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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,1.1915

DOI Heft:
Heft 4 (2. Novemberheft 1915)
DOI Artikel:
Heinrich, Karl: Unser Wille zum Leben
DOI Artikel:
Natorp, Paul: Volkstum - Deutschtum
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https://doi.org/10.11588/diglit.14291#0169

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giftung Hand an sich selber zu legen, wird es den Willen aufbringen
zu einer zielbewußten, straffgespannten Weiterentwicklung, zu einem sitten-
reinen Leben der Selbstbeherrschung?

Fragen aber die Skeptiker: kann unser Volk den Iahrhunderten äußeren
Ränkespiels und inneren Zwiespalts zum Trotz deutsche Art und deutsches
Wesen in alle Zukunft erhalten und mehren wollen? Sohat dieses
unser Volk die Antwort schon gegeben. Die Würde, welche deutsches Tun
durchströmte vom Kaiser bis zum Knecht im kleinsten hofe, der Ernst der
Männer, die Ruhe der Feldgrauen, die Hilfsbereitschaft aller für alle, der
bis in die letzten Gedanken freie Wille zum Verteidigungskampf — das
gibt uns auch die Zuversicht für Deutschlands Zukunft.

Wir sahen, wie unter den Trümmern des Verfalls und unter dem
Geröll des Tages Lebensadern sich verzweigten bis in das fernste Tal,
und wie es nun emporquoll und sich vereinigte zu Bächen, Flüssen, Strö-
men, zu einem Meer von Kraft. Der deutsche Bauer, der nach schwerem
Tagewerk noch Kräfte hat zu sinnen und zu denken, der junge Arbeiter,
der, alltags im Kittel, Sonntags im Sportanzug, abends noch Zeit und
Spannkraft findet zur geistigen Weiterbildung, die Vereine, die jeden
Bürger bei uns noch nach der Tagesarbeit vor neue Kulturaufgaben
spannen und die gewissenhafteste Regierung der Welt damit noch zu er»
gänzen trachten, diese freien sittlichen Volkskräfte machen uns allen unse-
ren Feinden überlegen. Daß diese Quellen wieder aufgedeckt wurden,
daß wir diese Tiefströme deutschen Volkslebens hinreißend fühlen durften,
das verdanken wir den großen Tagen der Erhebung. Diese Wasser-
kräfte gilt es nun zu nutzen, das Strombett rein und offen zu halten, das
Pflichtgefühl des einzelnen zum Nationalstolz zu erheben, den Drang der
Iugend zu leiten zur nationalbewußten Arbeit, die Weisheit der Alten
zu nutzen und so auch die starke tzingabe der deutschen Frau an alte und
neue Aufgaben. Wir haben mit halber Kraft gearbeitet bisher, wir
haben die wertvollsten Leistungen zersplittert und unendlich viel Energie
vergeudet in nutzlosen Reibungen. Wir haben die Kräfte unseres Volkes
verbrannt wie Kohle und umgewandelt in unserer Staatsmaschine mit viel
zu geringem Nutzeffekt. Die besten Bestrebungen haben wir jahrzehnte-
lang ohne Anerkennung und Hilfe um ihr Dasein kämpfen lassen und
dabei viel wertvolle Zeit verloren. Mögen die Slawenstämme an trieb-
hafter Vermehrungsfähigkeit uns überlegen bleiben, wir setzen dagegen
den bewußten deutschen Willen zum Leben. Einen Kulturwillen, der
aus dem Glauben an die Sendung des deutschen Wesens in der Welt
immer neue Kräfte schöpft, der auch eine gesunde Volksvermehrung wieder
hervorrufen wird, weil wir unseren Kindern ein neues Deutschland und
neue Aufgaben auf der Erde zu geben haben. And müßten wir
dem Volksstrom neue Afer und Dämme schaffen und eine neue Mündung
durch Sumpf und Moor hindurch, wir müssen das Ziel erreichen. ^

Karl Heinrich

Volkstum — Deutschtum

^^^a es das politische Lreignis des gegenwärtigen Krieges ist, durch
^A^welches die Aufgabe einer Charakteristik der in diesem Kriege mit-
^^einander ringenden Völkerindividualitäten uns gestellt ist*, so wird
man diese Charakteristik sachgemäß zunächst vonseiten der staatlichen Orga-

* Vgl. den vorigen Aufsatz, Heft 3.

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