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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 7.1890

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Beck, Paul A.: Zur Pasquill-Litteratur des österreichischen Erbfolgekrieges
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Hofele, Engelbert: Der plastische Schmuck an dem neuen Kunstgebäude (Urbanstr.) in Stuttgart
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Hofele, Engelbert: Ein schwäbisches Zeitungsjubiläum und die moderne Zeitungswut
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Miszellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.20201#0040

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36

dessen Tuch seit a. 1703 noch mehr eingegangen nnd mithin der Ein-
schluß enger worden.
KL. Der Passauer Tölpl ist Mangel; man sagt, er scie oon
einem versteckt worden, wird aber bald wieder an das Tageslicht kommen.

Der plastische Schmuck an dem neuen Knnst-
grbäude (Nrbansstr.) in Stuttgart.
Von vr. Hofelc.
Es sind vier Statuen und zwei Reliefs des
Bildhauers Georg Nh ein eck, eines württembergischeu Lands-
manns, der in Dresden ansgebildet nnd in Stuttgart sein
Atelier.
Die Nischen des ersten Stockwerkes zieren die prächtigen Sta-
tuen des Raphael nnd Michelangelo. Die Gestalt Ra-
phaels ist überaus zart nnd graziös, die traditionellen Züge des
jugendlichen Meisters sind ohne sklavische Nachahmung lebendig
wiedergegeben. In trefflichem Gegensatz steht dazu die mar-
kige Gestalt Michelangelos, der Kopf geistvoll und energisch,
die Haltung selbstbewußt, besonders sprechend die Hände, die
Rechte hält den Gürtel, während die Linke mit dem Hammer
auf einen Marmorblock sich stützt. Die Stellung der beiden
Figuren ist sein proportioniert und natürlich.
In den Nischen des zweiten Stockwerks stehen die Ge-
stalten der beiden großen Meister des griechischen Altertums,
Phidias nnd Apelles, ersterer durch seinen Zeuskopf,
letzterer durch das Profil Alexanders ans der Maltafel kennt-
lich gemacht. Der beschauliche Maler nnd der kühn anf-
blickende Bildhauer bilden zwei sich höchst wirksam hervor-
hebende Gegenstücke.
Die beiden Kind er-Reliefs, je vier Kinderfignren,
Malerei und Bildhauerei darstellend, sind wahre Kabinetts-
stücke. Ans dem einen Relief der schön bewegte kleine Bild-
hauer mit dem ausdrucksvollen Gesichte, seine beiden trefflich
individualisierten Zuschauer nnd der sein Werk bewundernde
Gießer; ans dem andern die eifrig malenden und studierenden
Putten — unwillkürlich an die berühmten Kinderfriese im
Bargello zu Florenz erinnernd. —
Der gesamte plastische Schmuck ist in dem durch seinen
warmen Ton hervortretenden gelben französischen Kalkstein
ansgesührt, der von der Architektur in Bnntsandstein vortreff-
lich sich abhebt.
So gewährt die von Oberbaurat v. Bok erbaute Front
einen überraschend schönen Anblick nnd ist sie in Bezug ans
harmonische, echt künstlerische Wirkung eine der schönsten
Fassaden, wo Architekt und Bildhauer glücklich znsammen-
gewirkt. Dieselbe ist ein treffliches Beispiel, daß auch bei
nnserm luxuriösen Geschmack die schlichten klassischen Formen
schließlich den Sieg über allen Pomp davontragen.

Ein schwäbisches ZeiLmrgsjubilänm und die
moderne Zeitüngswut.
Von Dr. Hofele.
Eine der ältesten Zeitungen Schwabens ist die „Ried-
linger Zeitung", welche im Jahre 1888 ihr 1 ^jäh-
riges Jubiläum feierte. Die älteste Nummer trägt das
Datum vom 20. November 1714, von Valentin Ulrich im
gleichen Jahre gegründet und bis 1720 im nahen Grüningen
gedruckt. Dann wurde die Bnchdrnckerei nach Riedlingen ver-
legt. Das Blatt erschien dazumal als „Dienstags-" und
„Freitags-Zeitung". Verschiedene einzelne Nummern vom

