsätzlich die Sache so handhaben
wollten, wie uns das heute morgen für Gegenstände, die die Stadt Hamburg
betrafen, empfohlen worden ist. Das ist aber keineswegs unsere Absicht ge-
wesen, und die Art und Weise, wie wir die ganze Sache jetzt hier weiter
fördern, darf Ihnen auch wohl ein Beweis sein, daß wir wirklich mit offenen
Karten zu spielen gesonnen sind.

Meine Herren! Es ist uns dann auch der Vorwurf gemacht worden,
daß wir die ganze, für uns ja so außerordentlich wichtige Frage behandelt
haben, ohne berühmte Sachverständige von auswärts zuzuziehen. Ich erkenne
das als einen Fehler an; aber ich glaube, Sie werden mir zugeben, daß das
wohl entschuldbar ist. Denn unser Denkmalausschuß in Braunschweig ist
keine Behörde, es ist eine privatim gebildete Vereinigung, die sich zusammen-
setzt aus Mitgliedern des Geschichtsvereins, des Architektenvereins und, für
die Naturdenkmäler, des Naturwissenschaftlichen Vereins. Wir haben die
Hoffnung, daß wir auch staatlich anerkannt werden; bisher ist das aber noch
nicht möglich gewesen, und so ist es für die ganze Entwickelung der Denk-
malpflege außerordentlich freudig zu begrüßen gewesen, daß diese Frage des
Umbaues des Gewandhauses nicht, wie das bisher bei uns üblich war, aus-
schließlich innerhalb der betreffenden Behörde oder zwischen dem Bauleiter
und dem Bauherrn behandelt wurde, sondern daß man von vornherein den
Denkmalausschuß hinzugezogen hat, und ich muß sagen, die Freude, die wir
über diesen ganz wesentlichen Fortschritt empfanden, war eine vollberechtigte,
und wir haben — das will ich Ihnen offen gestehen — gar nicht daran ge-
 
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