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Denkmalpflege: Auszug aus d. stenograph. Berichten d. Tages für Denkmalpflege 1900 - 1912 — 2.1913

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II. Aktuelles
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6. Die Ausgestaltung des Platzes an der Südseite des Wormser Domes
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https://doi.org/10.11588/diglit.29655#0466
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Wormser Dom.

der Kunstrat oder die Dombauleitung. Es ist deshalb immerhin auffallend,
in welcher Weise und mit welchen Mitteln den berufenen Stellen nach wie
vor systematisch vorgegriffen und die Arbeit erschwert wird, ohne der Sache
bis jetzt einen Dienst erwiesen oder greifbare Yorschläge herbeigeführt zu
haben.

Daß wir mit keinen neuen Plänen hervorgetreten sind, liegt daran, daß
die Stadt den Antrag auf Ankauf des alten Pfarrhauses fallen gelassen hat.
Deshalb liegt gar keine Veranlassung vor, heute mit einem Pfarrhausprojekt
dem Denkmaltag aufzuwarten. Ich bin nicht einmal im Besitz eines Raum-
programms. Die übrige Platzbildung ist aber eine durch die örtlichen Ver-
hältnisse gegebene mehr elementare Aufgabe, der alle Faktoren gegeben sind,
und wesentliche Verschiebungen der heutigen Zustände nicht durchführbar,
aber auch nach städtebaukünstlerischen Grundsätzen nicht geboten erscheinen.
Die vom Herrn »Platzkritiker“ Bruck mann in seiner Schrift niedergelegten
Vorschläge stellen im großen ganzen nach meiner Auffassung nur Utopien
dar. Sie verwischen oder ignorieren vollständig den Besitzstand, der auf der
Südseite des Domes besteht, und verwischen auch das historische Raum-
moment, wie es durch die Verhältnisse, wie sie dort gelagert sind, eigentlich
doch gewahrt werden sollte. Meine Herren! Wer einmal 23 Jahre im Städte-
bau nicht nur amtlich, sondern auch privatim intensiv zu tun hat, der ist
doch über eine Plätzchenmacherei mit diesen kleinen Kindergärten, unregel-
mäßigen Beeten und Brezelwegen, die um den Chor herum von Herrn
Bruckmann projektiert ist, hinaus. (Zustimmung und Beifall.) Solche
Versuche kann man bei einem monumentalen Bau wie dem Wormser Dom
doch wahrhaftig nicht brauchen. (Beifall.) Die muß ich mit aller Ent-
schiedenheit zurückweisen. Der Domplatz verlangt eine großzügige und ein-
fache Flächenverteilung mit einem geschickten Verlauf der Einfriedigungen,
Futtermauern und Freitreppen und die Anpflanzung einiger Baumgruppen
oder Baumreihen an geeigneten Stellen, die in meinem Plane angegeben sind.
Wenn ein Anbaugedanke einmal auftauchen sollte, dann wird man ja selbst-
verständlich diese Frage planmäßig und gründlich prüfen. In bezug auf
die Lage halte ich nach wie vor in Übereinstimmung mit Herrn Professor
Dr. Clemen daran fest, daß, wenn der Neubau eines Pfarrhauses einmal
notwendig werden sollte, er an der Stelle bewirkt werden muß, wo das
Kapitelhaus gestanden hat, und zwar in seiner Längsrichtung rechtwinkelig
zu der des Domes. Dann wächst der Wormser Dom wieder im Maßstab
und erhält im Äußeren wieder seine Raumgruppierung, die er in früheren
Jahrhunderten immer gehabt hat. Ich bin deshalb mit den durch das
Gurlittsche Modell und durch die Bruckmannschen Skizzen gemachten Vor-
schlägen, die dahin gehen, ein Pfarrhaus auf der Stelle der früheren Johannis-
kirche zu errichten, dieses Pfarrhaus durch einen Hallengang mit dem Dom
zu verbinden, im übrigen den ganzen Dom rund herum freizulegen, mit
verschiedenen unregelmäßigen Rasenplätzchen zu umgehen, durchaus nicht
einverstanden. (Bravo!) Der Bauherr, d. h. der Probsteikirchenvorstand und
die obere kirchliche Behörde ist der Ansicht, daß sie in dieser Frage nur
solchen Vorschlägen näher treten wird, die durch die Dombauleitung bearbeitet
und durch ihren Kunstrat geprüft, also durch die berufenen Organe ihr unter-
breitet werden. Bis jetzt habe ich keinen Auftrag, einen Pfarrhausanbau
zu entwerfen, werde auch nicht darnach streben. Wenn man also die Lösung
 
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