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Deutsche Kunst,

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allen Fabriken,

— Lei Gelegenheit der vom 23. bis
26. August d. I. in Braunschweig
tagenden IX. Allgemeinen Lutherischen
Konferenz, zu welcher ein Besuch von 500—600
auswärtigen Gästen zu erwarten ist, wird in dem
von den städtischen Behörden freundlichst zur Ver-
fügung gestellten Festsaale des Altstadt-Rathhauses
eine Ausstellung von kirchlichen Gegenständen
stattfinden. Umfassen soll dieselbe Kunst- und Ausstattungs-
gegenstände für evangelische Kirchen sowohl aus älterer
als neuerer Zeit: als Altäre, Kanzeln, Taufsteine, Gestühl,
V38U ssaru, Paramente, Altarbibeln, Kirchenfenster, kirch-
liche Malereien, Entwürfe zu Kirchenbauten und kirchlichen
Ltnrichtungsgegenständen, kirchliche Alterthümer u. s. w.
Ls wird gewünscht, daß die Ausstellung möglichst von
Ateliers und Geschäften für kirchliche Gegenstände beschickt

dahinter ragen die Schneegipfel der einstigen Sommerfrische Roahs hoch in
den Himmel. Der Raum ist glücklich und sehr geschmackvoll vertheilt und er
wird rings durch geschnittene, persische Ornamente abgeschlossen. Das Album
stellt sich im Einzelnen wie im Ganzen als ein wohlgelungenes Werk seines
Schöpfers dar. weiter steht in einem der Hallenfenster als neues Stück ein
Schrank von pössenbacher. Die Zeichnung stammt offenbar wie bei dem
ähnlichen vor einigen Wochen ausgestellt gewesenen Schrank aus Apfelbaum-
holz von Herrn pössenbacher jun. Der im Inneren zur Aufnahme von Ouer-
brettern eingerichtete (Wäsche-) Schrank ist aus Eichenholz gearbeitet, die
Thüren sind theilweise einfach geschnitzt, von den Angeln erstrecken sich blau
angelaufene Beschläge oben und unten quer über den Thürflügel bis zur
Mitte. Den oberen Abschluß bildet eine mehr originelle als gerade schöne
Galerie, dessen Ober- und Unterleiste in gewissen Zwischenräumen durch runde
Scheiben verbunden ist. Die Thürfüllungen schweifen sich in ihrer oberen Hälfte
anmuthig, während die untere mit Blumenornamenten, die aus der Masse des
Holzes herausgearbeitet sind, geschmückt ist. Originell und ganz in moderner


werde. Die Gegenstände, für deren Aufstellung eine platzmiethe nicht erhoben
wird, sind bis Zum 15. August an den Buch- und Kunsthändler H. woller-
mann, Braunschweig, Bohlweg 13, einzuliefern. Bei demselben sind auch die
näheren Bedingungen zu erfahren. Man kann wohl annehmen, daß diese

Manier gehalten sind die Thürenbeschläge, welche wie schon bei dem erwähnten,
kürzlich an derselben Stelle ausgestellt gewesenen Schrank blau angelaufen
sind, wodurch sie sich kräftig und wohlthuend in der Farbe von dem sie um-
gebenden Holz abheben. Es wäre gut, den jetzt nickelfarbenen Schlüssel in

Ausstellung, Zumal eine solche in so großem Umfange noch nie stattgefunden
hat, eine nicht unbedeutende Förderung der kirchlichen Kunst sein werde.

— Lin erfreuliches Zeichen dafür, daß sich auch in den Reichslanden
selbständige lokale Kunstbestrebungen wie allenthalben jetzt regen, war die
von SS elsässischen Künstlern und Kunstfreunden beschickte Ausstellung in
Mülhausen, die am Schlüsse des vorigen Monats zu Ende ging.
Die Ehrlichkeit erfordert es, die Thatsache vor Allem anzuerkennen, daß
die Ausstellung völlig ausgereifte Werke ganz großer Talente nicht beherbergt
hat: großgedachte, mit vollendeter Meisterschaft ausgeführte Werke, deren künst-
lerische Handschrift sich dem Beschauer unvergeßlich in die Phantasie einprägt,
waren nicht da, wohl aber zahlreiche tüchtige, hervorragend tüchtige Arbeiten
hochbegabter Leute, bei denen bei weiterem Ausreisen und weiterer künst-
lerischer Vertiefung noch sehr viel zu erwarten ist; daß daneben das Liebens-
würdige, aber wenig Bedeutende, das „Gutgemeinte" einen bedenklich großen
Theil der Ausstellung beherrschte, hat sie mit fast allen Ausstellungen gemein.
Auffallend ist die Vielseitigkeit, deren sich weitaus die meisten der vertretenen
Künstler und besonders Künstlerinnen befleißigen.

