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Abbildung 9: Semiotischer Bruch: Das Erscheinungsbild des Werkzeuges 'PAINTBRUSH'im Paint-
Paket PhotoStyler springt von einer ikonisch-bildhaften, realitätsnahen (links) zu einer symbo-
lisch-schematischen Darstellung (rechts) - im Wiederspruch zur natürlichen Erfahrung.
Das Beispiel i11ustriert die Probleme: Aus dem
Erscheinungspotential des „Pinsels" kann
über eine Aktivierung des zugehörigen
Alltagswissens über Funktion und Handlung
von Pinseln nicht auf die vielschichtigen,
maschinenartigen funktionalen Erweiterun-
gen der 'Elektronischen Pinselmaschine' ge-
schlossen werden. Es besteht die Frage, ob
die Pinsel-Ikone die zweckmäßige produkt-
sprachliche Kodierung für dieses Malwerk-
zeug ist. Weiterhin bleibt der „Gestaltwan-
del" angesichts der Aktivierung von Vorein-
stellungen verwirrend. Das standardisierte
Fenster der Windows-Oberfläche mit seinen
gleichfalls standardisierten Reglern erscheint
wenig geeignet, einen produktsprachlichen
Kontext herzustellen und die unterschiedli-
che Funktionalität der einzelnen Optionen
differenziert zu kodieren. Hierstehen einfach
werkzeugunspezifische Standards und rela-
tiv willkürliche Funktions-Bezeichnungen, die
zu erlernen sind.
7. Virtuell-gegenständliche Werkzeuge und
Szenarien im Gebrauch
7.1. Allgemeine Aussagen zur Problemlösung
mit Hilfe von virtuell-gegenständlichen
Werkzeugen und Szenarien
Der Unterschied zwischen Laien und Exper-
ten wird vor allem durch die kreative Fähig-
keit bestimmt, ein Problem als Ganzes so zu
zerlegen, daß einzelne Teilprobleme mög-
lichst effizient auf die 'Funktionalität' der zur
Verfügung stehenden, bekannten Werkzeu-
ge und/oder Lösungsverfahren abgebildet
werden. Durch eine bestimmte Folge von
Werkzeug- und Verfahrensanwendungen
wird dann - in der Regel - die angestrebte
Gesamtlösung des Problems erreicht. Proble-
me, die sich nicht auf eine derartige Folge
von Werkzeuganwendungen abbilden lassen,
können nicht gelöst werden! Aus diesem
Blickwinkel ist die Lösungsfindung von Pro-
blemen dann damit verbunden, wie effizient
bestimmte Werkzeuge mit ihrer spezifischen
Funktionalität intern (d.h. mental) wie extern
(d.h. wahrnehmbar) verfügbar gemacht und
in komplexe Handlungs- und Verfahrens-
ketten integriert werden können. Hierdurch
wird die Effektivität von Orientierungspro-
zessen innerhalb von Handlungen maßgeb-
lich beeinflußt.
Orientierungsprozesse bestimmen die Hand-
lungseffizienz aber nur zu einem Teil. Wesent-
lich sind auch die Effektivität der ausführen-
den Steuerungen im Werkzeuggebrauch als
auch die verfahrensbezogene Organisation
einzelner (Teil-)Handlungen. Auf dieser
Ebene spielt die Differenzierung der Ope-
rationalität und die Abstimmung auf eine
'harmonische' Handlungskette eine wesent-
liche Rolle. Das bedeutet vor allem die Ablö-
sung von stereotypen, immer widerkehren-
den und gleichartigen Operationen durch
eine werkzeugspezifische Operationalität mit
Hilfe der Gestaltung gegenständlich differen-
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