Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 7.1890

DOI Artikel:
Beck, Paul A.: Zum Ulmer Münsterjubiläum 1890. Die Altäre und Pfründen im Ulmer Münster, [4]: ein Beitrag zur vorreformatorischen Geschichte desselben
DOI Artikel:
Renz, Gustav Adolf: Archivalien des ehem. Cistercienser-Nonnenklosters Baindt bei Weingarten, [8]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20201#0074

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


Bildersturm einen von Martin Schaffner gefertigten Altar,
den sogenannten in beiden Uebersichten ebensowenig erwähnten
Hutzenaltar, wohl die letzte Altarstiftnng in das Munster
gestiftet, welcher in der Tnrmhalle des Domes seine Aufstel-
lung fand und von welchem hernach noch die Rede sein wird.
Nach Weyermann haben weiter noch eine Reihe von Ulmer
Familien, so die Schleicher, st Herwart, Ulmer,
Nach bau er 2) (Nachpawr), Streicher, Siräler w.
Geschlechteraltäre in das Münster gestiftet. Der Schleiche r-
altar dürfte vielleicht der in den beiden Altarlisten gleichfalls
nicht aufgeführte „Baltringeraltar" fein, soferne die
Schleicher im 15. Jahrhundert vorübergehend im Besitze des
Dorfes Baltringen waren?! Auch die Günzburger, eine
U. Patrizierfamilie, welche dein kath. Glauben treu blieb und na-
mentlich dem Kloster Wiblingen viele Wohlthaten erwiesen hatte,
hatten (nach Weyermann II., S. 142) bis 1531 im Münster
einen Altar; der Natsältere Enstach G. (geb. 1516, ch 1501)
wahrte zusammen mit U. Echinger (s. S. 69) dem Herrschafts-
pfleger Seb. Lieber und dem Proviantherrn Joos Besserer dem
Magistrate gegenüber nach dem Interim energisch, wenn auch
vergeblich, die Rechte der Katholischen in Ulm. Weniger
bekannt ist, daß ein U. Bürger Hans Jselin (auch
Eselin) im 15. Jahrhundert einen Altar nebst Pfründe,
den „Allerseelenaltar", ins Münster gestiftet hatte, an welchem
um 1495 Johann Triesch, vorher um 1476—1495 Pfarrer
zu Schalkstetten, Kaplan war. Man wird also immerhin mit
den genannten Altären, nämlich
53. Baltring er Altar (s. S. 50, 2. Sp. oben),
54. Eh in g er Altar,
55. Hntzen Altar,
56. Gr ecken Altar,
57. Schleicher Altar,
58. Herwart Altar,
59. Ulmer Altar,
60. Gi enger Altar (s. Nr. 10, S. 53),
61. Nach bau er Altar,
62. Streicher Altar,
63. Sträler Altar (s. übrigens oben S. 47),
64. Günzburger Altar,
65. Iseli n Altar,
im ganzen annähernd zwischen 60—70 Altäre annehmen
dürfen, b) Man darf sich dabei aber nicht Vörstetten,
als ob, was allerdings in den ersten Zeiten der Fall gewesen
sein soll, jeder einzelne Altar auch seinen eigenen fundierten
Priester, einen Altaristen gehabt hätte; bei einer Reihe von
Altären war dies wohl der Fall, bei andern aber nicht; und
wurden von letzteren mehrere zusammen durch einen Geistlichen
versehen. Zn Beginn der Reformation gab es in Ulm-Stadt
35 Welt- (oder Säkular-)Priester; an ihrer Spitze stand
der Oberpfarrer, Münsterpfarrer (plebnnus, Leutpriester, zu-
weilen auch rector ecclesine gen.), welchem nach Fel. Fabri
besondere große (?) Privilegien und Epemtion (?) von der
Jurisdiktion des Bischofs von Konstanz znkamen und welcher
nach derselben Quelle mit seinen fünf Kaplanen „einen bi-
schöflichen Staat führte"; die Parochialrechte der alten Pfarr-
kirche waren auf das Münster und das Patronat der Münster-
Die Schleicher hatten außerdem ein Fenster, „das achte ans
der Seite gegen Mittag, vom Chor an gerechnet," ins Münster gestiftet.
0 Johannes Nachpawr, Bürger in Ulm, präsentierte im Jahre
1518 ans den von seinen Boreltern in der Mitte d.r Pfarrkirche
gestifteten Maricnaltar den Kaplan Ulrich Veit.
2) Die häufigste Lesart 7ennt nur 52 Altäre, „gerade so viel wie
Wochen im Jahre"; Schmid führt in seiner U. Reformationsgeschichte
59 gestiftete Meßaltäre um d. I. 1525 auf.

