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Denkmalpflege: Auszug aus d. stenograph. Berichten d. Tages für Denkmalpflege 1900 - 1912 — 2.1913

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II. Aktuelles
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4. Die Erhaltung des Heidelberger Schlosses
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https://doi.org/10.11588/diglit.29655#0444
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Heidelberger Schloß.

so heißt das: die unbelasteten Mauern der Ruine — das sind die leeren
Schachteln des Herrn Stiehl — üben in ihrem eigenen Mauerwerk und auf
die Fundamente an sich einen ziemlich starken Druck aus, und wenn der Wind
auf ihnen steht, so wird der Druck schon sehr groß; wenn man aber die
Schachteln voll anfüllt, d. h. wenn man noch die Giebel und Decken und das
Dach auf die Mauern aufbringt, so wird das Mauerwerk, wie es jetzt ist, in
jedem Falle viel zu stark beansprucht, so daß es die Last nicht mehr tragen
kann. — Diese Frage hat uns auch Herr Baurat Seitz in der Sachverständigen-
Konferenz 1902 in ähnlicher Weise erläutert. Er führte aus: Durch das
Aufbringen des Daches wird das Gewicht der Ruine vergrößert und infolge-
dessen der nötige Widerstand gegen die Kräfte des Windes gewonnen. Den
Beweis dafür erbrachte er durch einen Bleistift, indem er sagte: Meine
Herren! Wenn sie einen Bleistift frei aufstellen wollen, so fällt er um, sobald
Sie aber den Finger darauf halten, so steht er fest. Das gleiche hatte er
auch schon in einer früheren Sachverständigen-Kommission vorgetragen. Er
muß also fest daran glauben. (Heiterkeit.) Meine Herren! Darnach können
Sie sich einen Begriff von dem notwendigen Maß der Stabilität im Ott-
heinrichsbau machen.

Herr Geheimer Oberbaurat Professor Hof mann-Darm stadt (im
Schlußwort): Meine Herren! Ich bin durch den verehrten Herrn Kollegen
Haupt jedenfalls in einer Frage mißverstanden worden und wollte das hier
noch kurz berichtigen. Er hat mir vorgeworfen, er begreife nicht, daß ich einen
Teil von den Zwerchhäusern, die heute noch auf der Fassade des Ottheinrichs-
baues ständen, einfach wegrasieren wolle. Das ist nicht gedacht gewesen,
und ich bitte da um Entschuldigung für die Unterlassungssünde, daß diese
kleinen Reste — es ist nicht die Hälfte der Giebel, sondern es ist der Sockel-
bau von den Giebeln und einige Pilaster und Figuren, die noch vorhanden
sind —• in der kleinen Skizze nicht dargestellt sind. Ich habe mir gedacht,
daß diese vorhandenen Überreste selbstverständlich unter allen Umständen,
auch bei dem geplanten Satteldach, erhalten werden können, und ich habe
gerade mit dieser Ausführung der nur beschieferten Zwerchhäuser dem
Vorschläge des Herrn Professor Haupt entgegenkommen wollen, indem ich
nur diese bescheidene Form vorschlug, wodurch der Ausführung seiner Vor-
schläge später kein Hindernis bereitet, sondern nur Vorschub geleistet würde.

Also, meine Herren, wir sind in dieser Beziehung, wie ich annehmen
darf, mit Herrn Kollege Haupt ganz einverstanden.

Bezüglich der Bedachung wollte ich doch noch eins sagen: Es hat mich
bis ins Innerste beunruhigt, daß ein Fachgenosse uns so schwarze Bilder über
Dächer hier vormalt. Meine Herren! Herr Geheimer Oberbaurat Eggert
hat eben gesagt, es wäre eine geßihrliche Sache, am Ottheinrichbau ein Dach
aufzubringen. Der Bau ist doch Jahrhunderte hindurch bedacht gewesen.
Die Mauern, in der heutigen Stärke, haben doch diese Dächer getragen.
Meine Herren! Wieviel Kirchendächer gibt es z. B., die selbst bei 20 bis 22 m
Spannung ohne irgendwelche Querwände durch geschickte Dachbinder nur
von den Außenmauern getragen werden. Hier handelt es sich aber darum,
die für den Bau erforderlichen und heilsamen Zwischenwände wieder auf-
zuführen, die zugleich als Dachstützen auftreten, und es ist in diesem Falle
nach dem heutigen Stande der Technik doch nur eine elementare Aufgabe,
 
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