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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 31,4.1918

DOI Heft:
Heft 22 (2. Augustheft 1918)
DOI Artikel:
Schultz, ...: Wohnungsbau nach dem Kriege, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.14374#0124

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Preisen langsam wieder entwertet werden. Ieder Wohnnngsbau wird ern
Berlust sein — um so größer, je mehr wir jetzt zahlen und je näher wir in
einigen Iahren wieder dem Friedenswert kommen. Deshalb wird kein Privat-
mann ohne öffentliche Hilfe bauen. Aber auch die Gemeinden können die
Bürde nicht ohne Reichshilfe tragen, da sie ihre Steuerlast nicht ungemessen
steigern dürfen. Denn dazu sind die Aufwendungen zu riesengroß: Außer
den 1,5 Milliarden Mark Friedenskosten werden 250 000 neue Wohnungen
schätzungsweise s,5 Milliarden Mark Mehrkosten erfordern, die einige Fahre
später wieder verloren sind. Diese kann allein das Reich übernehmen, alle
andern Schultern sind zu schwach. Das Reich hat aber auch die Pflicht
dazrr, denn die Wohnungsmehrkosten sinü Kriegskosten, wie alle andern, sie
sind es allermindestens in dem Sinne, wie die Kosten der Erneuerung der
Handelsflotte, deren Last das Reich schon durch Gesetz restlos übernommen hat.
Wie die Flotte zum Wiederaufbau des Handels, so ist die Wohnung zum
Fortbestand des Staates unentbehrlich. Ohne sie würden Hunderttausende von
Deutschen als Kulturdünger feindlicher Länder auswandern müssen, anstatt
das von neuem gewonnene Reich fest im Heimatboden zu verankern. Und wäh°
rend der Besitz von Handelsschiffen nach dem Kriege einen bedeutenden Gewinn
abwerfen wird, wie heute schon aus im stillen verbreiteten Angeboten her-
vorgeht, wird der Besitz neuer Wohnhäuser ohne Neichshilfe Verlust sein, mit
Reichshilfe aber nicht mehr als den üblichen Friedensgewinn abwerfen, da die
Preise wieder fallen. Die Reichsunterstützung ist also kein Geschenk «n den
Häusbesitzerstand, während die Beihilfe zum Flottenbau von vielen Seiten als
Geschenk an die Reeder angesehen wird. Deshalb kann jeder Freund des
deutschen Volkes der Abernahme der Wohnungsmehrkosten durch das Reich
ohne Bedenken zustimmen.

Aber die Feinde der Großzügigkeit haben schon ein andres gewichtiges Be-
denken zur Hand, um diese Hilfe zu vereiteln. Sie behaupten kühn, daß der
Besitzer einer mit Reichshilfe entstandenen Wohnung einem minderen Recht
unterstellt sei, sie wollen der befreienden Tat des Reiches, die doch nur Selbst-
hilfe in der Notwehr ist, den Geschmack der Armenunterstützung geben, Das
klingt volkstümlich und kann Stimmen fangen und ist dabei doch gänzlich falsch.
Nicht ein Almosen ist die Reichshilfe, sondern die Lrfüllung eines Rechtes, das
der Krieger hat, also eine Pflichtleistung des Staates, ohne die er den schwersten
inneren Erschütterungen rmch dem Kriege entgegengeht. Darum fort mit diesem
Bedenken!

And wenn nun einmal der Reichstagsausschuß den Gedanken der Reichs-
hilfe an sich durch seinen Beschluß als richtig anerkannt hat, so sollte er auch
nicht auf halbem Wege stehen bleiben, sondern seinen Weg fortsetzen bis ans
Ziel. Das kommende Gesetz darf sich nicht an eine Höchstzahl binden, sondern
es muß ganze Arbeit tun. Lbenso wie in den Beratungen des Handelsflotten-
gesetzes von allen Seiten, auch seitens der Regierung, gesagt wurde, daß bei
der Richtigkeit des Gedankens keine Zahlengrenze für die Hilfe festgelegt werden
dürste, so muß auch unbedingt bei der Wohnungsfrage verfahren werden. Das
Reich muß die Mittel überhaupt zur Verfügung stellen, die unter
Innehaltung größter Sparsamkeit von den amtlichen Prüfungsstellen als vor-
übergchende Mehrkosten gegenüber den Friedenskosten anerkannt werden. Da-
bei sollte schon jetzt gesagt werden, daß die geforderte halbe Milliarde bei weitem
nicht ausreichen kann.

Alle sonst jetzt in der Sffentlichkeit so laut betonten Maßnahmen zur Ver-
einfachung der Bauten, Erziehung zu größerer Sparsamkeit, Herabsetzung der
Baupolizeiforderungen, Einheitsbau, Straßenverbilligung usw. sind kleine Mittel,
die nur einen geringen Bruchteil der Mehrkosten ausgleichen werden. Sie
sind in vernünstigen Wohnungskolonien schon vor dem Kriege segensreich
angewendet und müssen selbstverständlich weiter helfen, um die Forderungen
an das Reich so niedrig wie möglich zu halten. Aber man stelle die Dinge
doch nicht in öffentlichen Aufrufen so dar, als ob diese Mittel allein schon
 
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