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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 31,4.1918

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Heft 23 (1. Septemberheft 1918)
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14374#0182

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Was das letztere betrifft, so sollte schon
bei einer geringen Zahl von Gesin--
nungsgenossen, bei S, 6, höchstens 7,
ein rechtmäßiger Ortsverein zustande-
kommen; die Zahl der Ämter müßte
geringer als im Guttemplerorden be-
messen werden; die Ortsvereine wären
zu möglichst kleinen Landschaftsverbän-
den znsammenzuschließen; und der
Bund der Orts- und Landschaftsvereine
dürfte nur das Reich umfassen, denn
darüber hinauszugehen hat die Land-
bevölkerung keinen Anlaß, das Inter-
nationale liegt ihr nicht, der Heimat
soll der Bund dienen.

Besonders wichtig aber ist es m. E.,
den religiösen Linschlag im Gebrauch-
tum zu wahren. In den verschie-
denen Guttemplerorden ist er gegen
früher zum Teil zurückgetreten, zum
Teil ganz ausgeschaltet. Die „Land-
tempel" sollten im Gegensatz hierzu
das Religiöse beibehalten und rege
betönen, zumal ja die Landbevölke-
rung glücklicherweise noch immer reli-
giös uud kirchlich gesinut ist. (Mit
Rücksicht auf die beiden Konfessionen
wären aber nur die Richtlinien für die
religiösen Bestandteile der Gebräuche
festzulegen.)

Neben der Pflege der Enthaltsamkeit
als seiner Hauptaufgabe müßte der
„Landtemplerbund" auch die neuzeit-
lichen Bestrebuugen berücksichtigen, die
mit Lebensreform, Geschmackserziehung,
Heimatpflege usw. zusammenhängen.
Auf dem Lande ist es nicht möglich,
für jede einzelne Bewegung einen Ver-
ein zu gründen. Die „Landtempel"
könnten ihre Mitglieder schulen und
empfänglich machen für die Gedanken,
die im Dürerbunde, der Heimatschutz-
bewegung, der Bodenreform usw. leben;
ihre Zeitschrift, die „Landtempelblätter",
müßte diese Bestrebungen berücksichtigen
und ihre „offenen Abende" erst recht,
die dadurch für das geistige Leben auf
dem Lande hervorragende Bedeutung
gewännen. Paul Hundt

Ein Zugendbund von Europa?

itten zwischen dem Weltbrand
mühen sich einige Wenige in den
verschiedenen Völkerlagern, der gegen-
seitigen Verhehung zu steuern, auf das
Verstehen des andern hinzuarbeiten
und eines der unheilvollsten Hemmnisse

für jeden künftigen gedeihlichen Frieden
wegzuräumen. Mithelfer und Nachfol-
ger erhoffen sie in den verschiedenen
Ländern aus der Iugend. In der
Pfingstnummer der „Landsgemeinde"
heißt es: „Die Iugend blieb frei und
unberührt. Auf ihren Schultern ruht
das künftige Europa; sie, die den Krieg
noch mit eignen Augen angesehen, am
eigenen Leibe vcrspürt hat, muß das
Friedenswerk kommender Zeiten be-
gründen. Sie muß nach dem Kriege
sich Zusammenschließen zu einem Iu-
gendbund von ganz Europa uud so
den ungeheuren Grundstein legen, auf
dem später ihr Heim, ihr Haus, ihr
Beruf und ihre Familie ruhen soll."
Die Lösung der Aufgabe freilich bedarf
vor allem des Glaubens, daß ein fried-
liches Zusammenleben, ein Gedanken-
austausch über Streitfragen möglich
ist, und das heißt: des Glaubens an
die Menschlichkeit und des Willens zu
ihr. Folgende praktische Forderungen
werden gestellt: „Sofort nach allgemei-
nem Kriegsschluß treten die Führer
aller im Geiste uns nahestehenden Iu-
gendbewegungen in der Schweiz zusam-
men, ein Iugendbund wird gegründet,
der alle europäischen Länder in all
ihrer bunten Mannigfaltigkeit eint und
umfaßt. Sammelpunkte werden durch
ihn gegründet an den U-niversitäten, zu
gemeinsamen Arbeitssemestern in gro-
ßen Städten für aller Art Berufe,
Heimstätten in den Bergen, die das
ganze Iahr geöffnet sind zu gemein-
samer Erholung für alle, die sich an-
gehörig fühlen. Alljährlich treten ihre
Führer wieder zusammen zu gemein-
samen Tagungen, mitten im Hochge-
birge in der Schweiz, im eignen großen
Heim, das alles in sich birgt an
Sportmitteln, Büchern von Kunst und
Wissenschaft, Musik — was ein Leben
im Freundeskreis weiter, reicher zu
gestalten vermag. Aus allem aber
wächst das eine große Sichkennenlernen,
Sichverstehen, — die Freundschaft, die
über die Grenzen des eigenen Volkes
hinübergreift. Das kommende Ge-
schlecht von Gelehrten, Beamten, Män-
nern und 'Frauen aller Berufe wird
vom andern 'Volke nicht erst durch
Zeitungen mehr 'hören müssen, die
durch Geld gemacht sind, seine Staats-
männer sich nicht mehr als Unbekannte
 
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