— Im Münchener Kunstgewerbe-Verein ist ein von F. X.
Weinzierl in Reu-Pasing entworfenes und hergestelltes Prachtalbum
zu sehen. Ls ist auf Bestellung einer Reisegesellschaft ausgeführt, welche als
Theilnehmer (darunter von München Professor Or. Vebbecke) des
VII. Internationalen Geologen-Kongresses unter Führung des russischen Pro-
fessors vr. Loewinson - Lessing einen Ausflug nach dem Ararat und dem
Kaukasus unternommen, und dem Führer jener Exkursion das Album als Er-
innerungszeichen darbringt. Das Innere ist in der üblichen weise zur Auf-
nahme von Photographien bestimmt; der Goldschnitt der Blätter weist ein

der Thür auch blau zu färben, das Ganze würde sodann schön abgerundet
und wirkte einheitlicher als jetzt mit dem verschiedenfarbigen Metall. End-
lich sei neben einigen neu hinzugekommenen sehr schönen Gefäßen von
Wilhelm L Lind eine große Fahne erwähnt, die das Korps Makaria von
der Hofstickerei von H. Vogel L Alckens in weißer Seide, mit reicher kunst-
voller Stickerei verziert, hat Herstellen lassen; gleichfalls ein schönes Erzeugnis;
Münchener Gewerbefleißes.
— Um Verletzung des Kunstschutzgesetzes handelte es sich in
einem Prozesse, welcher Ende Juni vor der dritten Strafkammer des Land-
gerichts I in Berlin gegen den Buchhändler Max Markus-'in der Passage statt-
fand. Richt lange vor dem Tode Kaiser Wilhelms I. fertigten die Hof-
photographen Selle und kuntze zu Potsdam von dem Kaiser ein Bild an,
nach welchem ein vergrößertes Brustbild im Jahre 1888 im photographisch
artistischen Verlage von Fr. Albert erschien. Das Bild erregte durch seinen
eigenthümlichen Eharakter, namentlich durch den trotz der vom Alter gebeugten
Haltung noch frischen und freundlichen Gesichtsausdruck, viel Aufsehen und
fand viele Liebhaber. Da die gesetzliche Schutzfrist für Photographien nach
5 Jahren abläuft, hielt Markus sich im Jahre 1897 für berechtigt, das Bild
kopiren zu lassen und im eigenen Verlage zu verbreiten. Jetzt trat dec
Albert'sche Verlag damit hervor, daß dieses Bild kein photographisches Lr-
zeugniß, sondern die Reproduktion einer nach der ursprünglichen Momentauf-
nahme angefertigten Zeichnung des Malers Lotzmann sei. Der königliche
Sachverständigen - Verein erklärte auch diese Zeichnung für ein Kunstwerk,
welches den gesetzlichen Schutz auf die Lebenszeit des Autors genieße. Im
gestrigen Termin führte der vertheidiger, R.-A. Steinschneider aus, daß die
Thätigkeit Lotzmann's sich nicht über die bei allen photographischen Ver-
größerungen erforderliche erhoben habe, daß es dem Angeklagten aber jeden-
falls nicht bekannt sein konnte, daß es sich um ein Kunstwerk handle, da das

vertieft gearbeitetes, originelles Muster auf, und die beide Deckel verbindende
Schließe ist geschmackvoll aus dem braunen Leder verfertigt, aus dem der
Einband selbst besteht. Während nun dessen Rückseite ganz einfach gehalten
ist und als Hauptzierde nur vier kräftige, schön ziselirte Schutznägel enthält,
präsentirt sich die Vorderseite prächtig und geschmackvoll unter Bezugnahme
auf die Lntstehungsveranlassung des Albums. Auch hier vorne schützen vier
mächtige Rägel das Ganze, welches sie zugleich einrahmen. Die Fläche des
Deckels ist in zwei gleiche Hälften getheilt, deren obere, in Lederschnittarbeit
und farbig, ganz vom großen russischen Wappenadler eingenommen wird.
Der Adler führt im Lrustfchild den heiligen Georg und trägt um den Hals
die kette des Ordens vom heiligen Andreas, während der Künstler auf beiden
FAügeln je vier kleine Wappen angebracht hat. Die untere Hälfte des Deckels
ist ganz bildmäßig behandelt, wir sehen auf das Kloster Etschmiadsin, und

Bild einer Photographie vollkommen glich, auch mit der bei Kunstwerken
überflüssigen Jahreszahl und ohne Angabe des Namens des Autors erschien.
— Da der gerichtliche Sachverständige sich diesen Ausführungen anschloß, so
kam der Gerichtshof zu einem freisprechendem Lrkenntniß.

— In dem großen Sitzungssaale des Dresdener Stadtrathes
ist eine Anzahl Königsbildnisse aufgestellt. Ium Jubiläum König
Alberts hatte der Rath bet Professor prell ein Bildniß dieses Herrschers für
den Sitzungssaal bestellt. Um für dieses Platz zu gewinnen, wurde eines
der anderen Bildnisse, nämlich das des Kurfürsten Friedrich August des
Gerechten (den in der Rheinbundszeit Napoleon zum König machte), an das
Stadtmuseum abgegeben. Die Museumsleitung untersuchte das Bild und fand,
daß es eine Arbeit des berühmten Bildnißmalers Anton Graff ist; es trägt
 
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