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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 7.1890

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Mariabuch: das Schätzkästlein des Härdtsfeldes
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Miszellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.20201#0092

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Der Gnadenwert — viel Millionen —
Erflossen auf den kleinen Raum.

D'rum dachte man Wohl an das Bauen,
Und wollte es auch führen aus.

So ist Mariabnch geworden
Des Härdtsfelds reichster Guadenschatz;
Für alle, selbst aus fernen Orten,
War hier ein vielbesuchter Platz.
Der Krieg hat Horden Hergetrieben, Z
Verloren ging durch sie das Haus;
Das Schatzkästchen ist noch geblieben,
Die Schätze blieben niemals ans.
II. Das Gnadenbild.
Maria mit dem Himmelskinde,
Maria in der Buche hier;
In dir ich, o Maria — finde —
In dir des Härdtsfelds schönste Zier.
Denn dir bist unsre liebste Frauen,
Du unsre beste Helferin;
Auf dich mit grösster Liebe schauen
Wir immer mit Vertrauen hin.
Sind wir in Nöten oder Schmerzen,
So eilen wir zur Buche hin;
Dort schütten aus wir unsere Herzen
Vor dir, du unsre Königin.
Will uns der heil'ge Glaube schwinden,
Geh'n wir zur lieben Buche schnell;
Und wir das Wahre wieder finden,
Was dunkel, wird dann wieder hell.
Und will die Hoffnung uns verlassen,
In großer, schwerer Leidenszeit;
Gehst: wir zur Buche, und verblassen
Muß schwer Gemüt und weichen weit.
Ja, will die Lieb' in Haß sich kehren,
Gehst: wieder wir zur Buche lieb;
Wir bitten, »voll' die Liebe mehren,
Ja Gottes-, Nächstenliebe gieb.
Wenn drücken schwere Geistesplagen,
Zur Buche eilen wir vertrant;
Und hat ein Unglück uns geschlagen,
Zur Buche hoffend wird geschaut.
Ja, haben Freuden wir empfangen,
Wir eilen auch zur Buch hinaus;
Wir haben ja ein groß' Verlangen,
Zu drücken Dankgefühle aus.
Nun schon seit vielen, vielen Jahren
Sind die Härdtsfelder hergewallt;
In kleinen und in großen Scharen
Hat deren Beten oft gehallt.
Sie fanden hier schon viele Gnaden,
Wer wollte nun nicht dankbar sein?
Und gerne wandeln auf den Pfaden
Zu diesem reichen Schatzkästlein?
Wer wollte nicht gern hierher wallen,
Wo Schätze reich — zu finden sind?
Zu heben sind sie leicht von allen,
Von Mann und Weib, ja selbst vom Kind.
Maria hält in ihren Armen
Das liebe kleine Jesulein;
Und beide greifen voll Erbarmen
Stets gerne in das Schatzkästlein.
Und teilen aus mit vollen Händen,
Was uns, den armen Betern, frommt;
Die reichsten und die besten Spenden,
Drum gern zu dieser Buche kommt.
III. Die neue Kapelle.-)
Dies Gnadenplätzcheu sollte schauen
Ein neues und ein würdig Haus;
Z Französische Soldaten 1796. Das Kirchlein ward ein Raub
der Flammen, das Gnadenbild blieb unversehrt.
2) Erbaut im Jahre 1889.

