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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 7.1890

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Beck, Paul A.: "Oberst Gustavson" der "Melancholiker auf dem Throne der Cäsaren" in der Schweiz und in Schwaben
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https://doi.org/10.11588/diglit.20201#0013

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^'Cts'" Schweiz Frcs.

I Stuttgart, Urbansstr. 94,
: kann das Diözesan-
i Archiv allein zum Preise
t von M. I. 60. halbjähr-
t lich, das Pa st oralblatt
j allein zum Preise von M.
t 1. 60. halbjährlich bezogen
t werden.

von Schwaben
— zugleich Organ für deutsche Wrcheugeschichte —
mit periodischer kirchengeschichtlicher lveltschau.
Regelmäßige Beilage zum Pastoralblatt für die Diözese Nottenbnrg.
Mit einem Vereine von Geistlichen und in Verbindung mit Geschichtsgelehrten heransgegeben
von Op. Engelbert Hofele, Pfarrer in Ummendorf.
Korrespondenzen wollen gcfl. direkt an vr. Engelbert Hofele, Pfarrer in Ninmendorf b. Biberach, gerichtet werden.


Stuttgart, den 1. Februar 1890.

7. Jahrgang.

^klt: „Oberst Gnstavson" der „Melancholiker auf dem Thron der Cäsaren", in der Schweiz und in Schwaben. Von Amtsrichter a. D.
P- Beck. — Beraubung des Cistercienser-Klosters Herrenalb vom 23.—30. Oktober >53ö nach dem Bericht eines damals anwesenden
Religiösen. — Or. Edmund Jörg, der gewiegte Politiker, Archivar und Publizist. — Der ehemalige Kapitelsaal des Klosters Heiligkreuz-
^^^hal bei Riedlingcn. — Numismatische Anfrage. — Antwort betr. Greif auf die litterarische Anfrage in Nr. 24 d. Bl. — Miszellen.

Gustavfon"-) der„Melancholiker auf
Ehrone der Cäsaren", in der Schweiz und
in Schwaden.
Von Amtsrichter a. D. P. Beck.
Nach dem Namen eines „Oberst Gnstavson" lebte einst
Scku Entthronung der Exkönig Gustav IV. Adolf von
e^den (geb. 1. Nov. 1778 als Sohn des im März 1792
Königs Gustav III.), welcher von 1792—1796
Sich Vormundschaft seines Oheims des Herzogs von
Und ^n^and, des nachherigen Königs Karl XIII., regierte
t'ers,^ 13. März 1809 mit seiner Nachkonnnenschaft des Thrones
^ k'"g erklärt wurde. Gustav IV. war seit 31. Okt. 1797
^vrw^kcht glücklich — mit der (den 12. März 1781 ge-
^ßilst Sept. 1826 f) Prinzessin Friederike Dorothea
i "E l'on Baden verehelicht, von welcher er am 17. Fe-
^rs'nH^2 geschieden wurde. Zuerst war er aus politischen
Köm ' E einer russischen Großfürstin Anna (nachmaligen
Kesse Niederlande), Tochter des Kaisers Paul und
Ty "„^Win Maria Feodorowna (geb. Herzogin Sophie
ö>ndu ^ Württemberg) verlobt, machte aber diese Ver-
Ui^ ^3 wieder rückgängig, weil er sich nicht den Beding-
p unterziehen wollte, wie solche der russische Hof in
^ Konfession den kaiserlichen Schwiegersöhnen und
Rach?^Möchtern vorznschreiben beliebt. An der Nückgängig-
kcis . ^ bezw. dem Scheitern der Verlobung mochte indes
sei,i°?"ÜI kuindesten mehr als sonderbare Benehmen Pauls
^il r.n^chuüegersohn in sx>e gegenüber, ein gut Stück An-
über welches man aus den reichhaltigen Woron-
^?k.Mkmoiren folgendes erfährt: „Am Geburtstage
Anna (1796) gab es einen Ball. Ihre
^Ncws ^ (Kaiserin Katharina, welche eigentlich diese Manage-
rn sust ganz allein betrieb) erschien, wie dieses jetzt
'bhen pflegt, erst später. Der Großfürst-Vater (Paul)
tritt h . l Wirt. Der König (Gustav IV. von Schweden)
ctls stp Eku und verbeugt sich tief; der Großfürst (Paul) thnt,
^rasp Er nichts und setzt seine Unterhaltung mit dem
u Ssoltykow fort. Der König nähert sich hierauf der
Name „Gnstavson" ist in dem Hause Wasa nicht unbe-
?erha's,„V Natürliche Sohn Gustav Adolfs von Schweden aus seinem
1'ich sckwn^ usit der Tochter des Holländers Abraham Cabelli schrieb
- Graf Gustav Gnstavson von Wasaburg.

