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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 7.1890

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Die Kirchen, Kapellen, Klöster und Klosterhöfe Ulms, [2]: eine historische Skizze
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Fugger, Raimund Graf: Anmerkungen so bei beliebiger Erneuerung der alten Kirche des hochlöblichen Gotteshauses Wiblingen nach meinem geringen Gutachten zu beobachten
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https://doi.org/10.11588/diglit.20201#0022

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18

Als im Jahre 1879 das Gymnasium abgebrochen wurde, ver-
schwand das alte Barfüßerkloster spurlos.
Ein anderes altes Kloster der Stadt war das Kloster der
Dominikaner oder Predigerbrüder. Es wurde 1281 ans dem
Platze gestiftet, auf dem jetzt die Dreifaltigkeitskirche und die
Katharinenschnle stehen. Vor der Reformation lebten in dem-
selben zwei berühmte Männer, der Mystiker Heinrich Suso,
der daselbst im Jahre 1365 starb, und der gelehrte Felix Fabri,
der zweimal, 1480 und 1483 in das heilige Land gereist und
später Prior und zuletzt noch Provinzial geworden ist. Am
Grabe Susos geschahen so viele Wunder, daß der Orden ihn
zugleich mit dem hl. Thomas von Aquin dem Papste zur
Kanonisation empfahl, doch dieser fand die Akten über ihn
noch nicht spruchreif. Als dritthalbhnndert Jahre später Bau-
leute im alten Krenzgang des Klosters das Grab des Seligen
öffneten, war sein Leib noch ganz unversehrt in seinem Ordens-
kleide und verbreitete einen lieblichen Wohlgeruch. Als dies
dem Bürgermeister angezeigt wurde, befahl er, sogleich das
Grab wieder einzuwerfen, damit kein Aufsehen entstehe. Im
Jahr 1668 wendete sich der Bischof von Konstanz durch Ver-
mittlung des Johann Adam Hühnlen, Goldarbeiters und' Rats-
herr): in Ulm, an den Rat mit der Bitte, ihm den Leichnam
des seligen Suso anszufolgen. Es konnte damals derselbe
leicht gefunden werden, weil noch Leute lebten, die bei der
ersten Eröffnung des Grabes zugegen waren. Der Rat schrieb
nun dem Bischof, daß seiner Bitte nicht entsprochen werden
könne. Hierauf kündigte der Bischof dem Rat an, daß er
einen kaiserlichen Befehl zur Auslieferung erwirken werde.
Allein der Rat blieb seiner Entschließung treu. Nach dem
bayerischen Ueberfall, durch den Ulm in die Hände des baye-
rischen Kurfürsten siel, wurde durch den französischen Komman-
danten Marquis de Blainville und den bayerischen Komman-
danten Bettendorf ein erfolgloser Versuch gemacht, den Leichnam
Susos zu erheben. Papst Gregor XVI. bestätigte 1831 die
allgemeine Verehrung des Seligen.
(Fortsetzung folgt.)

Anmerkungen,
so bei beliebiger Erneuerung der alten Kirche
des hoch löblichen Gotteshauses Wiblingen nach
meinem geringen Gutachten zu beobachten.
(Aus den in Uuterkirchberg befindlichen Klosterakten.)
Mitgeteilt von Raimund Graf Fugger in Oberkirchberg.
1. Zn erfahren, ob das alte Kirchengebäude die Unkosten,
Mühe und Arbeit zu dessen Erneuerung zu tragen lohne, ist
meines Erachtens hauptsächlich notwendig, daß man zuerst und
vor allem an zwei oder drei Orten außerhalb der Kirche, wo
Regen und Schnee den meisten Zugang zur Kirchenmaner
und zum Fundament haben, also v. §. linkerseits neben der
Kirchenthüre, item bei dem Eck und Winkel, wo das Krenz-
gebäude beim Turm anfängt auf dem Kirchhöflein und hinter
dem Rnndell (obwohl es zwar bei diesem letzteren Ort nicht
so besonders vonnöten) etwa 4—5 Schuh tief an dem oder-
besser zu reden gleich neben dem Fundament graben würde
und alldorten von bewährten und erfahrenen Baumeistern das
Fundament visitieren ließe, ob es noch gut, gesund und stark,
oder hingegen faul und schwach, Massen so es faul und schwach
wäre, es in den Bach geworfen werde, was man an der alten
Kirche angewandt und also alles verloren habe. So es aber
noch gut, soll man es wieder verwerfen und znmachen.
2. Alsdann, weil das Gewölbe des Langhauses erstlich
so schwach, daß es nur 4 Zoll dick, zum andern, weil das