Man ließ entwerfen die Baupläne,
Dem Geld und Raume angepaßt;
Beriet die Meister, Baukapläne,
Ging sammeln fleißig, ohne Rast.
Man ging zu Armen und zu Neichen,
Zu allen ohne Unterschied;
Mau sprach und schrieb und mehr dergleichen,
Man bat bei jedem Christen Glied.
Und alle gaben freudig, gerne
Und munterten noch eifrig ans;
Sie wünschten, daß nicht gar zu ferne
Bleib' für das Werk der Zeiten Lauf.
Und schon in milden Frühlingstagen
Hat man gelegt den guten Grund; —
Jetzt, ein Kapellchcn sieht man ragen,
Mit vielen schönen Formen rund.
Acht Fenster, die es machen Helle,
Sind schön geziert mit farb'gem Glas;
Und an des Bodens glatter Stelle
Prangt Mosaik in dem Gelaß.
Zwei Statuen zur Rechten, Linken,
Auf dem Altar das Gnadenbild
Sieht man in schönen Formen winken
Zu sich hinan so sanft und mild.
Und so auch ist jetzt die Kapelle
Von Liebesgaben nur erbaut —
Ein Schatzkästlein an heiliger Stelle,
Das selbst der Künstler freudig schaut.
Ein Schatzkästlein ist die Jungfrauen,
Ein Schatzkästlein — der stille Ört;
Dann die Kapelle, — die wir schauen,
Die Gnaden, — die wir finden dort.

Miszellen. .,5
Kardinal Peraudi in Süddeutschland. — Der in mu j
Münsterstudie vorkommende Kardinal Raimund Peraudi,
von Gurk, weilte in Ablaßsnchen zu Anfang des 16. Jahrhum^
längere Zeit in Süddeutschland und u. a. auch zu Ulm. Von hstr ».
fertigte er u. a. den Münsterpfarrer Ulrich Krafft (s. über dens. ^
59 d. Bl. m. Münsterarbeit) mit Brief und Siegel ab, um in der bost^.
barten Reichsstadt Memmingen ein Gnadenjahr zu verkünvigen, welast^,
auch mit gutem Erfolge gethan und von wo K. 932 fl. — für d>e ^
malige Zeit eine beträchtliche Summe — zurückbrachte. In Ulm i ^
der Kirchenfürst auch die Bekanntschaft des dortigen (1460 gcb.,Zou^
Stadtphysikns Dr. Otto Roth, eines bedeutenden Humanisten
Freundes zu Bebel (von welchem ein Brief an N. in Lommsns- m.»
conk. 1508. stllorc. enthalten ist) gemacht. Roth hatte zu Ästibl -ist.
(1488 das. Magister), in Italien rc. seine Studien gemacht ^uud -Kl-
eine interessante, jetzt ungemein seltene Schrift, deren erster Teil a!
nomisch-astrologischen, deren zweiter Teil medizinischen Inhalts ist, H
dem Titel verfaßt und herausgegeben: »?ro§uo8ticum all rmnos
mini milis8imum guin§sntssiinuin seeuncknin, tsrtium et sxpw
per Ottonsm Haut, artium et msckioiuarum ckoetorsm iv
pli^sicum expertissimum. Item uotatu cki§ua cke cau3a ^
morsti nune temporis §ra33auti8 gui malum Irancie 8ivs 3corrä
miuatur.- (4o, 7 Bl.) Diese Abhandlung ist Eminenz
widmet, welche Roth mit den größten Lobsprüchen beehrt. Am
steht: Datum Ulme anno 8aluti8 LIDI. Iclu8 novsmbri8. Imp^^i
per me Dsnricum Oran(!) civem in Impsriali oppiclo I4a§6N
1503.
Kuriosa aus alten Hof- und Staatshandbücheru-
der Rubrik: K- Hofstaat:. . . k. Hof-Banquier: Wolf v. Kaulla,
des k. Zivilverdienstordens und k. k. österr. Rat. HofagenteiM
Kaulla, Pfeiffer Marx in Weikersheim. Hof-Faktors: Selig,.,»-
Callman n. Nathan Wolf Kaulla. Marx Pfeifer. Hof
juden: Maier. Hausmeister. (Aus K. württemb. Hof- 1
Handbuch für das Jahr 1815. Stuttgart, bei Joh. Friedr.
S. 74). . „
Lope de Vega. — In der „Litterarischen Ruudscha" Mck
1890 findet sich eine sehr beachtenswerte Studie über diesen spfstlst)
Dichter von Herrn Präzeptoratskaplaueiverweser Anton Nieder) »st
in Ravensburg, auf welche wir nicht verfehlen wollen, unsere Lest
merksam zu machen.


Stuttgart, Buchdruckerei der Aktiengesellschaft „Deutsches Volksblatt".
 
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