Pfarre seit dem Jahre 1387 von Reichenau an die St^
übcrgegangen. In dem Anstellnngsvertrag des MünsterpfaN'O-'
war es seitens der Stadt diesem anfgegeben, den Frauen^
auf der Kanzel und sonst in jedweder Weise zu fordern. -.
sich gehörte die Münsterpfarrei, falls dieselbe überhaupt ihO
exemt war, in das alte, zu Anfang dieses Jahrhunderts mR,
löste Rnralkapitel Blanbenren; das Landkapitel Ulm ist erst^
diesem Jahrhundert gebildet worden. Der Stand der Klvst^
(Negular-)Geistlichkeit in der Stadt mag um jene Zeit znsanuA
gegen 40 Mönche betragen haben. H .
Es läßt sich ob dieser hier anfgezählten Menge
Altären denken, welche Fülle von Erzeugnissen der kirchE
Kunst, von Gemälden, Schnitzwerken in Holz, Stein n. s-
von Werken der kirchlichen Kleinkunst — kurz ein wahs'
Arsenal kirchlicher Kunst im Münster bis zur NeformK^
anfgestapelt gewesen sein muß, wozu noch weiter in Beteew
kommt, daß es damals in Ulm sonst noch eine große ABA
(über 50) ebenfalls sehr reich ansgestatteter, znm Teil ^
ansehnlicher Kirchen und Kapellen gegeben hat! Und
darf man weiter annehmen, daß hier meist Kunstgerecht 7
Knnstwertiges vorlag, denn die Entstehung dieser Altäre Q
Zierden fällt gerade in die Blütezeit der schwäbischen, sp^',
Ulmer Kunst, in welcher von 1473—1518, wenn nicht
früher, eine eigene Künstlerbrudcrschaft zu St. Lukas bei ^
Wengen sich gebildet hatte; gewiß haben es die vorneh^
und ehrbaren Ulmischen Geschlechter in Verbindung mit Q
damaligen Künstlern und Kunsthandwerkern in edlem
eifer bei der Aufrichtung und Ausschmückung der von
gestifteten Altarwerke an nichts fehlen lassen und eine
darein gesetzt, nur das Schönste und Gediegenste zu
EZ herrschte ja in allen Kreisen der von alten
her religiös und wohlthätig gesinnten Einwohnerschaft
rührender, fast heiliger Eifer, zu dem Gelingen des
Werkes nach innen und außen nach Kräften beiznste" ,
Nicht bloß bei der Grundsteinlegung, wo außer den 0^
und Angesehenen, namentlich manchen edlen Frauen,
sich ihres Ueberslnsses an kostbaren Gewändern und Kleine^
znm Besten des Bans entledigten, jeder, wer nur u'gstD^,
konnte, ja selbst auch der gemeine Mann, gleich
spendete, „daß man ein namhaftes zur Fortsetzung des
erhub", bethätigte sich dies, sondern diese freudige Opll'rwl ^
keit hielt noch über die Mitte des folgenden JahrhinuO^,
bis die Mittel in keinem Verhältnisse mehr zu dem
großartig angelegten, immer kostbarer werdenden Bane st^'P,,
an und äußerte sich in reichlichen Stiftungen und Vergabt»
(Fortsetzung folgt.)
Nrchivalion des rheirr. Eisterrienser-MolttU.'^
Klosters Baindt bei Weingarten.
Geordnet mW bearbeitet von Renz in Negensbnrg-
(Fortsetzung.) . y0>>
1263. Juli 8. Ravensburg. Schenk
Winterstetten beurkundet, daß Heinrich von Jngoltingen
eine Entschädigung von 2 Pfund Konstz. Pfennigen
Anspruches an sämtliche Güter zu Littebach, einen BamE
zu Markdorf und andere gewisse Güter daselbst, welE^jö
Schwager Bnrkard von Ittendorf (lUteirclorl) und Z4'iin'4Dchi
seine (des Schenken) Schwester, zu ihrem und ihrer
Seelenheil, dem Kloster Baindt vermachten, sich entlw ^

Nachtrag (-mb

0 Wir werden vielleicht in einein ^
Stand der Ulmischen Priesterschaft in Stadt und Land vor ZOpj!
mation znrückkommen. Im 15. Jahrhundert mag die Zahl der
Priesterschaft eine höhere gewesen sein.
 
Annotationen