Großfürstin-Mutter und den jungen verheirateten Groß-
fürstinnen (Alexandra, Gemahlin des Erzherzogs Joseph;
Maria, Großherzogiu von Sachsen-Weimar; Helene, Erb-
prinzessin von Mecklenburg-Schwerin; Katharine, Herzogin
von Oldenburg); sie machen und reden aber mit ihm wenig.
Er stellt sich sodann nochmals dem Vater vor und steht etwa
eine Minute vor ihm: dieser aber thut, als sehe er gar nichts,
wendet sich ab und spricht einfach mit Ssoltykow weiter. Alle
Anwesenden wollten in die Erde sinken."
Gustav IV. war fast in allem das Ebenbild seines un-
glücklichen ritterlichen Vaters und wie dieser — so zu sagen —
die personifizierte Legitimität; nur war er wo möglich noch
unbedachtsamer, unbeugsamer, eigensinniger und eigentümlicher,
sowie noch weniger Diplomat wie dieser, obwohl er persön-
lich ein ehrenhafter und hochachtbarer Charakter war. Wie
sein Vater, welcher bekanntlich in den Gang der französischen
Revolution eingreisen und mit einem schwedisch-russischen Heere
an der Seine-Mündung landen wollte, war er durch die
über die unglückliche französische Königsfamilie hereingebrochene
furchtbare Katastrophe aufs tiefste erschüttert und von einem
wahren Berserkerhasse gegen die Revolution uudNapoleonI. erfüllt
und dessen beharrlichster Feind; diesen hielt er für das „große
Tier" der Offenbarung; offen und laut predigte er einen neuen
Kreuzzug wider denselben und sprach sich, als sein Streitruf
erfolglos verhallte, mit der größten Despektierlichkeit über
seine „messieurs les leeres" aus. Auf die brutale Ermor-
dung des unglücklichen Herzogs von Enghien hin kannte des
Königs infernale Wut gegen den Korsen keine Grenzen mehr.
Vor lauter Haß und Ingrimm verschmähte er später unkluger-
weise den Anschluß an den Tilsiter Frieden und verlor des-
wegen Rügen und Pommern, den Stolz des schwedischen Be-
sitztums in Deutschland, an die Franzosen; dann sing er toller
Weise nach einander mit Rußland Krieg an, in welchem er
Finnland einbüßte, hieraus mit Dänemark, zuletzt mit England
und aller Welt, so daß nach Fruchtlosigkeit aller Vorstellungen
die Schweden endlich seiner satt bekamen und ihn entthronten
und verbannten. Lauge Jahre lebte er unter hartnäckiger
Zurückweisung der ihm von Schweden ansgesetzten Pension
bald da, bald dort, dann in der „freien Schweiz" zu St.
Gallen, wo er im allbekannten Gasthof zum „weißen Rößli"
wie zu Hause und wegen seiner Menschenfreundlichkeit geachtet
und geliebt war. Ruhelos und nnstät, wie er war, verkehrte
 
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