ganze Gewölbe des Mittelbaues einen großen Riß bekommen,
drittens weil eine Wölbung über einem Fenster sich gesest
hat, in einem andern aber es einen solchen Riß und Loch Hst
daß ein Stein weit hinunterhängt mit ernster Gefahr, hinab'
zufallen und einen Menschen zu beschädigen, wenn nicht gst
zu töten. Viertens weil das Gewölbe des Langhauses st
keiner einheitlichen Ordnung sich befindet, da das Gräm,
welches senkelrecht mitten über den Pfeilern in die MauM
eingesetzt sein sollte, bei einem um 2, bei einem andern "st
1^2, wieder bei einem um 1, bei einem vierten um ll2 Sch'"!
u. s. f. fehlt. Ja es korrespondiert niemals eine Seite ""
der andern, ausgenommen bei den letzten Pfeilern. Es hm
nämlich der Baumeister beim ersten Bau dieses Gewölbes eist"
Substantialfehler begangen, so daß es jetzt auch plrisice um)
nur rnoruliter imposmdile, das Gewölbe ordentlich und ohi"
sichtbare Schändung der ganzen Kirche anszuziehen, denn we""
ein Teil recht wäre, so wäre ein anderer dafür um ll2, bst
um 1, bald um I V2, bald um 2, bald um 2^2 Schuh,,st
den Zieraten und Feldern für die Schildereien und Genialst
einmal zu weit, dann wieder zu eng, so daß bald nichts stst
gereimteres könnte ersonnen noch erdacht werden; dies wüstst
die ganze Kirche verunstalten und alle die, welche damit st
thnn gehabt, die solches befohlen und ungeordnet, würden feist
Ehr, sondern nur Spott und Schaud neben den vergebliche'
Koste): für das baufällige Gewölbe bei jedermann, auch st
den Verständigen, davontragen, deshalb sage ich, ist es "st
vonnöten, das Gewölbe, des Langhauses völlig abzuheben "st
auch abznbrechen und folglich frisch auch ein neues Zngewöll"''
sonst wäre absolut unmöglich, etwas zu machen. ,,
3. Weil nach dem Bericht zweier Baumeister die Kirst
voni Fundament bis unter das Dach außen und innerhalb st
Kirche von lauter Qnaderstücken erbaut, in der Mitte "st.
nur mit Mörtel- und Bruch-, auch Backsteine)) erfüllt; es st
also zwar wohl möglich, jedoch mit mehr und größerer Arle'
und Unkosten alle Fenster zu erweitern und zu vergrößerst
wie eS alsdann sowohl die Zierde als auch das höchst "st
wendige Licht dringend erforderte. Man müßte aber, nächst!
das alte Gewölbe abgeworfen, und ehe das neue gebaut, st
Fenster vergrößern, indem die Last alsdann in Ermangl"st
des Gewölbes noch nicht so groß und daher die Mauer stst
Anfbrechen und Erweitern noch eher ohne Gefahr erdnlst,
möge. Man muß aber mit Ansbrechnng der Fenster
nicht unten, sondern zu oberst anfangen und also nach "st
nach absteigen, die Fenster aber senkelrecht auf die Mitte >-
Böger: richten. ,,
4. Aus den ober» Fenstern des Langhauses kann ""
aufrechte Ovale machen v. ^ , Krenzfenster aber "st
^ , I
s st Obwohl sie oberhalb schön sich ansnehmen würA''
könne» sie doch nicht gemacht werden, weil sie die von Onstst
stücken erbaute Mauer mit ihrer Nebenrnndnng gar zu 1'^
schwächen würden.
5. Die untern Fenster können beiderseits länger und st
auf vier Schuh oberhalb der Beichtstühle gezogen und st*
starken Gittern von Eisen versichert werden. ^
6. Wäre wohl zu wünschen, daß zu einiger Verhüt st
Versicherung der Feuchtigkeit in der Kirche, wenn nicht st -
und die andere Staffel in die Kirche hinaufführte, also stst
die Kirche von dein Hofboden und von der Erde um ein st
mehrere Schuh erhöht stände, daß sie doch wenigstens stst
Boden außerhalb gleich wäre und man ganz eben ohne ^
 
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