Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,1.1915

DOI Heft:
Heft 4 (2. Novemberheft 1915)
DOI Artikel:
Strnad, Oskar: Soldatengräber und Kriegsdenkmale
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14291#0183

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ständen als einfachste Form eines Denkrnals ausgebildet werden. Um sie
vom Alltaglichen abzuscheiden, kann man sie mit einer Mauer um»
schließen (0- Noch ferner und sinnvoller werden sie, wenn man sie mit
Wasser umgibt. Das Wasser mit seiner lebendigen, sich verändernden
und gegenüber allen Einflüssen empfindlichen Art bedeutet in diesem
Fall das Leben, das innerhalb des Wassers Liegende aber das vom Leben
Abgesonderte, für sich Bestehende. Eine andere Form ist der Stein, wenn
er nur nicht wie der Grabstein in den Erdboden gerammt ist, sondern
losgelöst auf Füßen steht (2). Die Form des Denkmalsteins muß etwas
zeigen, was ihr alle Schwere nimmt, etwas Emporsteigendes, Empor-
schwebendes (5), ebenso wie eine richtig abgemessene und richtig gesetzte
Kuppel (H, eine hohe Säule, die den Blick auf das hinauflenkt, was sie
oben trägt (5); ein Ständer, dessen Schwerpunkt hoch liegt (6)^ oder sonst
etwas, das so gebildet ist, daß der Zusammenhang mit dem Boden zu--
rücktritt.

Scheinbar die einfachste Form des Denkmals ist eine Inschrifttafel, die

7 8

Wiedergabe der Idee selbst. Sie aber zum Denkmal zu machen, nicht zur
bloßen Ankündigung, ist eine sehr schwere Aufgabe. Inschrifttafeln werden
nur dann zu Denkmalen, wenn sie sich von der Erde loslösen. Sie richtig
zu rahmen, ist nicht leicht.

Wichtig ist es, zu unterscheiden, ob das Denkmal im Freien steht oder
von Häusern eingefaßt ist; wichtig sogar, ob das Denkmal auf bewachse-
nem Boden oder auf Pflaster steht. Im Freien hat sich das Denkmal
gegen die Natur zu behaupten; schwierig ist diese Aufgabe und selten
gelingt sie, weil der Maßstab der Natur dazu verführt, dem Denkmal
einen unmöglichen Maßstab oder konstruktiv unmögliche Formen zu geben.
Daher mag man das Denkmal im Freien so fassen und rahmen, daß es
für sich einen Platz bildet, entweder durch Mauern, durch Bäume oder
durch Wasser.

Oft ist es nötig, das Denkmal auf einen durch Häuser gebildeten Platz
zu stellen. Dabei soll vor einem häufigen Fehler gewarnt werden. Weil
das Denkmal für sich eine Idee darstellen will, geht es nicht an, daß das
Denkmal in der Achse irgendeiner dort wichtigen Sache liege. Denn die
Achse eines solchen Gegenstandes ist selbst schon Idee, drückt und ent-
würdigt daher die Idee des Denkmals und bringt es um seine Wirkung.
Das Denkmal muß immer eine ruhige und sachliche Amgebung haben, also
 
Annotationen