Jahre 1714 bis 1779 finden sich noch bei der Redaktion»
von 1780 bis heute ist jeder Jahrgang gebunden Vorhände'-
Interessant ist eine Konzessionserneuerung von 1781 d'N^
Kaiser Joseph, wornach der damalige Besitzer I. F- kllst )
„die von seinem Vater nnd Großvater genossene Freiheit, e"
Zeitung heranszugeben, auch fernerhin unbeanstandet gonies
solle". Zn amtlichen Bekanntmachungen wurde die „Nst'
Ztg." schon im vorigen Jahrhundert von allen Behörden ds
Oberlandes bis Konstanz nnd Bregenz benützt. Seit W .
ist sie Amtsblatt für den Bezirk. Merkwürdig ist noch, ^
sich seit 1714 der Besitz des Blattes immer von Vater
Sohn vererbt. — Wenn man diese patriarchalischen Zusstst'st
mit der heutigen Zeitnngsflnt und -Wut vergleicht, so gesst>st
heutzutage fast zu viel. Wir stellen die Frage, ob die P s
tungsreprodnktion nicht beschränkt und ob es gesunde Kult''
znstände sind, wenn der Knltnrphilister fast nichts als st
Tagblatt wie ein „Evangelium" verschlingt und auch die stst
gebildeten Stände ihre Muße fast ausschließlich ans Koi'st
ernster wissenschaftlicher Studien mit massenhaftem ZeitiE
lesen verschwenden?

Miszellen.
König Max II. von Bayern, dem dies sonst gerade >st^
immer gleich scch, that einmal anch folgenden richtigen Ausspruch: Dast^.
soll bei der Wissenschaft bei aller sonstigen Freiheit gesehen werde», j
das Menschliche dem Göttlichen untcrznordncn sei.
Zn der Miszelle „Das Gebetbuch des Grafen Eberhard b
Bart" re. in Nr. 4 d. Bl. S. 15. — Die hier zur Sprache gebrstst^
Einflüsse der Waldenser ans das religiöse Leben in Deutschland ^
den seit einiger Zeit so gang nnd gäben Zuschreibungen deutscher
an waldensischen Ursprung sind mit großer Vorsicht aufznnehmett.
ist die in protestantischen Kreisen mit so großem Beifall aufgenoiNst^
Hypothese, daß die älteste vorreformatorische deutsche Bibelübersth ,
von Waldensern herstamme, in dein kürzlich (bei Hellmuth Wollernst^
zu Brannschweig) erschienenen Werke: „Die deutsche Bibelübersth
des Mittelalters von Will). Walther" als eine Idee aufgedecn .
hingestellt, für welche nicht einmal die Wahrscheinlichkeit nachgc'stst
werden kann. In dem genannten Werke wird die alte Verleniiv
als gebe es eigentlich gar keine deutsche Bibel des Mittelastst^
durch Behandlung von ungefähr 140 Handschriften und von
40 Druckwerken für immer beseitigt; in dein ersten Teile des
finden sich außer den Druckwerken noch 14 Bibelhandschriften behast
von denen bisher nur drei etwas bekannt waren.
. d»'!
Altwürttembergisches. — Faberliches. In eiiu'"st^
gemeinschaftlichen Berichte der vermittelnden Gesandtschaften des
Höfe Preußen, Hannover nnd Dänemark, der sogenannten Gast' ^
Mächte für den Erbvergleich vom Jahre 1770, namentlich ststisi-
„Landesreversalien", 6. 6. Stuttgart, 4. April 1770, über die
dien zwischen Herzog Karl und seiner Landschaft ist anch u. st
Persönlichkeit des Prälaten Fab er von Alpirsbach ststch
Es heißt hier von demselben: „Er ist neben Dann, Neuß „der sst^sl
und ebenfalls ein gelehrter Mann, der aber mit einem bösen Hstst
eine unersättliche (!) Begierde, sich emporznschwingen (!), zu vest'
scheint. Er ist ein Mitglied des Konsistorii, nnd will den vorptzst,^
Prälaten und Konsistvrialrat Fischer, welcher ein Mitglied des sts"
Ausschusses ist, stürzen (!). Sein (Fabers) Bruder, Vizedirektar
Konsistorii, trachtet l!) nach einer Stelle im Ministeriv (!) und ststl''
stützt die Partei der Dissentienten mit Mund nnd Feder . . . . Fc>'
ein Paar ungute Menschen nnd „Kapitalstreber" vor dem Herrn st.
„guten alten Zeit"! ^ ,,
Zn dem Aufsatz: „Ein Lied ans die Ermordung
dreas v. Sonnenbergs re." in Nr. 19 d. Bl. v. 1888 S-
ist nachzntragcn, daß in dem Werke des Jakob Schrenck von ststo'
gen: -rVuAustisslm'oruin Imperatorum etc. etc. continuatum ot
lutum, Oeniponti, excuäedat loannis ^§rico!rr, 1601«, dem stststst
braser Heldenbnche, sich unter zahlreichen anderen Bildnissen best'ü i>>
Persönlichkeiten anch das von Dominikus Custodis zu Junsstst
gr. Folio trefflich gestochene (>Zoba Lattista ton. clel.») Porträt dst^.
glücklichen Grafen Andreas von Sonnenberg findet.

Stuttgart, Bnchdrnckerei der Aktiengesellschaft „Deutsches Vvlksblatt".
 
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